Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Verebélyi Kincső: Népies rajzművészet a XVII-XX. század között

VOLKSTÜMLICHE ZEICHENKUNST IN UNGARN VOM XVII. BIS ZUM XX. JAHRHUNDERT KINCSŐ VEREBÉLYI Innerhalb der sogenannten Bildlore-Forschungen gibt es einige Tendenzen, die stärker, andere die weniger stark vertreten sind. Es ist bereits klar ersichtlich, dass die von der Ikonographie inspirierten Analysen sich mehren und dass auch die visuellen Anthropologen den modernen Bildmedien und deren Wirkungen viel Mühe und Auf­merksamkeit widmen. Da wir das Bild mit seinen Funktionen mithilfe seiner Funktions­wandlungen untersuchen können, müssen wir eine Bestandesaufnahme solcher Gebiete zusammenstellen, in denen das Bild noch im Sinne der bildenden Künste gilt. Mein Aufsatz ist ein Versuch, die volkstümliche Zeichenkunst in Ungarn vom XVII. bis zum XX. Jahrhundert, wenn auch skizzenhaft, so doch zu zeigen. Obwohl von diesem Material einige Werke bekannt sind oder als Dokument benützt wurden, wurde es als Gattung der volkstümlichen bildenden Künste noch nicht zusammengefasst. Ich be­schäftige mich hier also mit geschmükten Handschriften, kolorierten Zeichnungen, gemalten Illustrationen und selbständigen Bildern der erwähnten Epochen. Der Bild­träger ist immer das Papier, und dementsprechend stehen solche dekorierten Gegen­stände, die aus Stein, Knochen oder Tertilien gefertigt wurden, diesmal stehen sie ausser meinen Untersuchungen. Obwohl die Inschriften am Rande des jetzt gewählten Gebietes stehen, können sie hier nicht der deutschen Forschungstraditionen entspre­chend als eine selbstständige Ausdrucksform geprüft werden. Es muss noch bemerkt werden, dass ich die Problematik „Wandschmuck, Wandbild" auch nicht behandle, obwohl ein Teil des Materials zu dieser Kategorie gezählt werden könnte. Die einzelnen Werke der volkstümlichen Zeichenkunst sind zum grössten Teil unter Handschriften von verschiedener Art zu suchen. Diese Handschriften sind von den Handschriften und Akten des Mittelalters dadurch zu unterscheiden, dass sie schon in der Epoche der Buchdruckerei angefertigt wurden. Es gibt Länder - unter anderem auch Ungarn - wo die handschriftliche Dokumentation und Kommunikation länger und unter anderen gesellschaftlichen Schichten lebendig blieb als in West-Europa. Die verzierten und machmal auch sogar bebilderten Handschriften führen also einerseits eine mittelalterliche Tradition weiter, andererseits aber ahmen sie druckgraphisehen Vollbildern nach. Die Autoren dieser Kunstwerke sind wenig bekannt, wir haben keinen professionellen Künstler unter ihnen gefunden. Begabte Notare, Lehrer, Geistliche, Studenten oder Zunftmeister sind die Autoren. Die Handschrift-Typen, so wie Urkunden, Tagebücher, Album amicorum, hand­geschriebene Gesangbücher, Poesiealben, Gedenkblätter und Gedenkbücher, Wap­pen- und Trachtenbücher, Notiz- und Merkbücher haben oft eirne eigene Kulturge­schichte, die an sich auch zu studieren wäre. Eine gattungsmassige Einteilung der verzierten Handschriften kann nicht unmittelbar den Funktionen folgend geschehen, denn der Zusammenhang zwischen Bild und Gebrauch erscheint nicht so direkt. Da wir auf so verschiedenen Handschriften in der gleichen Epoche ähnliche Ziertechniken ,

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