Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Tüskés Gábor-Knapp Éva: Barokk kori mirákulumos könyvek illusztrációs sorozatai

DIE ILLUSTRATIONSSERIEN BAROCKZEITLICHER MIRAKELBÜCHER GÁBOR TÜSKÉS - ÉVA KNAPP Unter den populären Erscheinungsformen der religiösen Bildersprache im Barock gebührt der Illustrationsgraphik und der Andachtsgraphik eine besondere Aufmerk­samkeit. 1 Zwischen diesen zwei Gruppen, die nach Gebrauchsbestimmungen aus­einandergehalten wurden, ist ein breites Übergangsgebiet zu finden, dem die For­schung bisher relativ wenig Aufmerksamkeit gewidmet hat. Hierher gehören unter anderem all jene Textillustrationen, Frontispize und Illustrationsserien, die in den verschiedenen Publikationstypen der geistlichen Literatur erschienen sind. 2 Einen in ganz Europa verbreiteten Publikationstyp der geistlichen Literatur im Barock bilden die Mirakelbücher. Neben dem häufigen Vorkommen der Frontispize und Einzelillustrationen sind in diesen Büchern manchmal auch zusammenhängende Illustrationsserien aus mehreren Bildern zu finden. Während die Frontispize und Ein­zelillustrationen aus dem originalen Zusammenhang heraus oft auch in einem anderen Kontext vorkommen konnten (z.B. als Andachtsbild, als Titelbild in Gebetsblättern und Flugschriften), verlieren dagegen die Bilden der Serien ohne den Textzusammen­hang ihren Sinn, so dass sie anderswo nicht gebraucht werden konnten. Die Illustrati­onsfolgen in den Mirakelbüchern knüpfen regelmässig an die verschiedenen Erzählgat­tungen an, und tragen zu Verständnis, zur Deutung und Fixierung dieser Texte wesent­lich bei. Damit haben wir schon auf jenes andere volkskundliche Forschungsgebiet hinge­wiesen, mit dem die Analyse dieser Darstellungen verknüpft ist; auf die Erzählfor­schung. Heute braucht kaum noch betont zu werden, dass Bildforschung und Erzähl­forschung, weil eng verwandte Kommunikationsprozesse betreffend, als komplemen­täre Bereiche anzusehen sind. Die Illustrationsserien der Mirakelbücher bedeuten nur eine unter vielen Möglichkeiten für die Zusammenarbeit der volkskundlichen Erzaehl­und Bildforschung. 3 In dieser Zusammenerbeit darf auch die Kunstgeschichte nicht ausser Acht gelassen werden, die in der Analyse der Erzählmethoden herausragender Kunstwerke bedeutende Ergebnisse aufweist, und in der die Erforschung der Buchil­lustration zu einem selbständigen Gebiet avancierte. 4 Im folgenden wird versucht, das Illustrationsmaterial der Mirakelbücher von vier ungarischen Wallfahrtsorten zu untersuchen und einige Konsequenzen aus dem sich daraus ergebenden Verhältnis von sprachlicher und bildlicher Erzählung für die volks­kundliche Bildforschung zu ziehen. Historische Zusammenhänge Bei der Untersuchung der Illustrationsserien in den Mirakelbüchern muss vor allem berücksichtigt werden, dass diese Darstellungen mit den übrigen ikonographi­schen, narrativen und Brauchtum-Elementen der Wallfahrt eine untrennbare Einheit bilden. Aus ikonographischem Gesichtspunkt stehen die Bilder der meisten Serien

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