Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Alfred Messerli: A látványéhség kielégítésének szabályozásáról - A Zürich melletti Örlikon község második mozgóképszínháza körüli viták jegyzőkönyv

barere Tatbestände wie Zeitverschwendung und Beschaffungskriminalität: der Kine­matograph wird in der arbeitslosen Zeit von den Jugendlichen besucht, und die Sucht, dieses falsche Abbild rezipieren zu müssen, verleitet, um in den Besitz der Mittel zu gelangen, die den Besuch des Kinos voraussetzen, zu kriminellen Handlungen. KONKLUSIONEN: Die Medien kommen und gehen, die Argumente, die gegen ihre angebliche Schädlichkeit angeführt werden, bleiben sich gleich. In seinem Vortrag „Was kann die Kirche tun zur Bekämpfung der schlechten Literatur und zur Verbrei­tung guter?" C 1903) erwähnt Pfarrer H. Andres den Fall eines jungen Burschen in Berlin, dem nicht weniger als neun Brandstiftungen zur Last gelegt worden seien, deren Ursache sich in der lektüre des berüchtigten romans „Der Scharfrichter von Berlin" nachweisen liess. Und am 7. Januar 1988 las man auf dem zeitungsaushang eines Boulevardblattes folgenden Text: „Killer-Buben: Brutalo-Videos vor dem Mord!" Die paradigmatische Verknüpfung von Vorher und Nachher antwortet auf die Frage, wie es denn geschehen konnte. Hinter diesem Erklärungsdruck verbirgt sich nicht etwa eine aufklärerische Neugierde, sondern eine vielmehr konservative Faszination belegbarer Tatsachen. Dem trägen Argumentationsmuster haben sich auch die neuen Fakten anzubequemen. Es gab aber auch andere Stimmen, die sich der meinung der Kinogegner nicht anzuschliessen vermochten. In einer Zuschrift im Tages-Anzeiger (12. Dezember 1912) wird bis anhin der Nachweis über den ungünstigen Einfluss des Kinematographen auf die psyche des Kindes vermisst, und es wäre, heisst es dann weiter, „wohl auch schwie­rig, überhaupt einen solchen zu leisten", es sei denn, man stelle einfach auf die Aussa­gen der kleinen Delinquenten ab, „die eben nun einmal mit Vorliebe sich als Opfer des Kinematographen bedauern lassen". Und weiter:„Vielen Leuten gefällt es nun aber einmal, die Ursachen der Kriminalitä und ihrer Zunahme in entfernten Dingen zu suchen, weil man es gerne verschweigt, dass die Verschlechterung der allgemeinen Lage, die Erschwerung der Lebenshaltung und überhaupt die Verschlimmerung aller Lebensumstände mit Naturnotwendigkeit eine Vermehrung der Vermögensdelikte nach sich ziehen müssen." Das klingt vernünftig. Wie aber sind die Warnungen der Kinogegner zu verstehen, sind sie nun einfach falsch, oder sprechen sie, freilich auf eine uneingestandene Weise, über die eigene Erfahrung mit dem Kinematographen? Die Texte, die so vehement gegen das Kino sich wandten, belegen ein grosses Verständnis für seine Struktur, wenn auch nicht für seine Bedeutung. Für die Anschauung des bildes zerstört der Film, was der klassischen Ästhetik zufolge wesentlich ist: die Distanz. Und gerade an der Wahrnehmungs- und Verarbei­tungsweise von Bildern haben sich die zivilisatorischen Leistungen der Triebregulierung und der Triebkontrolle zu bewähren: „Das Groteske, Burleske, die ewigen, unglaubli­chen Hetzjagden zu Pferde, Automobil, in der Eisenbahn, auf dem Fahrrade, zu Fuss, in einer Tonne, auf einer Kugel, fördern die Lust am Fratzenhaften u. Lächerlichen u. schaffen Unlust zum Geniessen edler Kunstwerke." (Stichwort „Kinematograph u. Schule" im Lexikon der Pädagogik, 1921) Und in der Eingabe des „Christlichen Vereins junger Männer" in Zürich Aussersihl vom 27. Mai 1913 heisst es, die kinematographische Vorführung unterbinde „die Fähig­keit zu ruhigem Denken und Betrachten und zu besonnenem Handeln". Ein Dr.B. begreift in seinem Referat „Der Kinematograph und seine Gefahren" des Phänomen folgendermassen: Bei dem raschen Wechsel der Erscheinungen ist das Volk, das stun­denlang in den finsteren Räumen sitzt, nicht mehr im Stande, zwischen dieselben Sinn, Verstand und Zusammenhang zu bringen. Die Gewerbepolizei der Stadt Zürich gas sich aus derlei Überlegungen heraus über die Ankündigung einer neuen Erfindung, des

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