Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)
I. RÉSZTANULMÁNYOK - Alfred Messerli: A látványéhség kielégítésének szabályozásáról - A Zürich melletti Örlikon község második mozgóképszínháza körüli viták jegyzőkönyv
DIE BEFRIEDIGUNG DER SCHAULUST ZU REGULIEREN Protokoll über den Streit um den zweiten Kinematographen in der Gemeinde Őrlikon bei Zürich ALFRED MESSERLI Mit dem Namen Lichtspieltheater oder Kinamatographen-Theater wusste sich das Kino in seiner Anfangszeit (damals sagte man noch der Kino) eine Respektabilität vu verschaffen, mit der es als illegitimer Abkömmling vonJahrmarktsbelustigungen sonst hatte nicht rechnen dürfen. Wie wenig diese Verstellung half, belegt die Kinodebatte für und wider das neue Medium. Die Allmacht des Kinematographen schien damals ungebrochen. Das ist uns heute nicht ohne weiteres verständlich. Durch andere Medien befindet sich das Kino in einer Konkurrenzsituation, welche die Grenzen seiner Attraktivität hat sichtbar werden lassen: Est ist ein Medium unter anderen. Die Befürchtungen, die der Kinamatograph damals in jenen auslöste, die sich dazu äusserten - in Lehrern, Zeitungsschreibern und Volkserziehern -, erscheinen uns als der naive Versuch, die Gesellschaft auf die Gefahren hinzuweisen, die ihr durch den extensiven Besuch der Kinos durch Jugendliche erwachsen. Gesteht man den Kinogegnern diese Naivität nicht zu (und vieles spricht dafür, das nicht zu tun), so geht es in dieser Debatte um eine Auseinandersetzung um die Wirklichkeit des Imaginären. VORSCHAU: Die Bevölkerungszahlen der eidgenössischen Volkszählungen belegen, mit welcher Geschwindigkeit die Stadt Zürich um die Jahrhundertwende durch Geburtenüberschuss und Zuwanderung wuchs. 1888 zählte die Stadtbevölkerung 27 674 Personen (zusammen mit den 1893 der Stadt zugeschlagenen Gemeinden 94 129), 1894 waren es 121 057. 1900 schon 150 703, 1910 190 733 und im Jahre 1920 207 161. Die Bevölkerungsentwicklung der damals noch eigenständigen, ans Stadtgebiet angrenzenden Gemeinde Őrlikon verlief nicht weniger stürmisch: 1888 wohnten hier 1 721 Personen, im Jahr 1900 3 982, zehn Jahre später 5 835 und 1920 7 278. Was Carl Brühschweiler im Adressbuct der Stadt Zürich für 1925 unter dem Titel „Zürichs Aufstieg zur Grossstadt" verhandelte, lässt sich auch am Aufkommen ständiger Kinematographen belegen. Der Polizeivorstand sprach von einer geradezu „unheimlichen Vermehrung der Kinematographen" (Protokoll Polizeivorstand; 8.1.1910). 1907 eröffnete jean Speck an der Waisenhausgasse das erste Kinotheater („Specks Kinematograph" ab 1913 „Orientkino") mit 150 Sitzplätzen. Im gleichen Jahr folgte das „Radium" an der Mühlegasse mit 160 Sitzplätzen, 1908 das „Odeon" am Limmatquai (bis 1911), der „Zürcherhof" (bis 1915) am Sonnenquai mit 120 Sitzplätzen und das „Löwenkino" (später „Eden") am Rennweg mit 150 Sitzplätzen (bis 1929), 1909 das „Cinema Wunderland" an der Militärstrasse mit 150 Sitzpätzen (bis 1914), das Kino „Sihlbrücke" an der Badenerstrasse mit 100 Sitzplätzen und die „Elektrische Lichtbühne" (später „Zentraltheater; heute „Capito") and der Weinbergstrasse mit 240 Sitzplätzen. 1910 bestanden in der Stadt Zürich neun Kinematographen, 1915 waren es 13. Ein Zitat aus dem Vortrag von Rechtsanwalt Lesch „Der Kino im Kultur- und Rechtsleben der Gegenwart", am 15. März 1916 auf der Schmiedstube gehalten, gibt