Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Josep Marti i Perez: A bajelhárító vallásos röplap Spanyolországban

tropäischen Blatt, das der heiligen Jungfrau von Nieva gewidmet ist, die in Mittelspa­nien verehrt wird, unter der Abbildung folgende Anmerkung lesen: „Verdadero retrato de nuestra senora de Nieva, especial abogada contra las tormentas. Hay pia tradíción que donde estuviere esta estampa no caerán rayos ni centellas." 6 Bei einigen Exemplaren der spanischen apotropäischen Blätter ist nicht das ganze Bild des jeweiligen Heiligen abgedruckt, sondern nur ein Teil, nämlich der Fuss. Bei di­esem Fall, übrigens auch gut bekannt bei der populären Druckgraphik anderer katholi­schen Ländern, das Mass des abgebildeten Fusses muss mit dem der Plastik überstim­men. Wichtig ist immer, dass eine Identitätsbeziehung zwischen dem Blatt und der tau­maturgischen Figur besteht. Aber öfter als das Bild kommt das Gebet als „Machtschlüssel" bei den apotropäi­schen Blättern vor. Es handelt sich nie um gewöhnliche Gebete, und sie weisen sehr oft eine ausserordentliche Herkunft, indem sie z. B. von einem Heiligen „geschrieben" oder den Menschen einfach vom Himmel („Himmelbrief") gegeben wurden. Dies alles begründet ihre Kraft. Viele dieser Gebete mit taumaturgischer Kraft werden ebenfalls bei der Ausübung der Volksmedizin verwendet und mündlich tradiert. Ein apotropäisches Blatt kann seine Macht aber nicht nur auf Grund eines der von ihm konstituierenden Elemente erhalten. Bei einigen Blättern ist ihre Kraft auf der Tatsache begründet, dass sie in physischem Kontakt mit einem religiösen Machtobjekt gewesen sind. Man hat sie z. B. mit einer Reliquie oder einer religiösen Plastik in Berührung gebracht; die übernatürliche Kraft wird somit dem Blatt übertragen. Wir haben hier mit dem „Berührungs"-Gesetz der sympathetischen Magie zu tun. Nicht selten wird dieser Umstand sogar auf dem gedruckten Blatt angegeben. Bei einigen apotropäischen Blättern ist es schwierig, die Quelle ihrer Kraft so eindeutig wie bei den vorhergehenden Fällen zu bestimmen. Auch wenn sie ebenfalls Illustrationen und Gebete enthalten, so kann doch keines dieser Elemente als wahrer „Machtschlüssel" betrachtet werden. Es handelt sich dabei um normale Abbildungen oder Texte, wie man sie sonst auch bei anderen Typen von religiösen Blättern finden kann. Trotzalledem ist der apotropäische Charakter dieser Druckerzeugnisse unzwei­felhaft. Unter der Hauptillustration gibt man z. B. die besondere taumaturgische Ei­genschaft des Heiligen an, und diese Blätter werden entsprechend als Schutzmittel vor bestimmten Übeln verwendet. Der Mechanismus, wodurch diese Blätter zu „Machtob­jekten" werden, unterscheidet sich von jenen Fällen, in denen ein „Machtschlüssel" - Bild oder Gebet - oder das „Berührungs"-Gesetz vorhanden sind. Die besondere Ei­genschaft eines solchen Blattes ist keine andere, als uns daran zu erinnern, dass dieser oder jener Heilige vor diesem oder jenem Übel schützen kann. Das Blatt erhält also nur indirekt die Qualität eines „Machtobjekts". Wir können hier vielleicht von „Repräsen­tation" sprechen; das Blatt vertritt den Numen. Bei den anderen Fällen spricht man da­gegen besser von „Substitution", denn obwohl der Numen im Hintergrund immer vor­handen ist, löst sich psychologisch gesehen das apotropäische Blatt in gewissem Masse davon los, es ist ein wahres „Machtobjekt" für sich, das den Numen in seiner konkreten schützenden Funktion ersetzt. Ob das Blatt nun durch das Bild oder das Gebet, durch Kontakt oder „similia similibus" seine Macht erhält, ist für den Gläubigen ohne weitere Bedeutung. Wichtig für ihn ist hingegen, dass diese Blätter wirkliche Instrumente gegen die Angst vor gewissen Übeln sind bzw. waren, denn heute setzt man sein Vertrauen lieber auf den prosaische Krenkenschein. Die apotropäischen Blätter haben aber eine lange Zeit hindurch ihre entsprechende Schutzfunktion gespielt, besonders in Zeiten, in denen

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