Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Josep Marti i Perez: A bajelhárító vallásos röplap Spanyolországban

konkreten Charakter. Meistens handelt es sich um eine sehr allgemeine Bitte. Manc­hmal wird sie konkretisiert, hat aber nicht unbedingt etwas mit der eigentlichen Eigens­chaft des Heiligen zu tun, sondern bezieht sich auf die Bedürfnisse einer Bevölkerung, die aus einer bestimmten Situation zu einer bestimmten Zeit entstanden sind, z. B. einer Epidemie. Bei der dritten Gruppe finden wir im allgemeinen sehr konkrete Schutzbit­ten, die der Macht entsprechen, die die Volkstradition der Advokation zuschreibt. Manchmal zeugen diese apotropäischen Blätter von einem inflationären Ge­brauch, was ihre Widmung betrifft, indem sie sich nämlich an zwei oder drei verschie­dene himmlische Beschützer gleichzeitig richten. Dies darf uns aber keineswegs wun­dern, denn der primäre Zweck dieser Blätter ist es nicht, die Heiligen zu loben, sondern Schutz zu bitten, und logischerweise wird man zwei oder drei Heiligen zusammen mehr Macht zuschreiben, als wenn es sich um einen einzigen handelt. So sind z. B. einige in Katalonien sehr verbreitete Blätter, die Schutz vor der gefürchteten Pest bieten sollen, den Heiligen Rochus und Sebastian und dem Kreuz vom heiligen Zacharias gewidmet, d. h., den traditionellen spanischen Schutzadvokationen der Pest. Die verschiedenen Advokationen, die wir in den spanischen apotropäischen Blät­tern finden können sind sehr zahlreich, zwei aber verdienen wegen ihrer grossen Ver­breitung besonders Erwähnung: das Kreuz vom heiligen Zacharias und das Kreuz von Caravaca. Man schrieb diesen volkstümlichen Advokationen eine grosse taumaturgi­sche Kraft zu und viele der bis heute aufbewahrten apotropäischen Blätter, sind diesen beiden Kreuzen gewidmet. Bekanntermassen handelt es sich bei beiden Symbolen um ein Lothringer Kreuz, d. h., um ein Kreuz mit zwei Querbalken. Das Kreuz vom heiligen Zacharias trägt die Anfangsbuchstaben eines lateinischen Gebetes. Nach der Tradition ist der Ursprung dieses Kreuzes auf den heiligen Zacharias - Bischof von Jerusalem - zurückzuführen und wurde von spanischen Priestern nach dem Konzil von Trient auf die iberische Halbinsel gebracht. Dieses Kreuz soll wahre Wunder gewirkt haben bei einigen Pestaanfälle, die Portugal und Andalusien heim­suchten. Es verschonte all jene von der Krankheit, die es an ihre Haustür malten oder die das gedruckte Blatt mit dem apotropäischen Symbol fixierten. Das Kreuz von Cara­vaca erfährt in Spanien noch heute eine relativ grosse Verehrung; es soll besonders vor Blitzen, Bränden und Tollwut schützen, aber darüberhinaus auch gegen alle möglichen Übel. Auch heute noch gibt es Gläubige, die das Kreuz als Schmuck oder Andachtsbild bei sich tragen. Eine Volkslegende erzählt, dass dieses Kreuz durch zwei Engel vom Himmel in das südspanische Dorf Caravaca gebracht wurde, und aus diesem Grunde wird dieses Kreuz meistens mit zwei begleitenden Engeln dargestellt, sowohl wenn es sich um ein Schmuckstück als auch, wenn es sich um ein gedrucktes Blatt handelt. In Spanien kennen wir viele verschiedene Auflagen von gedruckten Blättern, die unter dem Zeichen des heiligen Kreuzes von Caravaca stehen, sowohl auf katalanisch als auch auf spanisch und viele von ihnen wurden nach Lateinamerika gebracht und werden dort heute immer noch nachgedruckt. Typologisch gesehen bilden die apotropäischen Blätter keine markante Einheit, wie dies bei anderen Gattungen der spanischen Volksdruckgraphik, z. B. den „goigs" und den „auques", der Fall ist. Die Definition, die wir von dieser Art von Blättern gegeben haben ist ja rein funktionalistisch so, dass man eine spezifische typographische Gestalt vergebens suchen muss. Aus formallen Gesichtspunkten ist aber zu sagen, dass der Einfluss der sogenannten „goigs" auf diese schutzbietenden Blätter sehr gross ist: auf dem oberen Teil des Blattes steht eine Illustration, welche von zwei ornamentalen Motiven flankiert wird, während der Text den Rest des Blattes einnimmt und alles von einem mehr oder weniger geschmückten Rand umgeben wird. Aber wie gesagt, ist dies nur für einen Teil der apotropäischen Blätter gültig, denn ihr Aussehen kann in der Tat sehr verschieden sein. Diese typologische Verschiedenheit hindert uns aber nicht,

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