Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Josep Marti i Perez: A bajelhárító vallásos röplap Spanyolországban

DAS APOTROPAISCHE BLATT IN SPANIEN JOSEP MARTÍ I PÉREZ Jedes gedruckte Blatt mit religiösem Inhalt kann prinzipiell eine apotropäische Funktion innehaben. Irgendwelches Andachtsbild z. B. kann den Hausbewohnern Schutz vor bestimmten Krankheiten, bösen Geistern oder Naturkatastrophen versi­chern, immer vorausgesetzt, dass man das Blatt mit dieser Absicht verwendet. Darüber­hinaus gibt es aber auch Blätter, die eigens gedruckt wurden, um diese konkrete Schutz­funktion zu spielen. In diesem Fall liegt die Intentionalität, diese Blätter als Apotro­päon gelten zu lassen nicht nur beim Rezipienten sondern schon bei ihrer Konzipierung, und sie sind es, bei denen wir in ersten Linie von „apotropäischen Blättern" sprechen können. Sie haben primär keine laudative oder etwa didaktische Funktion, wie dies bei der Mehrheit der losen Blätter mit religiösem Inhalt der Fall ist, sondern sie sind vor allem und in erster Linie ein Apotropäon. Es handelt sich um Blätter, welche mehr als nur ein Heiligenbild oder ein Gebet enthalten. Sie haben schon an sich eine gewisse Macht. Sie sind nun wahre „Machtobjekte". Im Unterschied zu anderen Gattungen der populären Druckgraphik, sind diese Art von Blättern in der modernen spanischen Sammlungen eher spärlich vertreten. Vor allem während des 18. und 19. Jhs. wurde eine grosse Anzahl von apotropäischen Blät­tern - besonders in Katalonien - produziert und vom Drucker selbst, Kirchen, religiö­sen Brüderschaften usw. verkauft. Anders aber alsz. B. bei den bekannten „goigs"-re­ligiöse Hymnen mit laudativem Inhalt - hat das Sammeln dieser Blätter erst mit der volkskundlichen Tätigkeit zu Anfang unseres Jahrhunderts begonnen. Regten die „go­igs" z. B. sehr bald die Sammeltätigkeit besonders der religiösen Ordnen an, sahen sie in ihnen doch ein lobenswertes Zeichen der Volksfrömmigkeit, so wurden die apotro­päischen Blätter vom Klerus immer mit einer gewissen Skepsis betrachtet, sie hatten ja einen eindeutigen abergläubigen Charakter. All diese apotropäischen Blätter sind religiöser Natur. Man bittet durch sie um Schutz eines der mannigfaltigen Ausdrucksformen des Numens: Gott - immer in konk­reter Form (Dreieinigkeit, Salvator Mundi, Christus. . .) -, die Mutter Gottes oder die Heiligen. Je nach Art dieser Advokationen, können wir die apotropäischen Blätter in drei Gruppen einteilen: a. Blätter, die einen bei der Kirche üblichen Advokation gewidmet sind. b. Blätter, die dem Schutzpatron, d. h., einer Advokation mit einer Exklusivitätsbezieh­ung zu einer konkreten menschlichen Gruppe gewidmet sind. c. Blätter mit einer rein volkstümlichen Advokation. Die apotropäischen Blätter, die zur ersten Gruppe gehören werden verwendet we­gen der konkreten Eigenschaft, die jeder Heilige nach katholischem Glauben hat. So bi­etet die heilige Apollonia z. B. Schutz vor Zahnschmerzen, die heilige Barbara vor Stür­men, der heilige Erasmus vor Magenschmerzen usw. Bei den apotropäischen Blättern, welche sich an den Schutzpatron eines Ortes richten, haben die Bitten selten einen

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