Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Kunt Ernő: Ethno-gráfia és foto-gráfia

8. Ganzfoto eines jungen Mannes. 1910. Mezőkö­vesd. Rilly Wisbach, 16,5x12 cm. Die Aufnahme stellt einen echten heiratsfähigen Burschen (ung. újlegény) in Festtagstracht dar. Wenn man dieses Foto sich die Bemerkungen des Informanten von bäuerlicher Her­kunft darüber anhört, wie schwer es war, eine solche Festtagskleidung mit der dementsprechenden Haltung und Würde zu tragen, kann man verstehen, daß eigentlich die Volkstracht eine Art Uniform war. ­Nicht nur in dem Sinne, daß alle innerhalb einer Sied­lung und zu gleicher Zeit den gleichen Trachtenmo­dellen folgten, sondern auch in dem Sinne des „Uni­formis" Erörterten: nämlich, daß diese Trachten auch eine gewisse Haltung gaben und ihrem Träger Diszip­lin auferlegten. Tracht und Benehmen bildeten eine organische Einheit. An der sonderbaren Stimmung der Aufnahme haben das Atelier - die künstliche Um­gebung - und auch der Kompositionsfehler Anteil, der sich daraus ergab, daß die Einstellung lässig war: nämlich, daß auch das Atelierfenster in das Bildfeld hineinkam. Auszüge aus dem Assoziationsinterview zu Bild 8: (Mezőkövesd, 1974.) Der Text erläutert im Zusammenhang mit dem Bild den sonderbaren Geb­rauch des einen Trachtenstückes: Die Burschen betranken sich beim Vergnügen und auch dort gerieten sie wegen eines Mädchens in Streit. Man hat sie ihm nicht gegeben, damit er mit ihr tanzt und jener regte sich auf und dann: „Warte nur, ich werde dich noch kriegen!" Und sie hauten einander jeden Abend. Immer im Dunkeln. - (Waren die Freunde dabei?) - Alle waren dabei. Die haben sich eingemengt und je mehr sie waren, desto stärker prügelten sie den schwächeren. Sie mischten sich unter die Menge, aber wie! Sie hatten Hemden mit weiten Ärmeln. Das war halt so lang und am Ende ganz behäkelt. Die war so groß, etwa so breit und dann noch so ein großes Bändchen dazu und noch das viele Kupfer, wir nannten das Glitzerei (ung. ragyogó) und dann die Säume dazu. Und nun, als sie zur Hochzeitsfeier gingen, haben sie diesen Ärmel zusammengenom­men, weil er zu weit war, er war an die zwei Meter weit. Dann nahmen sie den so zusammen, in die Hand und damit schlugen sie einander auf die Lippen und diese stechende Glitzerei dann, und das viele, na, wei heißt das bloß, na, damit jemandem ins Gesicht schlagen: das hat ihm weh getan. Und es gab dann auch_Fälle, wo einem das Hemd bei der Schlägerei heruntergerissen wurde. Ja, es gab so was! Und es gab auch solche, die ihr Hemd plötzlich in die Tränke tauchten, so wurde es schwer vom Wasser und so konnte man besser zuschlagen. Es gab auch Fälle - also nicht zu viele -, ich erinnere mich noch daran, ich mag vielleicht schon junge Ehefrau gewesen sein, als man einen Burschen so sehr verhaute, daß er daran gestorben ist.

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