Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)
I. RÉSZTANULMÁNYOK - Kunt Ernő: Ethno-gráfia és foto-gráfia
Mädchen und Jungen in den Pubertätsjahren halten einen Blumenstrauß in der Hand. Burschen und Männer bedienen sich solcner Requisiten im allgemeinen nicht; wenn doch, dann ist es eine Zigarette oder eine Pfeife, einigermaßen die statusbezeichnende Funktion dieser Gegenstände betonend. Die Körperhaltung ist - besonders auf den Bildern von der Jahrhundertswende ausgesprochen steif und geschlossen: für die Öffentlichkeit bestimmt. 1 ' Das ist dieselbe Körperhaltung, die nach bäuerlichen Verhaltensnormen allen Vorgesetzten, Fremden, Stadtbewohnern gegenüber obligatorisch war. Diese Haltung ist diszipliniert aber zugleich disziplinierend. Ehrenerweisung und Achtung sind dadurch gleichermaßen ausgedrückt. Das Verhalten vor der Kamera ändert sich selbstverständlich nach Altersgruppen und Geschlechtern. Die Männer stehen meistens in geschlossener Stellung oder legen die Hand auf ein Requisit (Stuhllehne, Tisch) aber stützen sich nicht daran. Burschen und Jungen können eine bequemere Stellung annehmen. Oft stemmt man die Hände schneidig in die Hüften oder - wenn mehrere nebeneinander stehen - legt sie an die Schulter der Kameraden. Die Frauen stehen oder sitzen. In den zur Seite gesenkten Händen ist ein Tuch oder ein schon gefundenes ergänzendes Kleidungsstück. Die Älteren und die Alten sitzen oft und legen die Hände in dem Schoß aufeinander. Wenn sie sich mit einem Kind fotografieren lassen, nehmen sie es-dem alter des Kindes entsprechend - auf den Schoß, halten ihm die hand oder legen ihm eine Hand auf die Schulter. Väter, Ehemänner legen die Hand ihrer Frau oder ihrem Kind auf die Schulter. Die Gesichter können oft nicht zufriedenstellend analysiert werden, 10 da die Berufsfotografen die Bilder oft stark retuschiert haben und die Besteller haben sich langsam sehr daran gewöhnt und es ebenso erwartet, wie die Stadtbewohner, derer Geschmack die Retusche ins Leben rief.Auf den Bildern für die Öffentlichkeit hat man es für wichtig gehalten, auch wenn dadurch das Gesicht unter der larve der Retusche erstarrte. Wie im Zusammenhang mit dem Spiegel schon erwähnt, hat man das Bild so lesen gelernt: Kleidung und Haltung waren für sie - nach ihrer Interpretaion - wichtiger, als jene individualisierte, manchmal unvorteilhaft-charakteristische Ich-Darstellung. Die Retusche konnte also auf diese Weise auch als Ausdruck der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, die - der Volkstracht ähnlich - die standardisierten demente betont. Immerhin ist aber wichtig zu erkennen, daß auf den Bildern bis zu den 40er Jahren unseres Jahrhunderts äußerst selten, nur ausnahmsweise ein Lächeln am Gesicht zu spüren ist. Einerseits war die Aufforderung „Lächeln, bitte!" des Fotografen noch nicht verbreitet, anderseits blieb sie - solange die traditionellen bäuerlichen Verhaltensnormen galten - ohne Wirkung. Dementsprechend blieb jedem offiziellen, öffentlichen Auftritt jeglicher Ausdruck der Gefühle fremd. Zur geschlossenen Haltung gehörte verschlossenes Gesicht. Das wiederum heißt aber keinesfalls Starrheit. Offener Blick und ernstes Gesicht schaut uns vom Foto an - was einem besonders ins Auge fällt, wenn er die alten Aufnahmen mit den Porträts der heutigen Dienstleistungsfotografie vergleicht. Unter den analysierten, auf Antrag von Bauern angefertigten Fotografien gab es mehr Doppel- und Gruppenbilder als Einzelbilder. Die Erklärung hängt vielleicht mit der Funktion der Fotos im Bauernleben zusammen: mit der Tatsache nämlich, daß man sich jedesmal aus einem gesellschaftlichen oder gesellschaftlich bedingten Anlaß zum Fotografen begab. Die Beziehungen zwischen den fotografierten Paaren und Gruppen ist meistens familiär oder verwandtschaftlich. Es kommen aber auch Bilder der freundschaftlichen Kontakte bzw. der Heiratswahl vor. Auf Gruppenbildern kommen auch die Beziehungen zwischen den neben- oder