Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Kunt Ernő: Ethno-gráfia és foto-gráfia

kulturellen Normen zu passen; diese Bilder zeugen sogar von der Auflösung der bäuer­lichen Traditionen, von der Akkulturation des Bauerntums. Kodieren und Dekodieren der Fotografien In der Tracht und Körperhaltung der Bauern, in dem Gebrauch einiger Requisiten kommt ja notwendigerweise jene determinierende Kraft der lokalen Kultur zum An­schein, worin die Fotografierten außerhalb des Ateliers ihr Alltagsleben führen. Und diese Zeichen markieren, auf welcher Stufe des Kulturwechsels die Person vor der Kamera und die von ihr vertretene lokale Kultur stehen. Die sich zum Fotografen begeben, ziehen meistens ihre Festkleidung an. Falls diese - wie bei den frühen Bildern in großer Anzahl - eine Volkstracht ist, dann richtet sie sich nach den Bekleidungsnormen und Forderungen und nur nach jenen, die am Woh­nort des Bestellers gültig sind, wohin die Fotografie zurückgebracht wird; und es wer­den jene Normen völlig außer Acht gelassen, die am Orte des Fotografierens die Kleidung der Bewohner regeln. Eine Ausnahme davon bilden die Aufnahmen, die eben zur Zeit der Loslösung von der traditionellen lokalen Gemeinschaft angefertigt werden, wie z. B. die während des Militärdienstes in Uniform gekleidet, oder bei der Auswan­derung nach Amerika in Zivilkleidung aufgenommenen und nach Hause geschickten Bildern. Denn diese Fotos haben eben die Aufgabe, die Tatsache des kürzeren oder längeren Fernbleibens von der traditionellen Gemeinschaft in lelibender Form festzu­halten. Diese Personen kleiden sich nach der rückkehr oft wieder nach den örtlichen traditionellen Regeln. Auf diese Art und Weise gliedern sich diese „umgekleideten Bilder" - besonders die Soldatenfotos, die reiche Traditionen in der bäuerlichen Ge­sellschaft haben - in die chronologische Reihenfolge der Familienfotos in Volkstracht organisch ein. Es ist - und zwar nicht selten - auch vorgekommen, daß die Frau und ihre Kinder vor der Kamera auf ausgesprocnenen Wunsch ihres fern arbeitenden Mannes die ge­wohnte Tracht abgelegt - oft in der vom Fotografen geliehenen Kleidung - gestanden haben. Die in der Stadt oder im Ausland arbeitenden Männer haben ihre Frauen darum gebeten, weil die Volkstracht in ihrer neuen Umgebung verachtet, zu exotisch oder eben lächerlich gefunden wurde, „denn mich hält jeder, dem ich das Bild zeige, in der heimischen Tracht für einen Zigeuner" - sehreibt ein Szentistväner Bauer aus Kanada, wo er um 1910 als Bergarbeiter angestellt war. Die Basis für die Kleidung zum Fotografieren liefert die feierliche, der Jahreszeit entsprechende Sontagstracht. „Wir waren angezogen, wie wir in die Kirche gingen" 7­also dem Auftritt vor der Öffentlichkeit gamäß, da die Kirche Schauplatz des gesell­schaftlichen Umgangs, ein wichtiger „Bezichungsort" für äußerlichen Ausdruck der gesellschaftlichen Beziehungen ist. 8 Auch die herzustellenden Fotografien waren aus­drücklich für die öffentliche Schau gedacht. Auf dieser Ebene drückt die Kleidung-in Kenntnis der örtlichen Traditionen - von der Kindheit bis in hohes Alter: Geschlecht, etwaiges Lebensalter aus, weist auf den Familienstand, materielle Lage, gesellschaftli­che Position des Bestellers hin. Das Geschlecht von Säuglingen und kleinen Kindern wird selbstverständlich nicht betont, wie es auch in der Volkstracht nicht der Fall ist. - Wenn die Kleidung von dieser Grundform abweicht, hat es ganz gewiß eine gelegent­liche Bedeutung. Die immer reicher und bunter werdenden Kleidungsstücke kenn­zeichnen den Wechsel der Altersgruppe vom Kind zum Burschen oder Mädchen. Zur Grundausstattung der Tracht kommen - in erster Linie bei Mädchen und Frauen - noch einige Ergänzungsstücke hinzu. Diese sind vor allem das Tuch in der Hand bei großen Mädchen und Frauen. Katholikinnen halten in den gefalteten Händen oder in der linken Hand das Gebetbuch in reich gesticktem Umschlag und den Rosenk­ranz, die Reformierten das Gesangbuch in schöne Handarbeit gehüllt. Kleine Kinder,

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