Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Kunt Ernő: Ethno-gráfia és foto-gráfia

bzw. Jahrmärkten hat - besonders zwischen den beiden Weltkriegen - in der Reihe der Handwerker oft auch ein Fotograf sein Zelt aufgeschlagen. Über ihre Tätigkeit stehen uns aber nur vereinzelte Informationen zur Verfügung. Ebenso wenig Informationen konnten wir über die Tätigkeit der Wanderfotografen in den Dörfern einholen. Die Wanderfotografen der Dörfer haben auch die Kirmessen im Auge behalten. Bei solchen Gelegenheiten wurden die Zelten in der Nähe der Kirche oder an einer für die Menge leicht erreichbaren Stelle errichtet und es wurden auf Bestellung Schnellfo­tografien gemacht. Manchmal kam auch vor, daß ein wohlhabender Wirt oder ein kinderlieber Vater zur Hochzeit der jungen Leute aus der nächsten Stadt einen Fotografen kommen ließ. Dann hat der Fotograf nicht nur das junge Paar fotografiert, sondern er stand auch den Hochzeitseltern, sowie den anderen Teilnehmern der Hochzeit zur Verfügung. Wenn er sah, daß sich viele im Dorfe für seine Arbeit interessieren, dann hat er mehrere Tage, sogar eine Woche dort verbracht. Meist hat er im Zentrum der Ortschaft, gewöhnlich in der Nähe der Kirche oder im Haus eines Großbauern ein Zimmer gemietet und dieses als Atelier eingerichtet. Die Aufnahmen wurden gewöhnlich nicht an Ort und Stelle, sondern erst in sein Atelier zurückgekehrt entwickelt. Die fertigen Bilder wurden den Bestellern per Post zugeschickt. Der Berufsfotograf, die „Lichtbildmaler" war für die Bauern eigentlich Spezialist: einer von den Handwerkern. Es sind aber keine so intensiven Beziehungen zur Dec­kung der gegenseitigen Bedürfnisse entstanden, wie z. B. zwischen den Handwerkern mit traditionellen, für Dörfer und Marktflecken charakteristischen Berufen und seinen Auftraggebern, den Ackerbauern. Einerseits fehlte die dazu notwendige Zeit, anderer­seits war die Dienstleistung des Fotografen den Bauern nicht so wichtig, daß es zu einer Verstärkung ihrer kulturellen Beziehung hätte führen können. Charakteristisch für diese Situation war die Tatsache, daß die Bauern für die bestellten Fotografien gewöhn­lich mit Geld bezahlt haben - sogar in den ausgedehnten und dicht bwohnten Dörfern, wie Mezőkövesd gab es keinen unmittelbaren Austausch von Produkten mit den dort angesiedelten Berufsfotografen, die von der Befriedigung der die Mehrheit bildenden Bauern lebten. Und von den loer Jahren unseren Jahrhunderts bis zu den 50er Jahren waren hier Rilly Weisbach und ihre Schwester tätig, im Volksmund „Fräulein" oder „deutsche Fräulein" genannt. Aber nicht nur Darstellungsweise und Fototechnik des Verfahrens blieben den Bauern fremd. Die Umwelt im Atelier war es auch, wo sie vor die Kamera gestellt, oft sogar vor dem Apparat zurechtgestellt wurden. In dieser Umgebung waren sowohl die Bauern in Volkstracht als auch diejenigen, die es schon abgelegt hatten, notwendiger­weise fremd. Die Widersprüche der Atelieraufnahmen haben - über die grundlegenden Geschmacksunterschiede hinaus - den kulturellen Bildungsunterschied prägnant wi­derspiegelt und haben zuletzt auch den Grad der gesellschaftlichen Unterschiede aus­gedrückt. Der für den städtischen bzw. heutigen Betrachter manchmal bis zur Absurdi­tät zugespitzte Widerspruch zwischen der porträtierten Person und ihrem Hintergrund zeugen von der Extremität und sinnlos scharfer Charakterisierung der gesellschaftli­chen Unterschiede. Solcher Widerspruch ist z. B. zwischen dem gemalten wolkig-duns­tigen Hintergrund mit Tannen und Birken, und zwischen der davorstehenden Gruppe in Matyótracht, derer Mezökövesder Kleidung sofort verrät, daß sie ihr lebelang auf der Tiefebene zu Haus sind. Oder der Bursche in auffallender Matyótracht vor dem gemalten hintergrund, seine Band auf einer eklektischen Halbsäule aus Pappmasche ruhend; er hat einen Blumenstrauß dem Sessel vor den Füßen - wohl das einzige Mal im Leben - oder bis zur Ewigkeit der Fotografie. Hinsichtlich der Technik bzw. der Kompositon der Porträt- bzw. Personenfotogra­fie gelang es den Bauern überhaupt nicht, die neue Erfindung an die traditionellen

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