Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)
I. RÉSZTANULMÁNYOK - Kunt Ernő: Ethno-gráfia és foto-gráfia
Bildern über und von sich selbst an die Wand ihren Heimes projizieren. Der Gläubige war in dem Sinne Gemeinschaftswesen, inwieweit er Gott - das allgemein menschliche Eigenschaften auf optimale Weise in sich vereinigende Wesen - mit größter Selbstverständlichkeit über sich erkannte . Heute - in Ermangelung eines Besseren - hält ein jeder die im eigenen Foto erfaßte Persönlichkeit über sich selbst und über alles. Bei der Sammelarbeit auf dem Lande wurde von vielen Informatoren im Zusammenhang mit den Bildern an der Wand auf den Spiegel hingewiesen, der Vorbild des porträtierens und eine Möglichkeit der Konfrontation und Kontrolle sei. - Der allgemeine Gebrauch des versilberten Spiegels geht - wenn auch nicht bedeutend - dem Brauch der Fotografischen Identifikation beim Bauerntum voran. Und dem heute gebrauchten Spiegel gingen die verschiedenen einfacheren Widerspiegelungen des Gesichts (Wasserspiegel, Metallspiegel) voraus. Ein aufschlußreiches unternehmen wäre es, den Gebrauch des Spiegels, die Beziehungen zu ihm, seine rituelle und zeremonielle Anwendung zu beschreiben. Hier wird vor allem über die Erfahrungen berichtet, nach denen der Spiegel im allgemeinen weniger zum Betrachten und zur kontrolié des Gesichtes und des ganzen Körpers diente als es neute Brauch ist. Denn er lag außerhalb ihren Lebensbereiches, da es in den meisten Häusern nur einen Spiegel gab und dieser hing in der nicht benutzten, nur zu besonderen Gelegenheiten als Lebensraum geltenden reinen Stube,im allgemeinen zwischen den beiden, auf die Straße gehenden Fenstern. Bauersleute hatten gewöhnlich einen Rasierspiegel - aber oft nur die reicheren. Es war nicht selten, daß sich die Männer in der Armeleutegasse sonnabends oder sonntags früh einen Spiegel herumgebend nacheinander rasierten. Unter den Habseligkeiten der Hirten war charakteristisches Zugehör der Handspiegel fürs Rasieren, in einer starken Dose aus Holz oder Metall aufbewahrt. Interessant zu beobachten ist es, wie sehr sich die „volkskünstlichen" Darstellungen und Verzierungen an diesen Behältern anhäufen: gewissermaßen als Ausgleich zur naturalistischen Darstellung des Spiegelbildes. In der Spiegel schauen - das war kein alltagsbrauch. Der Spiegel diente zur Kontrolle des Aussehens: ob das Aussenen der Person den lokalen Normen entspricht. Auf diese Art und Weise war der Spiegel eher ein Mittel zur Stärkung der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft, als eines der Selbst-identifikation. Der Gebrauch in dieser Funktion hat auch bestimmt, was darin gesehen, d. h. wie das Spiegelbild gedeutet, „gelesen" wurde. Auf die Schlußfolgerungen kommen wir noch bei Behandlung der bäuerlichen „Interpretation", dem Dekodieren der Fotografien. Die Fotografie also - als die Persönlichkeit festhaltende, auch das Eigenartige widerspiegelnde bildliche Darstellung - hat in der bäuerlichen Gesellschaft keine spezielle Vorbilder. Der weltbildliche Hintergrund der in der bäuerlichen visuellen Kultur entstandenen Darstellungsweise unterscheidet sich von der Denkweise, die Technik und Gebrauch der Fotografie zustande brachte. Darauf weisen solche Erfahrungen hin, die wir es bei Landarbeit oft machen, wenn wir Bauern treffen, - die von den modernen visuellen Massenmedien verhältnismäßig wenig berührt sind, ihrem Beruf, ihrer materiellen bzw. gesellschaftlichen Lage nach relativ isoliert leben, - die ihre eben angefertigten Porträts verwundert betrachten und - eine Bestätigung von außen erwartend immer wieder fragen: „Das wäre ich?" (Dann finden sie allmählich die charakteristischen Zuge ihres Gesichts und am Ende erkennen sie sich wirklich auf dem Bilde.) Der kulturelle Unterschied (wenn auch durch dieses herausgegriffen und zugespitzte Beispiel angedeutet) ist beachtenswert, und daraus folgt, daß die Bauern - im traditionellen Gebrauch der realistischen und naturalistischen Darstellungsweise nicht gewandt „Lesung" und Interpretation der Fotografien gewissermaßen erlernen mußten. Wie fremd die Fotografie - dieses mechanische Ebenbild im Gegensatz zu den