Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Kunt Ernő: Ethno-gráfia és foto-gráfia

sehen recht wenig ist. 5 Die volkstümlichen Darstellungen von Menschen sind schema­tisch, zeichenartig, eher typisierend als individualisierend. Sie ermöglichen keine Un­terscheidung zwischen Menschen, nur die zwischen den Geschlechtern, aber dieses sogar betont. Diese Zeichen sind miteinander und mit anderen Motiven der Volkskunst - nach bestimmten Kompositionsregeln - gut kombinierbar, da sie an die Stoffarten (hausgewebte Stoffe, Stick- und Schnitzarbeiten) angepaßt, auf die gleiche Weise, im gleichen Stil erarbeitet und in gleichem Maße abstrakt sind. - Wie die gesamte bäuer­liche Kultur, betonen auch diese visuellen Zeichen das Kollektive, das allgemein Cha­rakteristische und nicht das Individuelle. Diese universellen Zeichen konnten dann in den - gleichfalls nach kollektiven Normen geregelten - Verbindungen eigenartige Be­deutung erhalten: z. B. geschnitzte oder gewebte Gegenstände als Liebeserklärung, die die Partnerbeziehungen zwischen zwei konkreten Personen stärken. Von den Figurendarstellungen der Volkskunst sind im Kollektiven Bewußtsein die unter den Hirtenschnitzereien aus Transdanubien und Somogy einen besonderen Platz einnehmenden Spiegeldosen bekannt, die - in ihrer tafelbildartigen Erscheinung ­ebenso als Produkte äußerer, indirekter Einflüsse zu betrachten und in der späten Periode der bäuerlichen Kunsttätigkeit - von dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts an - entstanden sind. Diese stellen aber auch nicht die Person, sondern höchsten einen Typ dar. Die bäuerlichen Vorbilder der Fotografie suchend muß auf die Lebküchler hinge­wiesen werden, die zugleich Votivfugürchen - symbolische Gegenstände - herstellten. Auch bei diesen handelt es sich um äußere Einwirkungen, die Gegenstände selbst sind Produkte von Spezialisten - den Bäckermeistern - und sind zum Bauerntum durch Tauschhandel bzw. Ankauf gelangt. Der Motivbestand der Lebküchler ist vorwiegend deutscher Herkunft, er entwickelte sich nach bürgerlichen Bedürfmissen, hat seine Wurzeln in der Stadt. Unter den schematisch dargestellten figuren ist nicht nur der Geschlechtsunterschied allein signifikant, sondern auch der Unterschied zwischen Al­tersgruppen, da Merkmale der Kleidung auf örtliche Tracht hinweisen (z. B. die „Deb­rezinerin"). Gleichzeitig mit dem Kontakt des Bauerntums zur Fogografie erschienen die sonst schematischen Merkmale von Gesichtsdarstellungen auf den Lebkuchen, inwieweit dem Husaren, der Puppe dem allgemeinen städtischen Geschmack entspre­chende Brustbilder in Form von bemalten Abziehbildern geklebt wurden. Auch diese Tendenz hat gezeigt, daß die Bauern anstelle der traditionellen, menschenförmigen Darstellungen und Zeichen - bei ihrer Akkulturation - von einer andersartigen, natu­ralistischeren bzw. realistischen Darstellungsweise ausgehend ein verallgemeinerndes Modell bzw. visuelle Sprache übernahm. Unsere Untersuchungen betreffend können wir gewissermaßen als Vorbilder die im bäuerlichen Gebrauch im vorigen Jahrhundert verbreiteten Öldrücke, Gemälde, Glasmalereien betrachten, die vorwiegend religiösen Inhalts sind; es sind aber auch weltliche Theman wie z. B. „Rákóczi mit seiner Braut", „Petőfi auf dem Schlachtfeld bei Segesvár" usw. vertreten. Diese Bilder sind-an die wand gehängt - ebenso wichtige Bestandteile der Requisitensammlung der reinen Stube, wie später die fotografien. Sowohl ihre Herstellungs- als auch ihre Darstellungsweise ist der inneren Entwicklung der bäuerlichen Kultur fremd, aber durch ihre schematisch- idealisierte Darstellungs­weise haben sie leicht Zugang zu den Bildern des Bauerntums gefunden. Man bedenke, was diese Änderung bedeuten kann: bis Ende des 19. Jahrhunderts hingen fast ausschließlich Heiligenbilder in den bürgerlichen bzw. bäuerlichen Woh­nungen Heute sind überwiegend Fotografien im Heim des „Durchschnittsmenschen" zu finden. Der Prozeß zeugt ganz eindeutig von fundamentalen Umwandlungen: von Individualisation. Die Lebensbetrachtung der Menschen hat sich verändert und de­mentsprechend veränderte sich auch ihre projektion: das nämlich, was sie mit den

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