Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Kunt Ernő: Ethno-gráfia és foto-gráfia

in den Wandsäulen, Säulen, Pfeilern mit unterschiedlichen Kapiteln, aber auch in der geschlossenen, ruhigen Haltung - die übrigens dem Akt des „Festhaltens" entspricht, des einen für mehrere Sekunden in Bewegungslosigkeit bannt. Durch Aufeinanderhäufen der Stile - das Biedermeier inbegriffen - entsteht um die Jahrhundertwende jene charakteristische Staffage-Stil des Ateliers, in dessen Milieu das Porträtfoto sowohl für den Berufsfotografen als auch den Auftraggeber bis zur Mitte unseren Jahrhunderts überhaupt authentisch bzw. akzeptierbar war. Daraus folgt also, daß wir seit der Jahrhundertwende bis zu den letzten Jahrzehnten auch die Arbeiter und Bauern auf den Fotos in diesem Milieu wiedersehen. Der Kontakt des ungarischen Bauerntums mit der Berufsfotografie entstand in den Zeiten, als in dessen Kreisen im ganzen Land jene Umwandlung ablief bzw. schon abgelaufen war, die seine wirtschaftliche Verstärkung mitgebracht hat und woraus jener Wechsel in der lebensweise bzw. jener Berufswechsel hervorgingen, die von der Aus­prägung des einheimischen Kapitalismus bedingt waren. 3 Bis zur zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts haben sich die letzteren bis dahin teilweise geschlossenen Bauerngemeinschaften aufgelöst, die charakteristischen bäuer­lichen Traditionen änderten sich und wurden immer mehr mit den Elementen der bürgerlichen, städtischen Kultur gefärbt. Die verschiedenen ethnischen Landesgrup­pen des ungarischen Sprachgebietes haben das Foto - von ihrer örtlichen historischen Lage abhängig - in unterschiedlichen Entwicklungsstufen in ihre Kultur einbezogen, was sich in den Bildern aus verschiedenen Gebieten notwendigerweise widerspiegelt. So sind Z. B. an den Fotos über Bauernfamilien im nördlichen Balatongebiet, der Kleinen Tiefebene oder den Marktflecken der Tokajer Weingegend nicht selten Män­ner in städtischer Kleidung zu sehen, wobei die Fotos aus den Jahren 1890-1940 aus Kalocsa, vielmehr aber aus Mezőkövesd das Aufblühen, die Entfaltung und das Versch­winden der örtlichen Volkstracht veranschaulichen. Nach dem Übergang der bäuerlichen Volkskunst von dem sog. alten Stil zum neuen, Ende des 18. Anfang des 19. Jahrhunderts, zur Zeit ihren Niedergangs bzw. ihrer Nachblüte lernte das Bauerntum unter unterschiedlichen Akkulturationsvorgän­gen - mit zahlreichen anderen, ebenso von außen, über bürgerlich-städtische Ver­mittlung kommenden Kulturelcmenten zusammen, die in seine Kultur gelangt und sie umgestaltet haben - die Fotografie kennen. Und in der Tat: mit der Fotografie wurden im wesentlichen auch die Beziehungen zu ihr, sowie ihre Gebrauchsweise - obzwar das alles stark in veränderter, in eigenartiger Form - übernommen. 4 Hier aber, bei Behandlung der in die traditionelle Problematik der ethnographi­schen Forschung einschlägigen Fragen Übergabe-Übernahme, d. h. bei Erörterung der kulturellen Adaptation müssen wir unbedingt auf die Notwendigkeit von eingehenden Untersuchungen hinweisen, da sich dieser Fragekomplex im Falle der Fotografie in bäuerlichem Gebrauch gut untersuchen läßt, insofern diese Gegenstände - auch wenn oft die kontextuellen Beziehungen der Bilder bedauerlicherweise nicht vorhanden sind - auch einzeln analysiert und in richtige chronologische, topografische, inhaltliche sowie der Darstellung, Herstellung und dem Gebrauch entsprechende Reihenfolgen als Grundlagen für sicherlich authentische Schlußfolgerungen eingeordnet werden kön­nen, und auf diese Weise auch die Vielfalt der Varianten aufweisen, die gesellschaftli­che Determiniertheit widerspiegeln. Vorgeschichte der fotografischen Darstellung bei den Bauern in Ungarn Die durch die Fotografie ermöglichte - die individuelle Eigenart, die persönliche Identität betonende, naturgetreue, mechanisch abbildende - Darstellungsweise hatte im Kreise des Bauerntums keine Traditionen. Im allgemeinen ist für die ungarische Volkskunst charakteristisch, daß unter ihren Gegenständen die Darstellung von Men-

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