Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Richard Jerábek: Cseh kéziratos és festett könyvek a 18-19. század fordulóján (Adalékok a paraszti használatú ikonográfia tanulmányozásához)

lieh mehr herausgegeben wurden. Es scheint übrigens, daß die schwere Zugänglichkeit der tschechischen gedruckten Bücher nicht der einzige Grund für das zeitraubende und aufwendige Abschreiben dünnerer und umfangreicherer Bücher war. Dieser Vorbehalt gilt gerade für das handschriftliche Buch, mit dem wir uns in diesem Beitrag beschäftigen wollen. Es handelt sich um eine anonyme Schrift kompila­tiven Charakters mit dem Titel „Wyobrazowanj Tagenstwy Bozich" (Darstellung der göttlichen Geheimnisse), das sich im wesentlichen auf den Text eines katholischen Katechismus stützt, aber frei mit Zitaten aus dem Alten und Neuen Testament, aus liturgischen Behelfen und aus der Kirchengeschichte ergänzt ist. Die ganze Schrift ist tschechisch geschrieben, jedoch in keiner Weise lokalisiert. Aus zahlreichen in ihr vorkommenden mundartlichen Formen läßt sich schließen, daß sie aus Ostmähren, wahrscheinlich aus der Mährischen Walachei stammt, wo sie auch aufgefunden und in der Sammlung meines Vaters aufbewahrt wurde. In einem Nachtrag auf der letzten Seite des Manuskripts ist es ins J. 1831 datiert, allerdings mit dem Vermerk, daß der Autor davon ausgeht, was er vor fünfzig Jahren, also etwa um das Jahr 1780, in den Sonntagspredigten gelehrter Priester im Stephansdom, bei den Jesuiten, Diminikanern, Kapuzinern und Franziskanern in Wien gehört hat . Diese Tatsache ist keineswegs etwas Außergewöhnliches und bringt uns auch nicht auf die Spur des Autors, denn um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert gab es in Wien eine starke tschechische Minder­heit. Außerdem hielten sich viele Mährer in der Metropole der Monarchie nur zeitweilig als Arbeiter in verschiedenen Zweigen der Produktion, der Handwerke, des Handels, des Gaststättenwesens, gegebenenfalls auch als Lehrburschen oder Gesellen auf, die nach einer gewissen Zeit wieder nachhause zurückkehrten. Der Autor des handschrift­lichen Buches aus dem J. 1831 war höchstwahrscheinlich einer von ihnen. Wir brachten unsere Überzeugung zum Ausdruck, daß die zahlreichen Abschriften von Büchern vorwiegend aus Mangel an tschechischen Druckwerken unter den Volksschichten entstanden sind, und wir deuteten an, daß dieser Umstand gewiß nicht die einzige Ursache war, weshalb ihre Schreiber soviel Zeit, Mühe und Sorgfalt für diese Tätigkeit aufwendeten, die nach der Erfindung des Buchdrucks eigentlich ana­chronistisch, ja sogar absurd war. In der Geschichte der Literatur bis zu unserer Zeit taucht diese Erscheinung in der Regel nur als Folge repressiver Maßnahmen des herr­schenden Regimes aus Angst vor der Verbreitung unbequemer Ideen durch gedruckte Bücher auf. In dieser Hinsicht ist allerdings das handgeschriebene Buch aus dem J. 1831 eine Ausnahme: es ist ein gerade entgegengesetztes Phänomen. Sein Autor schrieb nämlich keineswegs verbotene Texte ab, sondern er schrieb mit einem hohen Maß an Servilität - wie dies aus seinen eigenen Worten hervorgeht - und unter dem Aufwand eines nichtalltäglichen Eifers den tschechischen Wortlaut des offiziell gedruckten ka­tholischen, von der kirchlichen und weltlichen Obrigkeit gebilligten Katechismus ab. Von mehreren Exemplaren des Katechismus, die zu vergleichen ich die Möglichkeit hatte, steht die Abschrift einer vom Ende der siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts, also aus der Zeit Wiener Aufenthaltes des Schreibers, stammenden Ausgabe des: Veliky katechismus s otázkami, a odpovëdmi k vefejnému i zvlásnímu vyucování mládeze, v císafskych královskych zemích, v Praze 1778 (Großer Katechismus mit Fragen und Antworten zur öffentlichen und besonderen Unterweisung der Jugend in den kaiserlich­königlichen Ländern, Prag, 1778) am nächsten. Vom textologischen Standpunkt aus ist also die aus dem J. 1831 stammende, mit mannigfaltigen Ergänzungen und Bibelzitaten versehene Abschrift nicht besonders interessant und wegen ihrer Nichtursprünglichkeit und eigentlich auch Unbegründet­heit oder Überflüssigkeit könnte sie nur als ein Produkt der Graphomanie erscheinen. Viel beachtenswerter hingegen ist ihre Verzierung mit Federzeichnungen. Vom gesamten Umfang des Manuskripts mit einem Format von 27x22 cm und 125 verworren

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