Viga Gyula: Árucsere és migráció Észak-Magyarországon (Miskolc, 1990)
WARENAUSTAUSCH UND MIGRATION IN NORDOSTUNGARN (Auszug)
Kraftfelder sind auch bestimmend für das Siedlungsnetz, das Handelsnetz und nicht zuletzt das Strassennetz. Das hier untersuchte Gebiet stellt - in Hinsicht auf seine Geographie, seine Ökologie und Ethnographie wie auch in Hinblick auf seine Kultur - eine Übergangszone dar, deren bedeutende orts- und situationsgebundenen Energien, ihre dicht bewohnten Landschaften und seine zusammengewürfelte und differenzierte Einwohnerschaft in Bezug auf die Gesamtheit der Lebensweise und der herkömmlichen Kultur ausserordentlich vielfarbig war und bedeutsame Verbindungen sowohl in Richtung auf die Grosse Ungarische Tiefebene als auch auf den nördlichen Streifen Oberungarns sicherte. Jenes Gebiet, das inmitten der Grenzlinie von der Grossen Ungarischen Tiefebene und dem Nördlichen Mittelgebirge sowie der ungarisch- slowakischen Sprachgrenze liegt, bildete eine spezifische Pufferzone zwischen den in ihren Gegebenheiten unterschiedlichen Grosslandschaften dar, welche auch ein harmonisches Miteinander der benachbarten Grosslandschaften garantierte. Es soll hier nicht verschwiegen werden und ethnographische Untersuchungen bestärken dies auch immer wieder -, dass die Grenzen, die durch das Friedensabkommen nach dem ersten Weltkrieg gezogen wurden, solche Regionen gewaltsam auseinanderrissen, die zusammengehörten, die einander wirtschaftlich ergänzten. Die negativen Folgen dieses Friedensschlusses haben beiden Seiten stark zugesetzt. Und in den vergangenen Jahrzehnten hat sich die wirtschaftlich-ökologische Krise dieser Region noch weiter zugespitzt, denn Jahrtausende alte Erfahrungen aus früheren Tätigkeitsarten und Anpassungsformen wurden ausser acht gelassen. Und auch ohne dass die Gesellschaftswissenschaften hier tiefschürfende Untersuchungen anstellen, sind die menschlich-sozialen Folgen und wirtschaftlichen Konsequenzen dieser Fehler heute auch schon unmittelbar zu spüren. In drei Bereichen werden in dieser Studie jene Wirkungen untersucht, die die traditionelle volkstümliche Kultur durch den Warenaustausch und die Migration über Jahrhunderte hinweg berührten. (Natürlich sind die kulturellen Abläufe stets gemeinsam mit den ökonomischen und'ökologischen Abläufen präsent.) Die Tatsache, dass der Austausch von Gütern in dem untersuchten Gebiet ständig umfangreiche Gruppen in Bewegung hielt, und dass die mehr oder weniger festen Bande eine dauernde Berührung zwischen Gruppen mit unterschiedlichen Kulturen sicherten, dies hatte auch Auswirkungen auf die Gestaltung der materiellen Kultur, der geistigen Bildung sowie der Volkssprache. (Und über dies hinaus wirkte dies auch auf die Mentalität.) All diese Wirkungen setzten ausserdem auch die Möglichkeiten interethnischer Berührungen voraus. Im allgemeinen lassen sich im Bereich der materiellen Kultur kaum ethnische Merkmale in der Verbreitung von Erscheinungen nachweisen; denn die Verbreitung von irgendwelchen Gegenständen oder Gerätschaften wurde auch durch kurze Berührungen zwischen den Völkern und Volksgruppen sowie durch oberflächliche Verbindungen (Markt, wanderndes Handwerk, wandernde Händler) möglich gemacht. Die Bewohner aus dem Hügel- und Bergland fertigten recht zahlreiche Arbeitsgeräte für die Bauern in der Ebene. Und dies lässt nicht annehmen, dass die Werkzeuge fertigenden und die Werkzeuge benutzenden Landschaften nur auf wirtschaftlicher und kultureller Ebene miteinander in Berührung traten, sondern, dies war auch eine spezielle Möglichkeit für den Informationsfluss. Auf kleineren und grösseren Gebieten kann die kulturelle Wirkung auch in Bezug auf die Volkstrachten. Verkehrsmittel und Anspannweisen, sowie landwirtschaftlichen Gerätschaften und Techniken nachgewiesen werden. Im Falle der letzteren waren aber die ökologischen Gegebenheiten und nicht das Ethnikum bestimmend. Folkloristische Forschungen haben für zahlreiche Elemente der mündlichen Überlieferungen erwiesen, dass diese sich durch zeitweilige Wanderungen verbreitet hatten