Viga Gyula: Hármas határon (Officina Musei 4. Miskolc, 1996)
(Auszug)
AN DREI GRENZEN (Studien zu den Veränderungen in der volkstümlichen Kultur von Bodrogköz) Über fünf Jahre hinweg untersuchte der Verfasser des vorliegenden Bandes die Dörfer im slowakischen Teil der Landschaft Bodrogköz sowie die Gemeinden entlang der Flüsse Ondava und Bodrog. Neben dieser Feldarbeit war er fortlaufend darum bemüht, in dieser Landschaft die Archivquellen des 18. und 19. Jahrhunderts aufzudecken, um auf diese Weise in ausgewählten Fragen der traditionellen Kultur den Verlauf der Veränderungen spürbar zu machen. Dies bezieht sich vor allem auf die Kapitel zur gegenständlichen Kultur, in denen der Autor versuchte, unter den sich über zwei Jahrhunderte dahinziehenden Veränderungen hervorzuheben, welche Wirkungen die Umgestaltung der Landschaft und die Sich-Anpassungs-Prozesse auf den Zustand der herkömmlichen Kultur hatten. Die Kapitel zur Folklore dienen vor allem der Datenvermittlung. Ein weiteres Hauptprinzip der vorliegenden Studien besteht darin, die interethnischen Beziehungen unter den Völkern der hier untersuchten Landschaft aufzudecken, und zwar, wie die Kultur der Ungarn, der Slowaken und der Ruthenen bzw. die Kultur der reformierten, der römisch-katholischen und der griechisch-katholischen Gemeinden aufeinander wirkten. Hier bietet der vorliegende Band besonders in Bezug auf das Zusammenleben der Ruthenen von Bodrogköz und der Ungarn neue Informationen. Die Auswahl der acht Kapitel dieses Buches erfolgte ausschließlich entsprechend den - vor allem im Verlauf der Feldarbeit herausgebildeten - Vorstellungen des Verfassers, was mit anderen Worten heißt, daß die vorliegende Arbeit nicht als Abschluß der Forschungen anzusehen ist. Es hat aber den Anschein, als ließe sich hiermit ein Forschungsabschnitt abschließen, und als ließe sich hiermit die Aufgabe umreißen, in Bezug auf die traditionelle Bildung dieser von ethnographischem Standpunkt her nur allzu vernachlässigten Landschaft weitere Entdeckungen zu machen. ZUR VIEHHALTUNG IN DER LANDSCHAFT FELSŐ-BODROGKÖZ WÄHREND DES 18./19. JAHRHUNDERTS (Anmerkungen zur historischen Ökologie der Landschaft Bodrogköz) Von den Forschern der historischen Ökologie wurde darauf aufmerksam gemacht, daß die im Laufe der Geschichte herausgebildeten Systeme zur Dasein-serhaltung nicht ohne die natürliche Umwelt interpretiert werden dürfen, und daß durch die eigengesetzlichen Bewegungen der natürlichen Umwelt und die infolge der Zivilisation eingetretenen - lokalen wie globalen - Veränderungen die natürliche Umwelt aktiv an der Geschichte des Menschen teil hat. Obgleich die historische Ökologie als recht junge Wissenschaft gilt, genauer gesagt als eine neuartige Betrachtungsweise innerhalb der verschiedenen Disziplinen, so ist ihre Anwendung in der ungarischen (sowie in der mitteleuropäischen) Ethnographie nicht gerade neuesten Datums. Von den Forschern, unter denen - besonders anfangs - ziemlich viele Geographen waren - wurden mit heutigem Auge betrachtet, sozusagen Ökosysteme beschrieben, die dann als Formen der