Gyulai Éva: Szőlőbirtoklás Miskolcon a 16. században (Officina Musei 3. Miskolc, 1995)
Weingüter in Miskolc im 16. Jahrhundert
daraus der Anteil des Zehnten der Gutsbesitzer entsprechend der Besitzklasse abgemessen wurde. Der so vermischte Wein konnte allerdings nicht von bester Qualität sein und deshalb kauften die Gutsherren auch für Geld Wein von ihren Hörigen, um die so gewonnene Ware mit besserer Qualität zu einem höheren Preis verkaufen zu können. Miskolc wurde trotz der ungebrochenen hohen Preise und der ausgezeichneten Verkäuflichkeit seines Weines nie zu einem Marktflecken mit einer Wein-Monokultur wie die Städte von Tokaj-Hegyalja. Wie dies aus den Verzeichnissen des Getreidezehnten hervorgeht, blieb der Getreideanbau auch in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts beträchtlich, ungefähr 30% der Weinbauer zahlten auch einen Zehnten für Getreide und ca. 50% der Getreide Anbauenden gaben einen Weinzehnten ab, das heißt für Wein zahlten viel mehr Einwohner, denn ein Weingut konnte ja auch derjenige besitzen, der keinen Fronbesitz hatte. Bei beiden Anbauarten zahlten von den gesamten Zehntpflichtigen ca. 20% den Zehnten. Den Miskolcer Wein eigneten sich die feudalen Rechtsbehörden durch die verschiedensten Steuergattungen von den Miskolcer Hörigen-Bürgern an. Außer dem in Naturalien erhobenen Kirchen- und Gutsherrenzehnten, das heißt über die 20% des angebauten Weines hinaus, wurde auch der Priester der örtlichen Kirche mit Wein bezahlt. Die vom Gewinn für den verkauften Wein eingezahlten Staatssteuern wurden in Miskolc sowie vom Wiener Hof, als auch vom türkischen Sultan erhoben, da die Stadt am Rande des Eroberungsgebietes lag. Der Habsburger König erhob die jährlich festgelegte sogenannte Dicasteuer in Bargeld, die türkische Staatsgewalt aber (da Miskolc ein Sultanbesitz war) forderte die Staats- und Gutsherrensteuer in einer Summe, welche sehr hoch war. Die türkischen Steuern konnte die Stadt nur so zahlen, indem auch die ansonsten von der Steuer befreiten örtlichen Adeligen verpflichtet waren, der Kommunarde als Steueranteil für ihre Weingüter Wein abzugeben. Durch den hohen Preis des Weines und die lebhafte Nachfrage beschäftigte sich fast jede Gesellschaftsschicht des Marktflecken mit Wein. Die Wohlhabenderen ließen ihre Weingüter von Häuslern, Lohnarbeitern und Dienern bewirtschaften, die Ärmeren aber verrichteten selbst die ersten Frühjahrarbeiten, das Verschneiden, danach dreimal im Jahr das Hacken, die Vermehrung mit Stecklingen, eventuell das Düngen, die Weinlese und das Eindecken. Bei der Weinherstellung war der reine Wein, der noch im Weinberg durch Stampfen gewonnen wurde, weiterhin der durch Pressen hergestellte Kelterwein und der mit Wasser verdünnte Treberwein bekannt. Die Herren der Diösgyörer Burg kannten auch den mit verschiedenen Gewürzen und Heilkräutern zubereiteten Wermutwein. Die Spitze des Weinkultes stellte der Dienst des Weines als Heiligtum dar. Zur Zeit des König Matthias, dem damaligen Gutsherren von Miskolc wurde in den Jahren 1470-80 in der Diösgyörer Königsburg ein gotischer emaillierter Kelch benutzt, welcher heute im „Otto Herman" Museum aufbewahrt is (Bild 15) und 1588 schenkte eine Edeldame der Miskolcer reformatischen Kirche einen Altarsakramentbecher, der sich noch heute im Eigentum der Avaser reformatischen Kirche befindet (Bild 16.). Das zumeist angewendete Maß der ungarischen Weinkultur war das sogenannte Göncer Faß, dessen bisher erste Erwähnungen aus dem Jahre 1563 im Invertar der Diösgyörer Burg gefunden wurden (Bild 17.) und das auch in Miskolc mit zahlreichen anderen Maßen für Fässer gemeinsam angewendet wurde. In Miskolc war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Kaschauer Butte (=13,43 1) als Weinmaß Mode. Der Preis des Miskolcer Weines ist schwer zu bestimmen, da in den Quellen meistens nicht angegeben ist, um welches Fässermaß es sich handelt. In dieser Zeit lag der Preis für ein Faß Miskolcer Wein zumeist zwischen 10 und 25 rheinisch Forint.