A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 42. (2003)
KÖZLEMÉNYEK - Veres László: Die wallonischen Erinnerungen an die Trauben- und Weinkultur in Nordungarn
Erbrechts durften sie laut der eigenen, nationalen Gewohnheiten vorgehen. Weiter standen sie immer unter dem Schutz des Königs und deswegen durften ihnen der hohe und niedere Adel keinerlei Unrecht antun. 1241 verursachte der Einfall der Tatarenhorden riesige Zerstörungen in Ungarn. Anscheinend haben die wallonischen Siedlungen die Zerstörungen des Tatarenzuges überstanden, denn 1272 haben sie erneut Stephan V. um die Bekräftigung ihrer Privilegien gebeten. 1285 traten die Siedler László IV. an, um die von Stephan V. bekräftigten, alten Privilegien für gültig erklären zu lassen. Dies geschah auch. Die zahl der wallonischen Bevölkerung nahm in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts auch zu. Dies wird dadurch bestätigt, dass die Einwohner von Olaszliszka und Bodrogolaszi die Siedlung Tállya gegründet haben, die erstmals in einer aus dem Jahr 1248 stammenden Urkunde erwähnt wird. Die Einwohner von Tállya waren die Kinder der wallonischen Einwohner von Olaszliszka und Bodrogolaszi. Sie gründeten die neue Siedlung Tállya, denn sie suchten für den Weinbau einen besseren Ort als in den erstgenannten Dörfern. Mit viel Fleiß bearbeiteten sie die südlichen Hänge der Berge: das Niederholz wurde entfernt und hier und da rodeten sie Wälder und ackerten an anderen Stellen Grasflächen auf. Tállya, die Siedlung mit dem wallonischen, altfranzösischen Namen, kam also durch das Ergebnis der zweiten Generation zustande. Die wallonischen Siedlungen in Nordungarn sind in der Geschichte des 14. und 15. Jahrhunderts ganz in Vergessenheit geraten. Laut Quellen hat das mit den Trauben und dem Wein zu tun. Man befasste sich nicht mit ihnen, weil sich die Weinregion Sirmonien im südlichen Teil Ungarns in dieser Zeit mit den dortigen wallonischen und italienischen Siedlungen eine besondere Bedeutung verschaffte. Im hiesigen Weinbau ist die Rolle von Francavilla herauszuheben. Diese wallonische Siedlung wurde rund 1150 gegründet. Der slawische Name des sich neben der Stadt erhebenden Gebirge, „FruskaGora", was ,Frank-Gebirge" bedeutet, zeigt noch immer die Abstammung der Einwohner. Ab dem 16. Jahrhundert gewann das nordungarische Weinbaugebiet erneut an Bedeutung. Ein bedeutender Teil des Landes geriet damals unter die türkische Herrschaft, so dass auch die Weingegend von Sirmonien zugrunde ging. Gegen Ende des Jahrhunderts geriet die Stadt Erlau mit ihrer Umgebung auch unter die Türkenherrschaft und damit verschwand hier im Weinbau und in der Weinherstellung für immer die Rolle der Wallonen und der Deutschen, die sich zu den Wallonen angesiedelt hatten und sich an sie assimiliert hatten. Der Weinbau der Region Tokaj-Hegyalj a kannte aber einen Aufschwung und diese von den Türken weniger gefährdete Region spielte in den nächsten Jahrhunderten eine hegemonische Rolle in Ungarns Weinversorgung und Wirtschaftsleben. Mit direkten und indirekten Beweisen kann man belegen, dass mit der Annäherung der türkischen Bedrohung die wallonischen oder die von den Wallonen abstammenden Weinbauer nach Tokaj-Hegyalj a umsiedelten. Darauf weist die Erscheinung des „Furmints", einer neuen, später ziemlich wichtig werdenden Rebensorte, und die Wiederbelebung des Gebrauchs des nur im Kreis der wallonischen Siedler bekannten und später weit verbreiteten Rebenmessers hin. Hier müssen wir aber merken, dass Tarcal der Ungarische Name von Fruska-Gora oder Frank-Berg in Sirmonien ist und dass diese Namengebung außer im Süden nur in der Region TokajHegyalja stattfand. Bis zum 18. Jahrhundert wurde der Bergzug mit dem Namen „Tokajer Berg" Tarcal genannt. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurzelte man in Tokaj-Hegyalj a eine neue Rebsorte an. Ihr Name ist „Furmint". Nachdem der Furmint sich zur Hauptart 631