A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 42. (2003)
KÖZLEMÉNYEK - Veres László: Die wallonischen Erinnerungen an die Trauben- und Weinkultur in Nordungarn
wurden, weil ihre Sprache das Neulatein war, das zur romanischen Sprachfamilie gehörte. Die Wallonen gaben zwei Siedlungen in der Region von Erlau (Kistálya und Nagytálya) und dem berühmten Marktflecken Tállya in der Region Tokaj-Hegyalj a den Namen. Die Namen dieser Siedlungen führen auf das wallonische, altfranzösische Wort „taille" zurück, das so viel wie Rodung bedeutet. Auf die Anwesenheit der Italiener weisen aber viel mehr Ortsnamen hin. Laut des heutigen Wissenstandes gab es damals, unter der Berücksichtigung, dass die Geschichtsschreibung dazu neigt, die zwei ethnischen Gruppen wie eine zu betrachten und dass im Mittelalter das Italienisch auch Wallonisch bedeutete, in den zwei nordungarischen Weingegenden 9 Siedlungen mit wallonischen Einwohnern. Im Erlauer Tal fing die Niederlassung der Wallonen aus dem Bistum von Lüttich im 11. Jahrhundert an. Das Alter und die Bedeutung der Erlauer Wallonensiedlung können die Ausbreitung der alten Lütticher Gewohnheiten erklären, die den Bischof von Liedvin in der Reihe der großen Verstorbenen des Kapitels als Erlauer Oberpriester bewahrte. Laut der neuesten ungarischen Forschungen spielte die Stadt Andernach, die etwa 150 km von Lüttich entfernt liegt, in der Kontakterhaltung mit der Heimat der wallonischen Bevölkerung im Erlauer Tal eine zentrale Rolle. Nach Meinung einiger Forscher ist es nicht ausgeschlossen, dass der Name des Dorfes Andor, das neben den zwei bekannten wallonischen Siedlungen Kistálya und Nagytálya liegt, von Andernach stammt. Zwischen der Stadt und dem Karpaten-Becken, bzw. dem Erlauer-Tal hat die Wallfahrt unmittelbare Beziehungen geknüpft. Der Kreuzgang und die Wallfahrt betrafen Ungarn und sein Volk ab den ersten Jahrzehnten des christlichen ungarischen Staates. Vorher zogen Wallfahrer aus dem Heiligen Land öfters quer durch Ungarn. Später pilgerten sie per Dekretale von hier nach Rom. Nach dem Jahr 1300 verstärkte sich die Gewohnheit der Wallfahrt entscheidend, denn die örtlichen Oberpriester konnten schon Gnade wallten lassen und den Menschen Sündenerlass erteilen, die am Gnadenort erschienen. Dazu gehörte auch die nordwesteuropäische Stadt Aachen, die der damalige Sitz des Karoling-Reiches war. Dieser Sitz kann, was die kirchliche und weltliche Organisation betrifft, als das Modell des Heiligen Stephan betrachtet werden. Die Aachener Wallfahrt wurde in Ungarn von den wallonischen und deutschen Siedlern eingeführt, in dem sie den Brauch aus der Heimat mitbrachten. Nach Meinung der wallonischen Forscher gelangten die Aachener Wallfahrer zu solchen Wallfahrern, in deren Familien die Erinnerung an das Stammhaus erhalten blieb. In der Zeit der Aachener Wallfahrer gab es einen ständigen Kontakt zwischen der Stadt Andernach und den ungarischen Wallfahrern, weil die Stadt wichtig für die Unterkünfte war. Unter den Erinnerungsgegenständen dieser Besuche ist das gotische Kreuz, das so genannte „Ungarnkreuz", in der Siedlung Liebfraukirchen erwähnenswert. Die wallonischen Siedlungen in der Region Tokaj-Hegyalj a sind anscheinend von späterem Ursprung als die des Erlauer Tales. Der Name der ursprünglich wallonischen Siedlung Olaszliszka oder Liszka-Olaszi wurde 1201 urkundlich erwähnt, die Erwähnung der Siedlung Bodrogolaszi oder Francaville stammt aus dem Jahr 1201. Die aus dem Jahr 1201 stammende Urkunde über Olaszliszka oder Liszka-Olaszi gibt uns Aufschluss darüber, dass König Imre solche Privilegien für die Bevölkerung bekräftigte, die die früheren Könige ihnen gegeben hatten. Demgemäß sind die Wallonen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in dieser Region erschienen. Neben ihren Privilegien erwähnt die Urkunde besonders, dass sie unter sich einen Richter wählen dürfen, der über sie Recht spricht. In bestimmten Situationen entschied der Palatin oder der König persönlich. Die Steuereinnahmen durften sie selbst benutzen, und im Bereich des 630