A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 38. (1999)
BALASSA Iván: A gabona kézi vetése Magyarországon
Aberglauben, Zaubereien oder die Erfahrungen aus Natur- und Wetterbeobachtungen. Man hielt einige Tage in der Woche für besonders geeignet, andere hingegen sogar für schädlich für die Aussaat. In der ungarischen Landwirtschaft bemaß man die Ackerfläche nach der auf ihr vollbrachten Arbeit, wie z.B. eine Fünfmahdwiese, ein Dreichackenweinberg und im Mittelalter ein Fünfpflugacker, was mit anderen Worten heißt, wie viel Arbeit in einem bestimmten Zeitraum auf einer bestimmten Fläche geleistet werden konnte. Die Ackerfläche wurde vom Ende des Mittelalters an nach der auf ihr ausgebrachten Saatgutmenge berechnet, und dies wurde neben der späteren amtlichen Berechnung in der bäuerlichen Praxis noch bin in jüngste Vergangenheit beibehalten. Man nahm stets die Menge an ausgesätem Getreide als Grundlage für die Berechnungen. Demzufolge machten ein Scheffel (ung.: mérő) etwa 16-23 Ar und eine Butte (ung.: köböl) etwa 2158 Ar aus. Die starken Differenzen bei den einzelnen Maßen lassen sich dadurch erklären, dass sich der Inhalt der Messgefäße nicht allein innerhalb des Landes voneinander unterschied, sondern auch von Markt zu Markt anders berechnet wurde. Später versuchte man, ein einheitliches Maß zu finden und die Ackerfläche ihrer Längsausdehnungen entsprechend zu berechnen. Es ist recht schwierig, die Getreidemenge, die auf einer Ackerfläche mit einem bestimmten Maß ausgesät wurde, für die einzelnen historischen Epochen und die verschiedenen Landschaften festzulegen. Es hat aber den Anschein, als ob die Menge wenn auch langsam - so doch rückgängig war. Einige historische Quellen verzeichnen auch die Unterschiede von Landschaft zu Landschaft. So wurde z.B. Ende des 18. Jahrhunderts in Transdanubien scheinbar mehr ausgeät als in den Gegenden am Laufe der Theiß. Zu einem einschneidenden Rückgang der Saatgutmenge kam es dann aber beim Übergang von der manuellen zur maschinellen Aussaat. Die Menge an Saatgetreide konnte bis um die Hälfte, stellenweise sogar auf ein Drittel verringert werden. Diese Tatsache machte natürlich die Saatgeräte immer attraktiver. Auf dem ungarischen Sprachgebiet lassen sich drei typische Hilfsmittel für die manuelle Aussaat für die Zeit vom Ende des 14. bzw. vom 15. Jahrhundert an nachweisen. Das sog. Saattuch (ung. vetőabrosz) war vor allem in Transdanubien bekannt, wo es auch Beziehungen zum Brauch der sog. Weihnachtsdecke (ung.: karácsonyi abrosz) gibt, d.h., zu dem Brauch, das Tischtuch vom Weihnachtstisch als Saattuch zu benutzen. Die Saatschürze (ung.: vetőkötény) war vom Norden Transdanubiens über das ganze ungarische Sprachgebiet verbreitet und wies insbesondere abendländische Bindungen auf. Der sog. Saatsack (ung.: vetőzsák) ließ sich von Nordsüdlauf der Donau gegen Osten hin und dann sogar in Siebenbürgen und im Szeklerland und auch bei den Tschango in Moldawien nachweisen. Am meisten verbreitet war seine älteste Form, der sog. ungarische Sack. Das Wort „Sack" stammt aus dem Mittelhochdeutschen, und es bedarf weiterer Forschungen, ob es auch gleichzeitig die Bezeichnung für das Hilfsmittel zur Aussaat war. Es lassen sich auch noch einige lokal gebundene Bezeichnungen nachweisen, doch dabei stellt sich die Frage, ob man vor dem 14./15. Jahrhundert für das Ausstreuen der Saat nicht eine aus Leder gefertigte Art Sack benutzt hat. Obgleich diese Annahme von einigen Angaben nicht verneint wird, bedarf es weiterer Forschungen zu deren Beweis. Die Schwierigkeit besteht darin, dass man bei dieser Frage kaum auf Ergebnisse aus archäologischen Grabungen rechnen kann. Das Aussäen durfte immer nur erledigt werden. Frauen oder Kindern war es höchstens erlaubt, beim Auffüllen des Saattuches (oder des Saatsackes bzw. der 1061