A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 38. (1999)
BALASSA Iván: A gabona kézi vetése Magyarországon
Saatschürze) behilflich zu sein. Man begann meistens an der rechten Ecke des Feldstückes mit der Aussaat, um dann einen ganzen oder einen halben Wurf breit zu besäen. Den Rand des ersten Wurfes, der zwischen 4-8 Miskolc breit war, bildete der Ackerrand, während eine Hilfskraft (zum Saatnachfüllen) an der anderen Seite beobachtete, wie weit der Wurf reichte. Leer gebliebene Stellen wurden später nachgesät. Man wusste genau, wer als guter und genauer Sämann galt und wer nicht. Je nach Bodenbeschaffenheit wurde in zwei unterschiedlichen Formen gesät. Entweder wurde das Saatgut auf den ungepflügten Boden ausgebracht und danach eingepflügt oder eingeeggt. Oder aber es wurde auf den umgepflügten Boden gestreut und dann eingeeggt. Eine weitere Variante bestand darin, die Saat auf den ungepflügten Boden zu streuen, diesen mit dem Pflug zu bearbeiten und einen Rest des Saatgutes auf den gepflügten Boden zu streuen und einzueggen. Die letztere Art wurde auch in der Fachliteratur des 19. Jahrhunderts empfohlen, weil das Getreide auf diese Weise schön gleichmäßig auflief. Im vergangenen Jahrhundert war die manuelle Getreideaussaat noch von einer Art Ritus begleitet, der uns - wenn auch nur durch eine bruchstückhafte Beschreibung bekannt ist, und von dem einzig und allein ein paar Elemente erhalten blieben. Was die Aussaat anbetrifft, so bestand die Aufgabe des Bauern nicht allein darin, die Arbeit zu erledigen, sondern einen Großteil der damit einhergehenden Bräuche wurde ebenfalls von ihm ausgeführt. So mag es nicht von ungefähr sein, dass dies an die heilige Messe der katholischen Kirche erinnert, wo dem Pfarrer die tragende Rolle zukommt und die Ministranten darum bemüht sind, ihm diensteifrig zur Seite zu stehen. Da auch in der Bibel recht oft das Gleichnis von der Saat angeführt wird und es auch immer wieder in den Predigten vorkommt, erscheint hier eine Beziehung zueinander noch wahrscheinlicher. Die Vorbereitungen nehmen schon um Weihnachten ihren Anfang, wenn das Tischtuch aufgelegt wird, das später dann zur Aussaat benutzt wird. In Transdanubien hoben die Anhänger der reformierten Kirche jenes Tischtuch für die Aussaat auf, mit dem man den Mittagstisch nach dem Abendmahl zur Feier des neuen Brotes gedeckt hatte. Das Saatgut wurde gern mit abergläubischen Handlungen verzaubert. So ließ man z.B. Muttermilch darauf tropfen, schnitt Fingernägel hinein, stellte es in der Nacht vor Maria Geburt oder vor Karfreitag in den Tau usw. Am Vortag der Aussaat verhielt man sich ganz anders als üblich, denn es gab viele Verbote (Brotbacken, Braten, Geschlechtsverkehr usw.) oder aber einige Arbeiten mussten eben dann erledigt werden. Der Bauer reinigte sich besonders gründlich, kleidete sich frisch an, wobei dies oft Kleidungsstücke waren, die ansonsten nicht mehr getragen wurden. Man fuhr frühmorgens aufs Feld hinaus und war sehr darauf bedacht, dass man niemandem begegnete, der etwas Böses hätte bedeuten können. Vor der Ausfahrt zeichnete man mit der Peitsche ein Kreuz vor das Gespann. Bevor mit der eigentlichen Aussaat begonnen wurde, sprach man barhäuptig ein Gebet, die Katholiken bekreuzigten sich dabei. Danach wurde nicht mehr gesprochen. Grüßte jemand den Sämann, so erwiderte nicht er, sondern sein Gehilfe diesen Gruß. Die erste Handvoll Saat streute man für die Bettler, die Vögel und die Gefangenen in Kreuzform auf die Erde. Nach getaner Arbeit wurde wieder ein Gebet gesprochen, meist aber ein kürzeres als zu Beginn. Vielerorts streute man am Ende der Aussaat Hanfstückchen auf die Erde, was weniger ein Analogiezauber als vielmehr ein Zeichen 1062