A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 38. (1999)
BALASSA Iván: A gabona kézi vetése Magyarországon
DIE MANUELLE GETREIDEAUSSAAT IN UNGARN In den vergangenen Jahrzehnten hat die ethnographische Forschung in Bezug auf den Ackerbau in Ungarn neuen Aufschwung genommen. Einen Beweis hierfür liefern nicht allein die Unmenge an schriftlichen Dokumenten, die mit Hilfe ausgezeichneter Fragebögen erstellt werden konnten, sowie auch Fotos und Filmmaterial, sondern ebenso eine Reihe von Monographien. Die Möglichkeit, diese aufzuarbeiten, wird durch zwei bedeutende Unternehmen gefördert. Das eine ist das Archiv für die Geschichte von Arbeitsgeräten des Ungarischen Museums für Landwirtschaft, von dem die gegenständlichen Angaben aus Museen und die aufgezeichneten Angaben von Bibliotheken angefangen von archäologischen Zeiten bis hin zum 20. Jahrhundert aufgearbeitet werden. Das andere ist der Ungarische Atlas für Ethnographie, in dem u.a. die geographische Ausbreitung des Ackerbaus und die damit zusammenhängenden Arbeiten um die Wende vom 19./20. Jahrhundert dargestellt sind. In den Monographien über einzelne Dörfer sind ebenfalls zahlreiche Landschaftsmonographien anzutreffen, welche vor allem zwischen 1965 und 1985 in recht ansehnlicher Zahl erschienen. An dieser Stelle sollen aber auch die Zusammenfassungen in Buchformat erwähnt werden, die darum bemüht sind, die Ausbreitung bestimmter Produktionspflanzen (z.B. Mais, Kartoffel, Ölfrüchte usw.) bzw. die Arbeitsgeräte und den Ablauf der mit ihnen ausgeführten Arbeiten (z.B. Pflug - Plfügen, Ernten, Dreschen usw.) unter Hinzuziehung der historisch-ethnographischen Quellen aufzudecken. Zählt man dann hierzu noch die Hilfestellung durch die verschiedenen Bibliographien hinzu, so zeichnet sich die Grundlage ab, auf der die ethnographische Erforschung des Ackerbaus so bedeutende Ergebnisse erlangen konnte. Aufdeckung und Auswertung stehen hier aber bei Weitem nicht in Einklang miteinander. Was die Getreideproduktion anbelangt, so sind uns die Arbeiten der Getreiedeeinbringung, des Dreschens und des Lagerns wohl bekannt, während sich nur Wenige mit der Aussaat beschäftigt haben. Erklären lässt sich dies vielleicht damit, dass für diese Arbeit früher kaum Arbeitsgeräte, also keine Gegenstände gebraucht wurden. Umso mehr Elemente birgt diese Arbeit, die mit Geistern, Glauben und Aberglauben verknüpft sind. Vielerlei Sprüche, Redewendungen und Gleichnisse haben in dieser Arbeit ihre Wurzeln, die auch von der häufig Bibel gebraucht wurden und im Rahmen von Predigten nicht nur der Bauernschaft, sondern auch den höher gestellten Schichten geläufig wurden. Mit diesen Ausführungen wollte ich auf einige Fragen der Getreide- insbesondere der Weizenaussaat hinweisen. Dem Weizen galt meine besondere Aufmerksamkeit, weil er für das Ungarntum im Karpatenbecken die wichtigste Produktionspflanze darstellt, die vor allem in der Vergangenheit die größte Anbaufläche beanspruchte und auch in den Überlieferungen am stärksten vertreten ist. Die Bestimmung des Zeitpunktes für die Aussaat im Herbst und im Frühjahr war von außerordentlichem Gewicht, denn von ihm hängen Quantität und Qualität der Ernte ab. Aus diesem Grunde beobachtete man vor allem den Mond und die Sterne, und die daraus gezogenen Schlüsse fanden ihren Niederschlag in vielen Überlieferungen des Morgen- wie auch des Abendlandes. Vom 16. Jahrhundert an halfen die guten Ratschläge auf Kalenderblättern, Pfiffigkeiten und die Namenstage der Heiligen ebenso bei der Auswahl des günstigsten Tages für die Aussaat wie auch Glaubensvorstellungen, 1060