A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 35-36. (1997)

TAKÁCS Péter–UDVARI István: A „föld népének” élete a Nagykaposi járásban Mária Terézia úrbérrendezésekor

DAS LEBEN DES LANDVOLKES IM STUHLBEZIRK NAGYKAPOS BEI DER ORDNUNG DES URBARIALSYSTEMS DURCH MARIA THERESIA Die Studie beleuchtet auf der Grundlage der bei der Neuordnung des Urbarialsystems durch Maria Theresia ausgeschriebenen Aussagen der Bauern und der angefertigten Tabellen das Leben des urbarialen Dienstvolkes. Sie beschäftigt sich mit der natürlichen Umgebung, der Wirtschaft der Einwohner, mit der Tätigkeit des Pflügens, Säens und der Tierhaltung, dem Leben vom Wald, den sich für die Einwohner ergebenden Möglichkeiten zum Salztransport und anderen Arbeitsgelegenheiten. Einen speziellen Gegenstand des Analyse bildet, daß es im Stuhlbezirk Nagykapos viele Angehörige des niederen Adels und Gebäude mit dem Charakter von Kurien gibt. Großgrundbesitzer oder Herrschaften sind in diesem Stuhlbezirk kaum zu finden. Eben deshalb ist - nach den Erinnerungen der Einheimischen - nie ein Urbárium angefertigt worden und den Herren und Zinsleuten wurde auch nicht nach einem Contractus gedient. Ihrer Arbeit und ihrem Auskommen, wie auch ihrer Lebensweise drückten die Tradition und die natürliche Umgebung ihrer Stempel auf. Von 44 zum Stuhlbezirk gehörenden Ortschaften ist von 34 Ortschaften das schriftliche Material der Urbarialordnung vorhanden. 10 Ortschaften fehlen. Es kann jedoch gesagt werden, daß die natürlichen Kennzeichen und Gegebenheiten in diesen Dörfern den Menschen auch ähnliche Bräuche und Lebensweisen aufgezwungen hat. Auffallend ist, daß sowohl die Ackerflächen, als auch die Wiesen ungeordnet, in kleinen Stücken verstreut vorzufinden sind. Ein Merkmal der Ortschaften sind die verhältnismäßig großen innerörtlichen Grundstücke, wo von den Einwohnern Obst, Kohl und andere Gartenpflanzen produziert worden sind. Die Grundherren fordern kein geldlichen Leistungen, jedoch wird die Fron unbarmherzig eingetrieben. Es gibt Ortschaften, wo die Einwohner vom Tag des Heiligen Johannes bis zum Tag des Heiligen Michaels jeden Tag zur Fron gehen mußten, anderswo in einer Woche 3 Tage oder jede zweite Woche. Die wöchentlichen 2-3 Tage Fron werden auch im Winter von den Einwohnern verlangt. Neben der Fron wird Spinnen, zu Weihnachten werden Hennen oder Legehühner von den Fronbauern gefordert. In zwei Ortschaften müssen auch Osterlämmer abgeliefert werden. Diese Art der Dienstleistungen konservierte die Struktur der Großfamilien. Gleichzeitig zwang sie die Fronbauernhaushalte dazu, Zugdienste bei ihren Mitbürgern zu leisten. Es muß noch gesagt werden, daß die Fronbauern-Einwohnerschaft einen Bruchteil der Bevölkerung des Stuhlbezirks bildete. Nicht in die Zusammenschreibung kamen die Adligen, die Hausdiener, das Dorfdienstvolk, Glöckner, Flurwächter, Hirten und ein Teil der Bevölkerung, die über keinerlei Vermögen verfügten und sich als Bettler durchs Lebens schlugen oder nur fallweise Arbeiten ausführten, eventuell vom Sammeln oder Erbeuten lebten. Péter Takács-István Udvari 96

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