A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 35-36. (1997)

LUKÁCS László: Gunda Béla és az európai néprajztudomány

Ethnographie und bei Ferenc Kovács im Fach Wirtschaftsgeschichte ab. Seine Doktordissertation schrieb er über ethnogeographische Probleme des Gebietes Ormánság. Noch als Student beiteiligte er sich an der Arbeitsgruppe für Dorfforschung im Pro Christo Studentenheim. Auf seinen Vorschlag hin untersuchte die lOköpfige Dorfforschergruppe im Sommer 1935 das Dorf Kemse in der Ormánság als typisches Beispiel der Selbstverrnichtung, des Einzelkindes. Als Ergebnis ihrer Forschungen erschien 1936 mit einem Vorwort von Graf Pál Teleki ihr Buch Elsüllyedt falu a Dunántálon, Kemse község élete (Ein untergegangenes Dorf in Transdanubien, das Leben der Gemeinde Kemse), die erste moderne Dorfmonographie in Ungarn. 1934-1939 war er unbezahlter Praktikant und Assistent am Ethnographischen Lehrstuhl der Péter-Pázmány-Universität unter Professor István Györffy, in diesen Jahren legte er die Basis für seine internationalen Verbindungen. Schon 1935 erschien im Anzeiger des Volkskundemuseums Zagreb (Agram) seine Studie in kroatischer Sprache über alte kroatische Herde an der Drau, die erste im Ausland und in einer Fremdsprache erschienene Studie Béla Gundas. Damals besuchte er auch die Museen von Zagreb, Sarajevo und Belgrad sowie einige Dörfer im Velebit-Gebirge und im Drina-Tal. Eine Freundschaft fürs Leben verband ihn mit dem Zagreber Professor Milovan Gavazzi. 1937 besorgte er auf der Berliner Internationalen Jagd-Ausstellung die Abteilung für ungarische Kulturgeschichte und Volkskunde. 1938 hielt er auf dem Kopenhagener Internationalen Ethnologen- und Anthropologenkongress einen Vortrag über die östlichen Beziehungen des ungarischen Hirtenwesens und lernte die führenden Persönlichkeiten der europäischen Volkskunde kennen. Im Studienjahr 1938/39 hörte er an der Stockholmer Universität als Stipendiat des schwedischen Staates die Vorlesungen von Professor Sigurd Erixon. Das Bekanntwerden mit den Themen der auch damals sehr erfolgreichen skandinavischen Volkskundeforschung und mit der sich entfaltenden europäischen ethnologischen Anschauung und ihren Methoden hat seine weitere Arbeit in Ungarn entscheidend beeinflusst. Heimgekehrt wartete auf ihn eine Stellung im Budapester Ethnographischen Museum, welches ihn durch István Györffy und Zsigmond Bátky auch schon vorher vielfach beschäftigt, seine Forschungsreisen gefördert und seine Artikel und Studien im Néprajzi Értesítő (Ethnographischer Anzeiger) veröffentlicht hatte. Gestützt auf seine Schwedenerfahrungen organisierte er die Ethnologische Datensammlung des Ethnographischen Museums neu, die auch heute noch aufgrund der von ihm eingeführten Prinzipien wächst und arbeitet. Um das Wachstum der Datei zu fördern, entwickelte er mehrere niveauvolle Fragebögen, die an die freiwilligen Mitarbeiter des damals entstehenden volkskundlichen Sammelnetzes verschickt wurden. Gleichzeitig warf er den Gedanken auf und schlug vor, den ungarischen Volkskundeatlas und das ungarische Ethnographische Lexikon zu erarbeiten. Er machte Studienreisen und führte Forschungsarbeiten in den Nordostkarpaten sowie in ungarischen und rumänischen Dörfern Nordsiebenbürgens durch. 1940-1944 redigierte er die Zeitschrift Ethnographia der Ungarischen Ethnographischen Gesellschaft, in der er der Reihe nach die Studien hervorragender Vertreter der europäischen Ethnologie (Richard Thurnwald, Martin Gusinde, Walter Hirschberg, Wilhelm Koppers, Sigurd Erixon, Uno Harva) veröffentlichte, um damit den Blutkreislauf der Erforschung des ungarischen Volkslebens zu beleben. 1941 habilitierte er sich an der Szegeder Universität zum Privatdozenten im Themenkreis Összehasonlító néprajz, különös tekintettel a balkáni népekre (Vergleichende Volkskunde, mit besonderer Berücksichtigung der balkanischen Völker). 1943 wurde er 423

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