A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 35-36. (1997)
LUKÁCS László: Gunda Béla és az európai néprajztudomány
offiziell zum außerordentlichen Professor am Ethnographischen Lehrstuhl der Universität Klausenburg (Kolozsvár, Cluj, heute Rum.) ernannt, wo er bis 1948 lehrte. Hier begann er mit der Erforschung der Volkskultur des Ungartums der Karpaten und der Mondau. Inzwischen arbeitete er 1947/48 erneut am Ethnographischen Institut Sigurd Erixons in Stockholm, wo er Vorlesungen hielt. Aus Schweden kehrte er nach Rumänien zurück und von dort - da die zuständigen rumänischen Behörden seinen Arbeitsvertrag vor seinem Ablauf und ohne triftige Begründung auflösten - im September 1948 nach Ungarn. 1949 gab ihm das Ministerium für Kultus und Unterricht eine Anstellung an der Philosophischen Fakultät der Universität Debrecen, wo er das Ethnographische Institut organisierte, 1951-1954 Dekan war und bis zu seinem Tode gelehrt und geforscht hat. Er hat mehr als hundert Schüler für die ungarischen und siebenbürgischen Museen, Forschungsinstitute und Universitäten ausgebildet. Durch seine Tätigkeit wurde das Institut in enger Einheit mit der Ausbildung von Fachleuten binnen drei Jahrzehnten zu einem bedeutenden Zentrum der kulturgeschichtlichen vergleichenden Forschung der ungarischen sowie der mittel- und südosteuropäischen Ethnographie. 1960-1976 redigierte er das Jahrbuch des Institutes, Műveltség és Hagyomány (Kultur und Tradition), eine der wichtigsten Veröffentlichungsserien der ungarischen sowie der mittel- und südosteuropäischen Ethnographie. In der Slowakei untersuchte er 1953 den Lastentransport im Dorf Žakarovce. Aufgrund des dort gesammelten Materials schrieb er seine Dissertation Életmód és anyagi műveltség (Lebensweise und materielle Kultur), mit der er 1961 den akademischen Doktorgrad erlangte. 1965/66 führte er als Ford-Stipendiat in den Vereinigten Staaten von Amerika bei den Indianern von Kalifornien und Arizona Material Sammlungen über Pflanzenbau und Viehzucht durch. Neben seinem hohen theoretischen Anspruch hat Béla Gunda die Feldsammlung, Aufarbeitung und Analyse volkskundlichen Materials als seine Hauptaufgabe angesehen. Im Laufe seiner Sammelreisen besuchte er das gesamte ungarische Sprachgebiet von der Unteren-Wart bis zur Moldau, von Zemplén bis Syrmien, von Szatmár bis Gyimes, aber er führte auch Feldforschungen bei den Kroaten, Ruthenen, Slowaken und Rumänen durch. Forschungsreisen führten ihn nach Österreich, Bulgarien, in die Tschechoslowakei, nach Finnland, Jugoslawien, Polen, Deutschland, Italien, Rumänien, Schweden und in die Türkei. 1981 unternahm er mit Unterstützung der Firma Lindner-Hellas eine Studienreise zu den griechischen Inseln Naxos, Kreta und Carpathos. Stets legte er großes Gewicht auf das Studium der sog. kleinen Ethnien (Tataren der Dobrudscha, Pomaken, Karakatschanen, Huzulen). Den Erfolg seiner Sammelreisen belegen seine Bücher, Studien, Reiseberichte und vielen zehntausend Lichtbilder. Die bedeutendsten seiner Arbeiten und Publikationen sind die Bücher Néprajzi gyűjtőúton (Auf volkskundlicher Sammelfahrt, 1956), Ethnographica Carpathica (1966), Ethnographica Carpatho-Balcanica (1979) und Rostaforgató asszony (Schwinge schüttelnde Frau, 1989). Seine akademische Antrittsrede Hagyomány és európaiság (Tradition und Europäertum) erschien 1994. Seine sonstigen Studien, Artikel und Buchbesprechungen sind fast unzählbar. 1971 gab die Debrecener Universitätsbibliothek eine 63seitige Bibliographie seiner zwischen 1929 und 1971 erschienenen Werke heraus. Die Bibliographie seiner fachwissenschaftlichen Produktion zwischen 1970 und 1980 sowie 1981 bis 1995 erschien in der Ethnographia (XCII. 1981; XCI. 1995). Aus diesem jedermann beeindruckenden Lebenswerk müssen nun die seine wissenschaftlichen Prinzipien und Ergebnisse am besten widerspiegelnden 424