A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 32. Kunt Ernő emlékére. (1994)

TANULMÁNYOK - GYULAI Éva: A miskolci Avasi templom 16. századi sírkövei

DIE GRABSTEINE AUS DEM 16. JAHRHUNDERT IN DER AVASER REFORMIERTEN KIRCHE ZU MISKOLC In die Mauer der Avaser reformierten Kirche zu Miskolc sind zwei Grabsteine vom Ende des 16. Jahrhunderts eingelassen: der eine erinnert an das Kleinkind Stephan von Miskolc und der andere an seine Mutter Frau Ambrosius von Miskolc, geborene Katharina von Illavölgyi. Bei archäologischen Arbeiten im Jahre 1941 wurden diese Grabsteine aus dem Fussboden über den Gräbern aufgenommen. Ihre Inschriften waren aber schon 1904 in einer Miskolc-Monographie veröffentlicht worden, und auch ein Buch über diese Kirche, das 1983 entstanden war, enthält den Text der Grabsteine. Der Grabstein für den im Alter von nur 10 Monaten verstorbenen Knaben wur­de 1588 von seinen Eltern aufgestellt. Und sein Vater Ambrosius von Miskolc, ur­sprünglich Präfekt der königlichen Burg zu Diósgyőr, musste schon ein Jahr darauf, also 1589, auch für seine Frau einen Grabstein aufstellen lassen. Dieses Grabmal gilt als charakteristisches Beispiel für die im 16. Jahrhundert üblich gewordenen Epithaphien, aug denen ein Grabvers und das den gesellschaft­lichen Status des Verstorbenen anzeigende Wappen als gleichwertige Elemente der Komposition auftreten. Die Familie Miskolc besass auch in der Burgkirche zu Sá­rospatak, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine reformierte Kirche war, ein ähnliches Epithaphium aus dem Jahre 1583. Doch auf diesem ist ein an­deres Wappen zu sehen. Ähnliche Grabsteine sind uns aus jener Zeit aus Kassa (Kaschau) und aus Siebenbürden bekannt. Die Grabverse sind Distichone in gehobenem Latein; das Epithaphium der Ehefrau spiegelt den wahren Schmerz des vereinsamten Gatten wider. Der Grabstein des Knaben ist aus Sandstein. Seine Schriftzüge in capitalis mai­sucula (Antiqua) sind ungleichmässig dahingeworfen. Sie zeugen von weniger ge­nauer Arbeit. Der Grabstein der Katharina von Illavälgyi ist aus qualitativ gutem Kalkstein. Die Meisselung des Wappens wie auch der Antiqua-Lettern zeugen da­von, dass hier ein geschickterer Steinmetz am Werk war. Wir wissen nicht, wo die Grabsteinegefertigt Wurden, ob in der Bauwerkstatt der Burg zu Diósgyőr, oder aber in irgendeiner anderen Steinmetzwerkstatt in Nord­ostungarn, oder aber vielleicht als Arbeit eines wandernden Steinmetzes. Die Grabsteine sind wichtige Zeugen für die Gessellschafts - und Kulturge­schichte des derzeitigen Marktflecken Miskolc und der Burg zu Diósgyőr. Éva Gyulai 206

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