A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 28-29. (1991)

VÉGVÁRI Lajos: A típus átalakulása maszkká (Német nyelven)

Abb. 9. Ensor: Der Einzug Christ in Brüssel im Jahre 1888. (Repr. J. Paul Getty Museum) Regeln und in stilistische Schranken drängen. Nach Wilhelm Wätzold entsprechen nur die mittelmäßigen Talente, die den künstlerischen Durchschnitt vertreten, bestimmten stilistischen Normen. Die Großen zerbrechen sie mit Leichtigkeit. Um diesen Gedan­ken zu begreifen, sollte man Renoirs Portrait vom Kunstsammler Choquet (Abb. 7) etwas näher betrachten. Als Renoir Choquets Bild malte, bekannte er sich zum Impres­sionismus, also durfte er im Prinzip nichts von den Eigenschaften der dargestellten Person wissen. Er durfte den Typ eines Kunstkenners nicht so veranschaulichen, wie es Frans Hals im 17. Jahrhundert hätte malen können. Den Grundsatz des Impressio­nismus - die Wahrnehmung des durch einen flüchtigen Augenblick gewonnen Ein­drucks - nahm auch er an. Aber das Genie erhebt sich über Regeln und Schranken und von der Trampoline irgendeines Stils. Es gelangt zur Totalität, zum von Mittelmäßigkeit befreiten Ausdruck. So wurde Renoirs Bild, trotz seines an eine Photographie erinnern­den Schnappschusses, zu einer individualisierten Darstellung, die zugleich auch ein Typus ist. Das ist ein seltener Moment in der Kunst des 19. Jahrhunderts und vielleicht nur Leibls Portrait „Frau Gedon" kommt daran heran. Diese Werke stellen aber die letzten Augenblicke einer mehrere Jahrhunderte umfassenden künstlerischen Gestal­tung dar. Richten wir nun die Aufmerksamkeit auf das mit Renoirs Bild gleichzeitig geschaffene Choquet-Bildnis (Abb. 8) von Cézanne: Trotz des Mangels einer entspre­chenden Photographie kann man feststellen, daß Cézannes Gemälde keineswegs dem Dargestellten ähnlich ist. Cézanne schuf aus den gegebenen Wesenszügen ein verallge­meinertes Menschenbild. Das Gesicht weist nicht mehr die individuellen Eigenschaften der Persönlichkeit auf, dafür ist es die Verkörperung von menschlicher Tugend, Stand­haftigkeit, Konsequenz und sogar von Entschlossenheit. Cézannes Portrait blickt in die Vergangenheit, in die Zeit von Masaccio, und weist gleichzeitig in eine Kunstrichtung, die sich von einem momentanen Eindruck freimachen konnte. Cézanne ist Vorläufer und Vorbild der Gestaltung der autonomen Kunst, der charakteristischsten Bestrebung 592

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