A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 9. (1970)

LAJOS Árpád: A fonó folklorisztikai kutatásának problémái

A FONÓ FOLKLORISZTIKAI KUTATÁSÁNAK PROBLÉMAI 371 Methodische Gesichtspunkte zur Forschung der Spinnerei-Folklore Die tiefgreifende Erforschung, folkolristische Analyse und die Bekannt­machung der Ergebnisse in einer deskriptiven Systematisierung der einst zur bäuerlichen Lebensordnung gehörenden Spinnerei ist eine der vordring­lichsten Aufgaben der ungarischen Volkskunde der Gegenwart. Diese Aufgabe müßte wegen ihrer Bedeutung an einer der ersten Stel­len genannt werden. Nicht nur deswegen, weil in dem turbulenten Wandel unseres wirtschaftlichen und sozialen Lebens in ein bis zwei Jahrzehnten so­gar die Erinnerung an die Spinnstuben entschwunden sein wird, vielmehr darum, weil jetzt noch eine komplexe Aufarbeitung des Themenkreises mög­lich ist, die sogar neue Perspektiven erschließen und den synthetisch-de­skriptiven folkloristischen Untersuchungen neuen Auftrieb geben kann. Die neuen Erkenntnisse könnten sogar die Geschichte der Volkskunde berei­chern, ja sogar Verhältnis zwischen Soziologie und Folklore noch vertiefen. Bekanntmachungen von diesbezüglichen Forschungsergebnissen erschie­nen seit der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts — vorerst zwar vereinzelt — in der Fachliteratur. In den dreißiger Jahren unseres Jahrhun­derts wurden die ersten Versuche einen zusammenfassenden Überblick die­ses bäuerlichen Brauchtums zu geben, unternommen. Dabei wurde auf die in den Spinnstuben herrschenden Sitten und Bräuche, auf die moralischen und magischen Gepflogenheiten, auf das Poetische und Spielerische, aber auch auf die Ausgestaltung der bäuerlichen Spinnerei-Gemeinschaften hin­gewiesen. Die zusammenfassende Abhandlung von Zsigmond Szendrey: „Ma­gyar népszokások a fonóban" (Ungarisches Brauchtum der Spinnstuben), Eth­nographia, Jahrgang 38, SS 147—164) mit einer Systematisierung der aus al­len Teilen des Landes stammenden folkloristischen Daten und Angaben, war wahrhaftig ein bahnbrechender Schritt. Uns blieb es aber vorbehalten die Systematisierung des Spinnstuben­Brauchtums in seiner Gesamtheit, nach Landschaften und Volksgruppen ge­sondert darzutun und auch die Gegenüberstellung ethnischer Besonderheiten zu veranschaulichen. Dies kann nur unter Anwendung einer zeitgemäßen Forschungsmethode — der Dialektik — bewältigt werden. Die Spinnerei ist — vom dialektischen Gesichtspunkt aus betrachtet — ein doppeldeutiger Begriff, denn die Spinnerei ist eine von alters her geübte bäuerliche Produktionsmethode, die einesteils durch eine naturgegebene Un­vermeidlichkeit, andernteils durch die zwingenden Umstände des sozial-ge­meinschaftlichen Lebens entstanden ist. Gleichzeitig ist aber die Spinnerei auch ein Volksbrauchtum, das das gesellschaftliche Leben der Jugendlichen 24*

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