A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 9. (1970)

LAJOS Árpád: A fonó folklorisztikai kutatásának problémái

3J2 LAJOS ARPÄD beiderlei Geschlechts mittels der althergebrachten Gewohnheitsordnung re­gelte. Diese beiden Begriffe reflektieren sich wechselseitig. Die mündilche Aussage der über die Spinnerei als althergebrachte Pro­duktionsmethode Befragten ist folkloristisch überaus wertvoll. Wir haben diese persönlichen Aussagen schriftlich festgehalten und nach folgenden Ge­sichtspunkten systematisiert: Platz und Rolle der spinnenden Frau in der einstigen bäuerlichen Gesellschaft; die Einstellung der Spinnerin zu den Tex­tilpflanzen (zum Hanf und Flachs, die mühevohe Vorbereitung, bis die Pflan­zenfasern spinnreif sind und die mit diesen Arbeiten verknüpften Redewen­dungen); Schulung kleiner Mädchen im Spinnen; Organisierung der Spinn­gemeinschaften, die Arbeitsgemeinschaftstypen, zum Beispiel Lohnarbeit; die streng-genaue Bestimmung der Arbeitszeit mit moralischen und magischen Maßnahmen (zum Beispiel mit spielerischer Nachahmung warnender Vogel­stimmen im Frühling); Meinung der Mädchen und Frauen über die Vor- und Nachteile des Spinnrockens und des Spinnrades; eingehende Schilderung des Arbeitsvorgangs (wenn möglich wortwörtlich) wie ihn die Spinnerinnen be­schreiben haben, auch die Aufzählung der vorkommenden Spinnfehler und ihre Ausbesserung mitinbegriffen ; Arten des Wettspinnens; sanitäre und so­ziale Verkettungen des Spinnens, so wie es die Befragten aussagten. Folklo­ristisch aufschlußreich ist auch die Auffassung der Spinnerin über ihre Ar­beit und über ihre Bewertung, über das Spinnen allein oder in Gemeinschaft mit anderen, und ihre Meinung über die junge Generation, die nichts mehr mit dem Spinnen gemein hat. Andere wichtige Gesichtspunkte, die bei der Untersuchung der Spinne­rei als altüberkommenes Volksbrauchtum nicht unbeachtet bleiben dürfen, wären noch: die Spinnstube als „Unterhaltungslokal", Vorbereitung der Spinnstube für den Empfang der Burschen, Ausschmückung des Raumes und der Arbeitsgeräte, Erscheinen in festlicher Volkstracht; moralische und magische Gepflogenheiten zum Zusammenhalten der Gemeinschaft, z. B. durch nächtliche Bravourtaten (Gang in den Friedhof, Raub einer Grab-­säule oder eines Kreuzes und ihre Zurückschaffung) ; Dichtung der Spinnstu­be, Spiele, Bewirtung der Gäste, Vergnügungen, gegenseitiges Sich-Beschen­ken. Detailfragen: Rolle der Spinnstube im Leben der Jugend (der Kinder, der Jugendlichen in den Flegeljahren und in der Reifezeit); Spinnstube und Arbeitsgeräte scheinen bei der Anwesenheit der jungen Burschen an Bedeu­tung zu gewinnen (der Raum scheint sich mit magischen Kräften zu füllen). Ein besonderer Abschnitt: Mädchen unter sich; Erscheinen ist verpflichtend; Sitzordnung der Mädchen; die bei der Arbeit üblichen Gepflogenheiten: Sin­gen, Erzählen von Märchen und Sagen, Rätselraten, Mädchenspiele, bei de­nen die Anwesenheit von Jungen untersagt ist, Aberglauben der Spinnstube, Liebesprophezeiungen aus Hanfhede und auch mittels verschiedener Haus­geräte, das „Hinzaubern" junger Burschen zur Spinnstube. Die Vollständig­keit des Lebens in der Spinsstube ist erreicht, wenn Mädchen und Burschen beisammen sind: Ankunft der Burschen, vorgeschriebene und verbotene Be­suchtage, Fernbleiben und Verspätung werden geahndet, Sitzordnung ist vor­geschrieben, Unbotmäßge werden entfernt, Lauer auf die Spindel (Aufheben

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