A Herman Ottó Múzeum Évkönyve 7. (1968)

BODÓ Sándor: Céhbehívótáblák a miskolci Herman Ottó Múzeumban

ZUNFT-EINBERUFUNGSTAFELN IM HERMAN OTTÓ MUSEUM IN MISKOLC Die gewerbetreibenden Meister des Komitats Borsod-Abaúj-Zemplén hatten — wie es schriftlich bezeugt ist — bereits im 16. Jahrhundert die ersten Zünfte gegründet. Seit dieser Zeit beherrschte das Zunftwesen während der folgenden vier Jahrhunderte das Handwerk in den Städten und Dörfern. Dennoch steht eine eingehende Schilderung des Zunftwesens, d. h. des vom handwerkgeschichtlichen Gesichtspunkt überaus wichtigen Zunftlebens bis auf den heutigen Tag noch aus. Die uns zur Verfügung stehenden Beweisstücke verdeutlichen, daß es zwischen dem Brauchtum der Zünfte in der verschiedenen Teilen Ungarns keine wesent­lichen Unterschiede gab. Nur in wenigen der bis jetzt erschienenen Arbeiten über die Organisation und die tägliche Arbeit der Zünfte werden die Einberufungsta­feln erwähnt, die doch im Alltag des Zunftlebens eine bedeutende Rolle gespielt hatten. Mit meiner Studie über das einschlägige, im Herman Ottó Museum auf­bewahrte Material hoffe ich diese Lücke schliessen zu können. Ursprünglich waren die Einberufungstafeln Zunftabzeichen. Immer war es der Zunftmeister (der Altmeister), der mit diesem Abzeichen die Zunftmit­glieder zu einer Versammlung, Installation eines neuen Zunftmeisters oder zum Begräbnis eines Zunftmitgliedes zusammenrief. Die Einberufungstafel mit dem Zunftabzeichen legitimierte gleichsam den Boten, daß er vom Zunftmeister ent­sandt worden war. In den verschiedenen Gegenden Ungarns war es jeweils ein anderes Zunftmitglied, das den Botendienst versah. In Westungarn war es zu­meist der jüngste Meister der Zunft: er war der „dienende Meister" (ungarisch: szolgálómester); in Nordungarn nannte man ihn den Meister, der den Zunftkreis beging (ungarisch: bejárómester). In einigen Städten Ostungarns (Debrecen, Mis­kolc, Sátoraljaújhely) gaben die Meister selbst oder ihre Gessellen die vom Alt­meister erhaltene Botschaft und die Einberufungstafel auf einem genau festge­legten Weg weiter. Mitunter ereignete es sich, daß die Botschaft ungenau ausgerichtet wurde, wodurch Komplikationen entstanden. Um dies zu vermeiden, wurde die Bot­schaft des Altmeisters immer häufiger schriftlich niedergelegt und an der Ein­berufungstafel befestigt. Damit hatte sich die Funktion der Einberufungstafel erweitert: sie war nicht mehr nur das Zunftabzeichen, sondern gleichzeitig auch der Träger der Botschaft. Dadurch veränderte sich auch ihre Form. Anfangs waren es einfache Holztafeln mit den Abbildungen der charakteris­tischen Werkgeräte des Handwerks auf der einen oder auf beiden Seiten. Im 18. Jahrhundert waren neben den Holztafeln auch Kupfertafeln gebräuchlich.

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