Müller-Walter Judit: Mehr als Lebensgeschichten. Schicksale (Pécs, 2010)

Meine Eltern brachten sie an den Bahnhof, aber der Zug fuhr noch nicht los, so ging ich mit meiner Tochter zu ihnen runter, damit wir sie wenigstens noch ein letztes mal sehen können. Oh wie ich dann weinte! Der Komandant kam zu mir und fragte mich warum ich weinte." Wie könnte ich nicht weinen, wenn ich sie vielleicht nie wieder sehen darf! Und man uns nicht mit ihnen sprechen läßt, Wie könnte ich da nicht weinen?" Der Komandant nahm mich am Arm und fährte mich zu meinen Eltern, damit ich mit ihnen sprechen kann solange ich will. Aber der Zug fuhr um fünf Uhr mit ihnen nach Deutschland ab. Sie wohnten zwei Jahre dort, und konnten dann zu uns zurück fliehen. Borbála, Tante Borisch, das einzige Kind der Tante Rosi. Sie bekam ihre Mutter zweiundhalb Jahre nicht zu Gesicht, sie wohnte bei ihren Großeltern. Zwischen 1945 und 1950 musste die Familie 13 mal umziehen. Als sie zur Erstkommunion ging, war ihre Mutter noch nicht zurückgekehrt. Was für eine arme Welt das damals war! Das Kleid gehörte einem verstorbenem Mädchen, ihre Eltern liehen es mir, wieder jemand anderes lieh mit den Kranz, ich bekam von jedem etwas, so konnte ich mich kleiden." erzählte Tante Borisch. Das Bild zur Erstkommunion wurde im Juli 1947 im Hof des christlichen Gemeindehauses von Erdősmecske aufgenommen.

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