Müller-Walter Judit: Mehr als Lebensgeschichten. Schicksale (Pécs, 2010)

eine zu fangen, wir haben sie auch schön geschlachtet. Ich schmecke noch heute ihren Geschmack. Einmal bin ich in eine Grube voller Sägespähnen gefallen und brach mir den Arm. Sie brachten mich auch ins Krankenhaus. Mit meinem Gipsarm konnte ich natürlich nicht arbeiten, so nahm mich unsere Arbeitsleiterin zu sich nach Hause, damit ich auf ihre Tochter aufpasse. Dann wohnte ich bei ihnen, ich half bei der Hausarbeit und kochte. Es ist interessant, ich habe es seitdem nicht mehr geschafft solche gebratene Butterkartoffeln zu machen als damals, obwohl ich es versucht habe. Von da an ging es mir besser als den anderen, ich gewann auch wieder an Gewicht. Aber den Anderen ging es dann auch besser, sie bekamen bald darauf einen kleinen Lohn und konnten auf dem Markt einkaufen gehen. An den Bahnhof von Bonyhád kam ein Mann aus meinem Dorf auf einem Pferdegespann in der Hoffnung, dass auch seine Tochter dabei ist. Aber sie kam leider nicht, und aus Onkel Gyuri brach ein Schluchzen aus. Schließlich nahm er uns dann nach Nádasd mit sich. Ich habe die Gegend und das Dorf fast nicht wiedererkannt. Am Dorfrand kam mir dann mein Vater entgegen. Ja, wir haben sehr geweint. Dann erst erfuhr ich, dass man uns rausgeworfen hat, und dass dort jetzt andere Menschen, Siedler leben, und dass wir bei anderen einquartiert wurden. Dies geschah am 26. Juli 1948 am Tag der Heiligen Anna. Der Versuch einer späten Wiedergutmachung: Die Erlärung diente in den siebziger Jahren als Grundlage, die geleisteten Arbeitsjahre in der Sowjetunion der Rente anzurechnen. 8jll»tkoi»t Xlj'irottaV WntttlioH euMtAtwn nyili-tiori;nV, Sihr^* Jfoamrj it? . Arnold . •r'"-/ iteesftV' 'di í * .VI ' < ­1A a 7. s'atti ^sX St Oy 't : M »an Grozn í véroa kergét a •f'->•.'.' t-i r'.i!*<x1 SüVcji .u'l. C«»rV Kar «> n'4'.i ',197 . '' "t 5r, r.lo Ar Í9. Im Arbeitslager in Stari Promislaw. Sitzend Maria Arnold, Tante Marisch links und rechts neben ihr, ihre Schwester Tante Resi, die ihre vierjährige Tochter Anna zu Hause lassen musste. Sie wurde in der Zeit von ihren Großeltern väterlicherseits erzogen. In Grosnij waren sie zusammen. Später wurden die „Stärkeren", so auch Tante Marisch mit 40 weiteren, in Richtung des Ural, nach Baskirien verbracht. Die Geschwister wussten von diesem Zeitpunkt an nichts mehr voneinander, aber das Schicksal wollte es, dass beide im Abstand von drei Tagen im Juli 1948 wieder heimkehrten. Von jenen, die auf dem Bild zu sehen sind, leben heute nur noch die beiden Geschwister. Erklärung Die unten Angeführten Personen bestätigen hiermit in vollem Bewusstsein ihrer strafrechtlichen Verantwortung, dass sie gemeinsam mit Frau János Schramm, geb. Therese Arnold: wohnhaft in Mecseknádasd, Rákóczy utca 61/a in der Sowjetunion im Bezirk der Stadt Grosnij vom 26. Dezember 1944 bis zum 24. Juli 1948 Arbeitsdienst leisteten. !".<...irt r ""-t'l 194

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