Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 20-21 (1975-76) (Pécs, 1977)
Történettudomány - Szakály Ferenc: Schreiber Farkas pécsi bíró (1527–1542)
102 SZAKÁLY FERENC der päpstliche Hof wegen der Ermordung von Fráter György [Georg Martinuzzi] gegen Ferdinand führte. Aus seiner Aussage geht hervor, daß er Fráter György gut gekannt hat — dieser Tatsache waren übrigens auch seine von Szapolyai erhaltenen Privilegien zu verdanken, denn die Regierung Szapolyais favorisierte nur die Kaufleute, die zu dem Mönch-Schmatzmeister in vertrautem Verhältnis standen, — und 1550/51 oft vertrauliche Gespräche über den Fall von Ofen mit ihm geführt hat. Nach der Abberufung Castaldos stellte sich Schreiber wieder in den Dienst der Kammer und verkehrte oft in der Burg von Sziget als Comissarius; er hat Truppen in die Burg hineinbegleitet, Untersuchungen geführt und im königlichen Hof versuchte er die Interessen des Kapitäns Márk Horvát zu verteidigen (1556). 1526 war er Sekretär von János Krusics, dem Kapitän von Karpfen und geriet am Ende März bei der mißlungenen Belagerung Szécsénys mit seinem Herrn in türkische Gefangenschaft. Den größten Teil der Gefangenschaft verbrachte er — wie sein Herr — in Konstantinopel, von wo er erst im Herbst 1565 entlassen wurde. Seit dieser Zeit verlieren wir den damals mindestens 65—70 Jahre alten Stadtrichter Fünfkirchens aus den Augen. Viele Züge seiner Lebensbahn können verallgemeinert werden. Seine Laufbahn bis 1543 veranschaulicht, wie die Schicht der die Agrarprodukte des Landes vertreibenden ungarischen und sich an sie angleichenden wenigen deutschen Großhändler-Unternehmer ihren Platz im Kampf der beiden Könige, im Schatten der immer bedrohlicheren türkischen Gefahr zu finden und die Kontinuität ihrer Tätigkeit auch um den Preis mehrmaliger Parteiwechsel zu sichern versuchte. (Die Kennlinie seiner Stellungnahmen ist — mit einiger Phasenverschiebung — mit dem Verhalten der ungarischen Bürgerschaft Ofens identisch). Nach 1543 befolgte er aber nicht mehr den Weg der Bürger ähnlicher wirtschaftlicher Mentalität, die sich in die königlichen Freistädte und Marktflecken der Randgebiete (vor allem nach Tyrnau, Kaschau, Debrecen und Großwardein) zurückziehend ihre Handelstätigkeit — zumeist mit glänzendem Erfolg — fortzusetzen versuchten. Mit der Hilfe seiner ungarschen, deutschen und — vermutlich auch lateinischen — Sprach- und Sachkenntnisse wollte er im Rahmen der habsburgischen Administration Karriere machen. Der Erfolg blieb aber aus, er rutschte immer weiter hinab auf der Dienstleiter, hatte materielle Sorgen; beweisend gleichzeitig, daß der Beamten bürgerlicher Abstammung in den feudalen Ämtern keine glanzreiche Laufbahn harrte.