Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 20-21 (1975-76) (Pécs, 1977)

Történettudomány - Szakály Ferenc: Schreiber Farkas pécsi bíró (1527–1542)

SCHREIBER FARKAS PÉCSI BÍRÓ 101 Stadt zu erobern, nach Ofen und zur Belagerung nach Wien zog, verließ Wolfgang Schreiber seinen Wohnort, wo sein bewegliches und unbewegliches Gut von den Türken oder anderen so verwüstet und ausgeplündert wurde, daß sich sein Schaden auf 5000 Forint belief. Der nach Wien geflüchtete Schreiber versuchte die Sache der Verteidigung durch Kundschafterei vorwärtszubringen (s. An­hang Nr. III.) Als Anerkennung seiner 1529 er­worbenen Verdienste ernannte ihn Ferdinand im Jahre 1532 zum Inspektor der Altenburger Drei­ßigstzollgruppe und versprach, daß er ihn für sei­ne Verluste mit Liegenschaften entschädigen wird (s. Anhang, Nr. VI). Schreiber brach aber bald mit der Partei Ferdi­nands und kehrte nach Fünfkrichen zurück. Als sich Szapolyai im Herbst 1533 in Fünf kirchen auf­hielt, war er schon wieder Stadtrichter und Führer der Einwohnerschaft im Aufruhr, der in Fünf­kirchen wegen des wüsten Treibens der Türken in der Umgebung der Stadt gegen den König aus­brach. Bald versöhnte er sich aber mit Szapolyai so sehr, daß er gegen das Ende der 1530er Jahre — vermutlich 1539 — vom König eine Reihe von Privilegien erhielt: er wurde in den ungarischen Adelsstand erhoben, sein Haus in Fünfkirchen war von allen Steuern befreit (dieses Privileg wurde sogar von den einander rasch ablösenden Bischöfen Fünfkirchens akzeptiert) und der König gab ihm Erlaubnis dazu, 240 Rindviehe ohne jede Zoll- und Dreißigstzollentrichtung nach Fünf kirchen zu trei­ben, diese dort in seinen Fleischbänken auswägen zu lassen bzw. anderen weiterzugeben. Die dem Stadtrichter Schreiber verliehenen Pri­vilegien und in der Studie aufgezählte andere Momente machen-zugleich auch die bestimmenden Faktoren des Wirtschaftslebens von Fünkirchen sichtbar, die der Verfasser der Studie einerseits im aus dem Donau —Theiß —Zwischenstromland und dem Gebiet jenseits der Theiß nach Pettau, Laibach und Venedig gerichteten Viehhandel, zum andern im aus dem südlichen Transdanubien nach Pest, in Gebiet jenseits der Theiß und nach Ober­ungarn gerichteten Weinhandel zu erkennen wähnt. Im Austausch dieser Waren spielte Fünfkirchen die Rolle eines Transitzentrums, die Erkenntnis eben dieser Tatsache steckt übrigens auch darin, daß die Regierung Szapolyais in Fünfkirchen eine Dreißigstzollstelle aufstellen ließ, um die nach Westen geführten bzw. von dort eingeführten Waren zu verzollen. (Dies ist zugleich ein Beweis auch dafür, daß die Handelsstraße Großwar­dein/Szegedin — Fünfkirchen — Nagykanizsa — Pettau — Laibach — Venedig nicht nur um die Mitte des 16. Jahrhunderts eine wichtige Rolle in der Vieh- und Fleischversorgung der Stadt des Sankt Markus gespielt hatte — wie der Verfasser der vorliegenden Studie in einer anderen Arbeit dies durch eingehende Untersuchungen nachge­wiesen hat — sondern schon vor 1526, bzw. auch zwischen 1526 und 1541.) Nach dem Fall von Ofen überließ die Witwe Sza­polyais, Königin Isabella auch die Stadt Fünf­kirchen dem Sultan. Gegen die zur Übernahme der Stadt eingetroffenen türkischen Truppen verteidig­ten aber die Stadtwache und die Bürgerschaft — wieder einmal unter der Leitung Wolfgang Schrei­bers — ihren Wohnort. Ebenfalls er war derjenige, der als Stadtrichter im Winter 1542 mit einer um­fangreichen Denkschrift des Senats und des Ka­pitels im königlichen Hof erschien und darum bat, der Herrscher soll wiederholt sowohl die Privile­gien des Kapitels als auch die der Stadt bestäti­gen, bzw. für die Befestigung und Erhaltung Fünf­kirchens sorgen, das vom Gesichtspunkt der Besit­zung der gazen Gegend aus eine Schlüsselstellung hat. Schreiber nützte zugleich die Gelegenheit dazu aus, seine teils vön Ferdinand, teils von Szapolyai erhaltenen Privilegien und Verscprechungen bestä­tigen zu lassen (die darüber am 1. Juli 1542 aus­gestellte Urkunde des Herrschers s. im Anhang, Nr. IV—-VI). Schreiber konnte aber aus diesen Privilegien kei­nen Nutzen mehr ziehen, weil die Türken in Som­mer 1543 die Burgen der Umgebung der Reihe nach eroberten und die zu Hause gebliebenen Bür­ger Fünfkirchens öffneten, nachdem sowohl die Garnison, als auch der Bischof und das Kapitel, sowie der größte Teil der Bewohner aus der Stadt geflohen waren, vor den Truppen des Sultans die Stadttoren. (Die Stadt war nicht zu verteidigen; die Stadtmauern waren schwach, die türkische Artillerie konnte die Verteidiger vom Mecsek­Gebirge aus beschießen.) Zur Anerkennung seiner früheren Verdienste er­hielt Schreiber in den folgenden Jahren verschie­dene Stellungen in der Kammer und als Dol­metscher. 1545 wurde er wieder zum Inspektor ernannt, und zwar an der vom König zur Ver­waltung der von Einzelpersonen zurückerworbenen Dreißigstzolle aufgestellten Dreißigstzolldirektion, wo er sich aber nur ein Jahr lang betätigen konn­te, weil der Herrscher die Stellung aus Sparsamkeit 1546 wieder abschuf. Zuvor und danach stand er im Dienst der Hauptkapitäne Leonhard Fels und Niklas von Salm als ungarischer Dolmetscher und Bote, später war er in ähnlicher Eigenschaft in Siebenbürgen, im Heer des Generals Castaldo tä­tig. Inzwischen wurde er Zeuge einer Reihe von hochbedeutenden politischen und militärischen Ereignissen; so erlebte er zum Beispiel die Befesti­gung von Szolnok, die Verhandlungen über die Einigung Habsburg-Ungarns mit Siebenbürgen, das Unwesen und Auflösung der Truppen Castaldos. So kam es dazu, daß 1553 in Graz auch er unter den Zeugen des Prozesses vernommen wurde, den

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