Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 16 (1971) (Pécs, 1972)
Régészet - Fülep, Ferenc–Fetter, Antal: Neuere Forschungen in der ausgemalten, frühchristlichen Grabkammer Nr. II. von Pécs
102 FÜLEP, F.-FETTER, A. Zeit nach der Bemalung ein neueres Grab eingebaut. Die länge dieses Grabes beträgt 215 cm, die Breite 91 cm. Seine Tiefe stimmt mit der Höhe des vorangehend beschriebenen Gesimses überein. Der Fußbodenbelag war nicht doppelgeschossig. Der Boden des Grabes war mit Ziegeln bedeckt. Die Haftung des Daches kann an der Ostwand über dem Grab Nr. 2 gut wahrgenommen werden. Vermutlich war die eine Deckplatte dieses Grabes jenes Stück, welches auch heute an die Mauer des Nordgrabes angelehnt, sich an Ort und Stelle befindet. Was das Innere der Kapelle anbelangt, ist es im Jahre 1964 gelungen in einer von der Oberfläche gerechneten Tiefe von 411 cm an zwei Stellen auch den ursprünglichen, aus Ziegeln gefertigten Fußbodenbelag vorzufinden (Abb. 3). Dieser Fußbodenbelag blieb in der SW-Ecke in einem 103x90 cm großen Fleck erhalten. Hier in der SW-Ecke der Kapelle wurde eine Herdstelle aus Tuffstein ausgebildet. Die Mauern der Grabkapelle sowie diese trocken ausgelegte Mauer waren bis zu einer Tiefe von 8-10 cm völlig durchbrannt und der Ziegelboden in der gleichen Dicke von Asche und durchgebranntem Schutt bedeckt. Dies weist darauf hin, daß die Grabkapelle - ähnlich der 1957 westlich von der Cella trichora erschlossenen Grabkammer 29 - wahrscheinlich nach der Römerzeit, nach der Verwüstung des römischen Gräberfeldes als Wohnstätte benutzt wurde und man die Herdstelle in der SW-Ecke deshalb ausgebildet hatte. Am östlichen Wandabschnitt, in der NO-Ecke ist in der Form eines 10x15 cm großen Fleckes ein 1 cm dickes, weißes, schön abgeglättetes Mörtelbruchstück an der Wand geblieben, das - vielleicht von dem Rauch - ein wenig rosagefärbt ist. Wie bereits weiter oben erwähnt, setzt der 411 cm tief gefundene Fußbodenbelag voraus, daß das Tonnengewölbe der darunter befindlichen Grabkammer niedriger lag, als das gegenwärtig rekonstruierte Tonnengewölbe. Die Grabkammer war bei ihrer Erschließung voll von Schutt und Mörtelresten. 30 Nach dem Bericht von Gosztonyi wurden in ihr einige schwarze Gefäßfragmente und rostige Eisenringe gefunden. 31 In den WO-orientierter Gräbern der Grabkammer lagen die Skelette den Bestattungsritus des altchristlichen Fiedhofes von Pécs entsprechend wahrscheinlich mit dem Schädel nach W und mit dem Gesicht nach О zugekehrt. Dies beweist übrigens auch das im Grab Nr. 1 befundene „Kopfkissen" (Abb. 6). Die eucharistische Symbolik des an der Nordwand 29 F ülep F., Arch. Ért. (1962) 23г. 30 Gosztonyi Gy. hat in seinem am 5. August 1939 datierten Bericht die folgende interessante Bemerkung gemacht: „Es kann auch festgestellt werden, dass die aus dem ausgeförderten Schutt zum Vorschein gekommene Ziegelmenge und die der bemalten Mörtelteile insgesamt nicht zur Rekonstruierung des eingestürzten Gewölbes und seines Bewurfes genügen, die Grabkammer wurde demnach auch nach dem Einsturz gestört und ein Teil vom eingestürzten Material entfernt." MOB. Archiv 554/1939. 31 Gosztonyi Gy., а. а. O. des Grabes, in der Nische aufgezeichneten Kruges und Bechers sowie der Weinranke haben wir bereits erwähnt. Auch über.das im Grab Nr. 1, neben dem Kopf des Toten vorgefundene und wahrscheinlich zur Unterbringung einer Reliquie dienende Reliquiarium haben wir bereits gesprochen. 32 Im Jahre 1964 sind wir westlich von der Grabkammer in einer Tiefe von 460 cm, von dem mittleren Pfeiler der Westmauer 120 cm weit entfernt, auf ein aus Stein gebautes und mit Ziegeln giebelförmig bedecktes Grab gestoßen (Abb. 2). Seine meßbare Länge betrug 120 cm. Zu seiner Erschließung bot sich damals keine Gelegenheit. Damals konnte nur festgestellt werden, daß in dem Grab ein mit dem Kopf nach O, mit dem Gesicht nach W zugekehrtes Skelett lag. Aus dem freigelegten Teil des Grabes sind keine Beigaben zum Vorschein gekommen. Die Arme lagen gestreckt neben dem Skelett. Die 460 cm-Tiefe beweist, daß das Grab an der Westseite der Grabkapelle unter dem Niveau lag. Da in dem altchristlichen Fiedhof von Pécs die Skelette ausnahmslos mit dem Kopf nach W, mit dem Gesicht nach О zuliegen, 33 weist die entgegengesetzte Richtung des Grabes darauf hin, daß es zu denjenigen Gräbern gehört, die in diesem Gebiet noch vor dem Bau der altchristlichen Grabkammer angelegt wurden, also es handelt sich hier noch um eine, der altchristlichen Bestattung vorangehende „heidnische" Bestattung. 34 Ein änhliches Beispiel finden wir auch unter der Nordmauer des Vorraumes der im Jahre 1958 erschlossenen Grabkammer (VII) vor. 35 Im Jahre 1964 ist vor dem Südeingang in 410 cmTiefe - was ungefähr der Höhe des damaligen Niveaus entspricht - eine Mjünze 36 zum Vorschein gekommen: die Kleinbronze von Valentinianus I. (AE/3), die zwischen 367-375 in Aquileia geprägt wurde. Dieser Fund bietet einen wertvollen Anhalstpunkt zur Frage der Entstehungs- bzw. Gebrauchszeit der Grabkammer. In der Grabkammer ist kein sonstiges Fundmaterial zum Vorschein gekommen. Unsere Grabkammer ist also ein ausgezeichnetes Beispiel für diejenigen, im altchristlichen Fiedhof von Pécs gefundenen Grabbauten, die zweigeschossig sind: unten befindet sich das zum Zwecke der Bestattung dienende „Cubiculum inferius", oben die Grabkapelle, das „Cubiculum superius". 37 Dies dürfte zur Abhaltung der Agape 38 oder später zum 32 Vgl. weiter oben 101. 33 Fülep F., Arch. Ért. 96 (1969) 40. (Unter Geisler EtaStraße 8) und ein neuerer, vor seiner Publikation stehender Friedhof mit 104 neuen Gräbern (unter István-Platz 12 Geisler-Eta-Straßc 14). 34 Fülep F., Arch. Ért. (1962) 34. und Fülep F., а. а. O. 35 Fülep F., а. а. O. 34., Abb. 1 und 4. 36 RIC 96. N0 n/a. 37 F. Gerke, Pannónia I. (Pécs, 1935) 67 und Fig. 3. 38 F. Cabrol-H. Ledercq, DACL II (Paris, 1925) 2887. A. Piganiol, L'empire chrétienne (325-395). (Paris, 1947) 372.