Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 16 (1971) (Pécs, 1972)
Régészet - Fülep, Ferenc–Fetter, Antal: Neuere Forschungen in der ausgemalten, frühchristlichen Grabkammer Nr. II. von Pécs
FRÜHCHRISTLICHE GRABKAMMER NR. IL VON PÉCS 103 Zwecke von Gottesdiensten gedient haben. 39 In diesem Falle dürfte im nördlichen Ende gegenüber des Einganges gewiß eine Mensa gestanden haben. Die Spuren dieser haben wir in der Grabkammer nicht gefunden. Im altchristlichen Fiedhof von Pécs haben Gosztonyi und Dyggve das Vorhandensein der Mensa in der bemalten Grabkammer Nr. I vorausgesetzt/' 0 sowie Ferenc Fülep in der im Jahre 1958 freigelegten, unbemalten Grabkammer Nr. VII. 41 Schon Szőnyi hielt die von ihm im Jahre 1922 im östlichen Halbkreis der Cella trichora gefundene Steinplatte für den Sockel eines Altars/' 2 Aufgrund dieser können wir auch in dem „Cubiculum superius" der gemalten Grabkammer Nr. II das Vorhandensein der Mensa voraussetzen. Was die Entstehungszeit der Grabkammer anbelangt, dient die oben erwähnte Kleinbronze des Valentinianus I. als „terminus post quem" zur Bestimmung der Zeit des Grabbaues. In Ermangelung sonstigen Fundmaterials versuchen wir aufgrund der Analyse der Wandmalereien der Grabkammer die Entstehungszeit näher zu bestimmen. Gerke brachte vor allem aufgrund des um den Eingang der Grabkammer sichtbaren Gittermutters die Bemalung unserer Grabkammer mit der Katakombenmalerei der Stadt Rom in Verbindung. 43 Ein enger Zusammenhang kann betreffs der die Nordwand der Grabkammer krönenden Rankenverzierung mit der ähnlichen Verzierung der Grabkammer von Nis festgestellt werden. I. Mirkovic verbindet die Rebe und Weinbeeren pickenden Vögel mit der Eucharistie/ 4 Das prägnanteste Beispiel für die in der Grabkammer befindlichen marmornen Inkrustationstafeln und die oberhalb dieser verlaufenden üppigen Rankenverzierungen bieten die um der Santa Sophia-Kirche zu Sofia bzw. in der Kirche selbst zum Vorschein gekommenen Grabkammern. Die Wandmalerei der dortigen Grabkammer stehen denen der Grabkammer Nr. II von Pécs am allernächsten. Der Verfasser des Aufsatzes setzt ihre Zeit auf das 5. Jahrhundert. 45 - Eine ähnliche Rankenverzierung kann auch an der Nordwand der Grabkammer von Chur (Schweiz) gefunden werden/ 6 39 E. Dyggve, History of Salonitan Christianity. 78. 40 Gosztonyi Gy., I. 17. Abb. 6/d. - E. Dyggve, а. а. O. Fig. 1. 41 Fülep F., Arch. Ért. (1962) 32 und Abb. 11. 42 Szőnyi О., а. а. О. íjjí. 43 F. Gerke, I. i2 5 ff. 44 L. Mirkovic, Arch. lug. II (1956), 96. 45 K. Miateff, La peinture décorative de la nécropole de Serdica. (Sofia, 1925), jjff. 46 W. Sulser-H. Claussen, Die Stephanskirche zu Chur. Beiträge zur Kunstgeschichte und Archäologie der Frühmittelalters. Akten zum VII. Internat. Kongress für Frühmittelalterforschung. 21-28. Sept. 1958. (Graz-Köln, 1962), 164. Die Grabkammer wurde von H. Claussen auf die Mitte des 5-ten Jahrhunderts datiert. Im Jahre 1949 hat in Salona an den peripheren Teilen des Manastirine-Friedhofes D. RendicMiocevic neuere Gräber und Grabkammern freigelegt/ 7 Von diesen verdient - im hiesigen Zusammenhang - betreffs ihrer Wandmalerein vor allem die bereits erwähnte gewölbte und gemalte Grabkammer Nr. 4 die Aufmerksamkeit. Ihre Tür blickte nach О und öffnete sich aus einem mit Monolithsteinplatte abgeschlossenen Schacht. Die Nordwand der in ziemlich primitiven Stil gemalten Grabkammer war in mehrere quadratische Felder eingeteilt und mit transversalen und krummen Linien verziert. Die Zwischenfelder der sich kreuzenden Linien sind mit kleinen Kreisen und Halbkreisen ausgefüllt/ 8 Hierin erkennen wir das Muster des primitiven Gitterzaunes, in dessen Zwischenfeldern mit Kreisen und Halbkreisen dargestellte Blumen zu sehen sind. Dies ist also die völlig vereinfachte Form des Paradiesgartens, die in der gemalten Grabkammer Nr. II von Pécs in einer entwickelteren Form auf uns geblieben ist. Der Verfasser hat die Zeit der oben beschriebenen Grabkammer Nr. 4 von Salona auf die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts bzw. auf den Beginn des 6. Jahrhunderts bestimmt. 49 10. Die SO-Ecke der Grabkammer Aufgrund der obigen Parallelen setzen wir die Entstehungszeit der gemalten Grabkammer Nr. II von Pécs - auch die sonstigen Zusammenhänge des altchristlichen Friedhofes von Pécs in Betracht gezogen - auf den Ausgang des 4. bzw. auf den Beginn des 5. Jahrhunderts. 47 D. Rendic-Miocevic, а. а. O. 53ff. /l8 D. Rendic-Miocevic, а. а. O. 58. Abb. 2. 49 D. Rendic-Miocevic, а. а. O. 61. 50 Diesbezüglich ist bereits die Monographie von F. Fülep in Vorbereitung, die auch über den altchristlichen Friedhof von Sopianae ausführlich berichtet.