Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 16 (1971) (Pécs, 1972)

Régészet - Fülep, Ferenc–Fetter, Antal: Neuere Forschungen in der ausgemalten, frühchristlichen Grabkammer Nr. II. von Pécs

FRÜHCHRISTLICHE GRABKAMMER NR. II. VON PÉCS юг den in den Ecken erhalten gebliebenen Stücken geurteilt - ein geometrisches Muster gewesen sein. Die Ausmalung der Grabkammer erfolgte in zwei Zonen. Diese beiden Zonen sind mit breiten, grü­nen, gelben, schwarzen und roten Streifen vonein­ander getrennt, die in Schulterhöhe der in die hin­tere Mauer eingesenkten Nische die Grabkammer umlaufen. An der Nordwand, in der Nische, die von schmalen, rostbraunen Streifen umsäumt ist, ist auf einem bläulichen Grund ein an die Wand ge­malter Krug und ein Becher zu sehen. Beiderseits wächst oberhalb der Nische je eine dunkelgrüne Weinranke mit dicker Rebe aus dem Streifen - wie aus dem Erdboden - hervor und umfaßt die Nische bogenförmig. Die Weinranke ist von dunkelgrünen, üppigen Blättern und blauschwarzen Weintrauben bedeckt. Die Nordwand der Grabkammer ist mit oberhalb der Weinranken umlaufenden Streifen ab­geschlossen 16 (Abb. 6). An der Nordwand sind unter dem dicken Strei­fen in weißen, gelben und roten Rahmen mit mar­morierter Bemalung verzierte, viereckige Felder zu sehen. Unter der hinteren Nische befindet sich eine stark beschädigte, gleichfalls eine Inkrustation nachahmende Tafel, die eventuell für eine Inschrift bestimmt war. 17 Sich der Nordwand anschließend ist an der Ost­wand ein mit Rot umrahmtes, gelbliches und schwar­zes Feld zu sehen, dessen roter Rahmen oben und unten mit 5 kontinuierlichen Halbkreisen verziert wurde (Abb. 4). An der Westwand ist die Verzie­rung der gegenüber liegenden Tafel ebenfalls linien­artig. In ihrer Mitte befindet sich ein Dreieck, an deren beiden Seiten eine weiße, aus Halbkreislinien bestehende Verzierung zu finden ist. Über dieser liegen zwei, mit der Spitze einander zugewendete, rechtwinkelige Dreiecke, deren Innenfläche mit Zickzacklinien verziert wurde. 18 Unter dem Dreieck ist die in der Westwand bereits oben erwähnte recht­eckförmige eingetiefte Nische zu finden, die wahr­scheinlich zur Aufbewahrung einer Reliquie gedient hat 19 (Abb. 6). Rechts und links vom Eingang sowie an den sich diesem anschließenden Längswänden ist ein sich kreuzende Leisten nachahmendes Gittermuster zu sehen (Abb. 4., 5., 7). Das Muster ist an der Ost­wand gelb, an der Westwand hingegen blaugrün. Zwischen dem rechtseitigen Gittermuster befinden sich grüne, zwischen der linksseitigen Gitterung gel­be, an Pfeilspitzen erinnernde Blumen. 20 Dieses Zaunmuster setzt sich entlang der östlichen und westlichen Längswände ganz bis zu den marmorin­krustierten Tafeln fort. Über der Eingangstür hat der Maler zwei, mit rotem und blaugrünem Rah­16 F. Gerke, I. 116. Fig. 31. 17 F. Gerke, а. а. O. 18 F. Gerke, I. 118. Fig. 33 und 119. Fig. 34. 19 E. Dyggve, History of Salonitan Christianity. (Oslo, 1951) 109. - F. Gerke, а. а. O. 70. 20 F. Gerke, I. 120. Fig. 35. men umnommene, gelbe, kreisförmige Verzierungen und zwischen diesen ein nur skizzenhaft gezeichnete, mit blaugrünem Rahmen umsäumte Fünfeckmuster untergebracht. 21 Die gelbe Grundfarbe der beiden Medaillons ahmt wahrscheinlich das Gold nach 22 (Abb. 7). In den Medaillons sind den Efeublättern ähnliche Fleckchen zu erkennen. Gerke stellt diese Medaillons mit den „Purpurclipei" der spätantiken Kaiserpaläste in Parallele. 23 Wie Gerke festgestellt hat, knüpft sich unsere Grabkammer durch die Weinrankenverzierung der Hinterwand, ferner durch die Darstellung des Kruges und des Bechers in der Nische an den Kreise der mit eucharistischen Mo­tiven verzierten Grabbauten an. 24 Das beim Eingang sichtbare Gittermuster ist hingegen die pannonische Erscheinungsform der in der römischen Katakom­benmalerei häufig vorkommenden Paradiesdarstel­lungen. 2 '' Nach der Zeichnung von Gosztonyi liegt in der Grabkammer vor der nördlichen Nische ein WO­orientiertes, eingebautes Grab 26 (Abb. 4-5). Die Untersuchung des Inneren der Grabkammer brachte bezüglich der Beobachtung von Gosztonyi neue Er­gebnisse. Von der Wand des in der Grabkammer gefundenen, WO-orientierten Grabes (Grab Nr. 1) ausgehend, läuft entlang der West-, Ost- sowie der Südmauer ein 50-54 cm hohes, 15-20 cm breites Gesims rundherum. Dieses Gesims hat Gosztonyi auf seinem Zeichnungen auch eingetragen. 27 In der SO-Ecke ist dieses Gesims zerstört worden und auch die äußere Mauer der Grabkammer wurde be­schädigt. Hier hat man einst die Grabkammer geöff­net. Die auf diese Weise entstandene Lücke wurde nachträglich mit einem aus Ziegeln unregelmäßig er­bauten Mauerwerk verschlossen. Das erwähnte ringsumlaufende Gesims wurde nach der Ausmalung der Grabkammer eingebaut, denn wo das Gesims in der SO-Eckc zerstört ist, ist hinter dem Gesims das ursprüngliche Gittermuster der Wandmalerei zu se­hen (Abb. 4., 7., 10). Da dieses Gesims, um eventuell als Sitzbank gebraucht zu werden (so wie wir dies im Narthex der Grabkammer Nr. I sehen können) all zu schmal ist, 28 konnte es nur dem Zwecke die­nen, um auf dieses ringsumlaufende Gesims - den auf dem nördlichen Grab ,,in situ" gefundenen fla­chen Steinen ähnlich - gleichfalls flache Steine zu legen, das heißt, hier noch ein südliches Grab auszu­bilden (Grab Nr. 2). Demnach wurde - nach un­serem Erachten - in die Grabkammer eine geraume 21 F. Gerke, I. 117. Fig. 32. 22 F. Gerke, I. 118. - Gerke befasst sich ausführlich mit den ikonographischen Problemen der ausgemalten Grabkam­mer Nr. II, ferner mit der Erklärung der Zusammenhänge des Gittermusters und der Marmorinkrustationen nachah­menden Tafeln sowie der spätrömischen Wandmalerei. 23 F. Gerke, I. 118. 24 F. Gerke, I. 132. 25 F. Gerke, I. i3off. 26 Gosztonyi Gy., I. 23. Abb. 9b), c), e). 27 Gosztonyi Gy., Arch. Ért. (1942) 2ooff., Abb. 4, 5, 6. 28 Gosztonyi Gy., I. 17. Abb. 6a).

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