Janus Pannonius Múzeum Évkönyve (1964) (Pécs, 1965)

Helytörténet - Szabó, Gy.: Szabadgondolkodó társadalmi rétegek a török alatti Pécsett és Baranyában

SZABADGONDOLKODÓK A TÖRÖK ALATT FREIDENKERSCHICHTE IN DER GESELLSCHAFT VON PÉCS UND DER BARANYA WÄHREND DER TÜRKENZEIT GY. SZABÖ Pécs war im Mittelalter eine der bedeu­tendsten Handelsstädte Ungarns, seiner Ent­wicklung als Freierstadt standen aber — wie auch in anderen Städten des Landes und West-Europas — die Macht der Kirche und der Feudalen entgegen. Pécs war wohl Sitz des Bischofs, war aber nicht gleichzeitig Hauptstadt des Komitats. Der Kampf zwi­schen den Bischöfen und dem nach immer mehr Freiheit strebenden Bürgertum kam in den verschidenen Ketzereibewegungen zum Ausdruck. Noch zur Zeit der Arpaden-Köni­ge (— 1301) verbreitete sich die aus dem Bal­ken (aus Bosnien) hereinströmende, antifeu­dale Bogumilbewegung (im Westen: die Val­densen, Albigensen). Im XIV. Jhdt sympati­sierte auch der untere Klerus wegen der päpstlichen Steuern mit den Ketzern, sogar der eine Bischof von Pécs fiel unter Verdacht der Ketzerei. Diese Bewegung bereitete dem, im XV. Jhdt auftretenden Hussitismus den Weg vor, der ebenfall mit seinen antifeudalen Zielset­zungen grosse Anziehungskraft auf das Volk der Diözese ausstrahlte. Die stärksten Ge­meinden bildeten sich der Drau entlang, die Tradition dieser Bewegung blieb hier am längsten aufrecht. Neben geringzähligem historischem Material treffen wir vor allem in den Familiennamen mit den Zunamen Hu­szita (Hussit) die Spuren des Hussitizmus. Die im Jahre 1367 in Pécs gegründete Uni­versität wirkte in bedeutendem Masse auf das Kulturleben der Bürger der Stadt, mit Vermittlung der im Auslande lernenden Studenten wird auch die Ideologie der Re­formation bekannt. Anfangs verbreitet sich hier der Lutherismus, später dann der Kal­vinismus. Die türkischen Eroberer zeigen — aus politischen und wirtschaftlichen Erwä­gungen — eine gewisse Duldsamkeit den An­hängern der Reformation gegenüber: anstel­le der Universität durften die Reformierten zur Ausbildung von Pastoren vier Schulen auf dem Gebiete der früheren Diözese grün­den (Pécs, Vörösmart, Tolna, Kálmáncsa.) Mitte des XVI. Jahrhunderts verbreitete sich in Pécs und auch in den kleineren Städ­ten der Diözese aus bisher noch ungeklärten Gründen der Unitarismus. Seine Pionire, die engsten Anhänger von~Dávid Ferenc kamen aus Kolozsvár in diese Gegend. In den letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts bilden schon sie die grösste Kirchengemeinde in Pécs. Die Stadt Pécs wird in Ungarn neben Kolozsvár zum wichtigsten Zentrum des Unitarismus. Wegen seiner antitrinitarischer Ideologie folgen die stärkeren kalvinistischen Kirchen­gemeinden mit Abneigung und Feindseelig­keit den immer mehr weitergreifenden Ein­fluss dieser Richtung zwischen den Bürgern. 1588 schikte ein Student der Kalvinistischen Hochschule aus Tolna einen, die Unitarier grob beschimpfenden Brief an seinen, im uni­tarischen Kollegium studierenden Freund. Der Stadtrat von Pécs fand diesen Brief be­leidigend und bat in einem höflichen, zurück­haltenden Brief den Rat der Stadt Tolna zur Schlichtung der Religionsbeleidigung seine Pastoren nach Pécs zu schicken. So erschien der hochgebildete, kalvinis­tische Theologe Skaricza Máté, der an mehre­ren ausländischen Universitäten sein Wissen erweitert hatte, den 27-ten August 1588 un­erwartet in Pécs, wo der erste Pastor der Unitarier, der aus Kolozsvár stammende Vá­laszuti György seinen Gast zu einer Diskus­sion aufforderte. Die „Pécser Diskussion", die von Válaszuti György eingehend be­schrieben wurde, und die eins der bedeu­tendsten Sprachdenkmäler des XVI-ten Jahrhunderts darstellt, dauerte drei Tage lang. Die Diskussion lief über Christus Gött­lichkeit in der heute noch bestehenden Alier­heiligenkirche, die im XII. Jhdt erbaut wur­de, und die die Türken ausserhalb der Stadt­mauer den hiesigen Christen überliessen. Dem mit der Methode der neo-skolasti­schen Philosophie argumentierenden Skari­cza Máté gelang es nicht den mit razionalis­tischer Logik argumentierenden Válaszuti zu besiegen und so endete die Diskussion mit dem Sieg der Unitarier. Bemerkenswert ist es in dieser Diskussion, dass nicht in erster Linie Válaszuti György das Wort führt, sondern die auffallend gut gebildeten bürgerilichen Teilnehmer dem Professor der Kalvinistischen Theologie überlegen sind. Auf ein beweisbares und auf ein hypothe­tisches Moment der Pécser Diskussion vollen wir die Aufmerksamkeit des Lesers aufrufen. Es kann bewiesen gelten, dass der Unita­rismus von Pécs eine bisher unbekannte ra­17*

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