Janus Pannonius Múzeum Évkönyve (1964) (Pécs, 1965)

Régészet - Kalmár, J.: Népvándorláskori sisakok

DAS LANGOBARDISCHE GRÄBERFELD 121 Fibeln Das grosse Bügelfibelpaar des Grabes 2 (Taf. I. 2—3.) stellt ein typisches, in der Mit­te des 6. Jahrhunderts hergestelltes Exem­plar dar. Seine genaue Analogie ist uns we­der aus Pannonién, noch aus Italien bekannt. Dies besagt natürlich nicht viel, denn wenn wir die einstige ursprüngliche Anzahl der langobardischen Fibeln zusammenrechnen, zeigt sich, dass im Vergleich zu diesen die be­kannten Fibeln überraschend wenig sind. Die volle Bevölkerungszahl der Langobarden kann zur Mitte des 6. Jahrhunderts sicher­lich für mehr als 30 000 angenommen wer­den. Nehmen wir — der allgemeinen biolo­gischen Beobachtung nach — die als voll­wertige Mitglieder der Gesellschaft zählen­den erwachsenen Frauen für ein Drittel der Gesamtbevölkerungszahl an, dürften wir richtig vorgehen. Rechnen wir also mit 10 000 erwachsenen Frauen und setzen wir voraus, dass zumindest ein Viertel von diesen über eines Bügelfibelpaar verfügt hat, so müssen wir in Pannonién mit rund 2 500 Paar Fibeln rechnen. Von diesen wurden im Laufe der hundertjährigen archäologischen For­schungsarbeit maximal 50 Paar, also 2% des eingegrabenen oder vorausgesetzt eingegra­benen Denkmalmaterials bekannt. Das Feh­len der Analogien bezeugt in diesem Ver­gleich wohl äusserst wenig. Die genauen Parallelstücke der in Grab 4 gefundenen Fibel von thüringischem Typ (Taf. I. 1.) sind weder aus den süddeutschen, noch aus den pannonischen oder italischen Gräberfeldern bebannt. Ja ist uns der Lö­sungstyp des Fibelkopfes in Form einer Tier­ornamentik aus anderen Gebieten auch völ­lig unbekannt. Der Fibeltyp selbst ist jedoch alltägigen Gebrauch wegen ihren Massen und Ver­zierungen ungeeigneten, scheibengedrehten, stempel­verzierten Keramik stellt sich folglich noch aus<­geprägter die Frage: wie sah. demnach die mit ihr gleichaltiigie langabardische Hauskenamik eigentlich aus? Diese Frage wird offensichtlich die Freilegung einer langobardischen Siedlung beantworten, doch zeigt es sich für zweckmässig uns im voraus ein Bild darüber zu machen, mit welchem Material zu rechen wäre. Mit der Technik ist auch die Übernahme der durch sie bedingten Formen zu erwarten. In der Her­stellung auf der Drehscheibe dürften die Lehrmeis­ter der Langobarden aus der zeitgenössischen spät­römischen Bevölkerung hervorgegangen sein. Auf diese Weise scheint es für wahrscheinlich, dass auf den langobardischen Siedlungen spätrömische kera­mische Formen zu erwarten sind. in dem mitteleuropäischen Denkmalmaterial des 6. Jahrhunderts eine weitverbreitete Form. In Italien kam jedoch aus langobar­dischen! Milieu noch keine Fibel thüringi­schen Typs zum Vorschein. Daraus folgt, dass auch die thüringische Fibel zu jenen Typen gehört, deren Verbreiterungsgrenze Panno­nién war. Die erwähnte Fibel war die Beiga­be einer 63—72 jähringen Frau. In diesem Falle dürfte es sich um eine Fibel handeln, die eine zwischen 477—496 geborene und zwi­schen 492—520 in das Erwachsenenalter ge­tretene Frau aus irgendeinem früheren Stam­mesgebiet der Langobarden nach Pannonién mit sich gebracht hat. Bei den S —Fibeln ist die archäologische Chronologie weniger ausgearbeitet, so ist das vor uns stehende Bild auch weniger klar. Zur genauen Datierung der in Grab 3 ge­fundenen S —Fibel (Abb. 8, 8) bietet sich kei­ne Möglichkeit. So können wir nur auf aus­gesprochen typologischer Grundlage vor­wärtsschreiten. Der für den pannonischen Zeitabschnitt charakteristische Typ Várpalo­ta 17, 19 und 34 63 zeigt in der Entwicklung der S —Fibeln jene Stufe, wo auf der Silber­fibel — unserer Voraussetzung nach — die steineinlage bereits erschienen ist. Die Weiter­entwicklung dieser ist die kloisonnierte S — Fibelform. An der Anfang dieser „Entwick­lungsreihe", wo die Steineinlagen noch nicht zur Anwendung kamen, ja nicht einmal die Augen mit fremdem Material angezeigt wa­ren, lässt sich die beschriebene Fibel datieren. Die typologische Datierung stimmt auch hier mit dem Lebensalter des Bestatteten überein, da der Fund neben der 63—72 jährigen Frau gelegen war. Das in Grab 2 gefundene S —Fibelpaar (Taf. IV. 1.) stellt eine Übergangsform dar, so ist die Beziehung zwischen dem Lebensalter der Bestatteten (15—16 Jahre) und dem Gegen­stand nicht völlig eindeutig. Im Falle der S —Fibel des Grabes 5 ist die Lage viel klarer. Die kloisonnierten S —Fibeln waren in Italien weit verbreitet. In Pannonién ist uns ausser dem Mohácser Fibelpaar bloss ein anderes, diesem Typ angehörenden Fi­belpaar bekannt. 64 Zur gleichen Zeit ist die­ser Typ in dem Denkmalmaterial, das aus der Zeit vor dem pannonischen Aufenthalt der Langobarden stammt, völlig unbekannt, Da­63 J. Werner, a. a. 74—78. 64 Í. Bona, István király Múzeum közleményei E/3 (1959) 2.

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