Horváth Attila – Solymos Ede szerk.: Cumania 5. Ethnographia (Bács-Kiskun Megyei Múzeumok Közleményei, Kecskemét, 1978)

Gaál K.: Divat vagy népművészet

KÁROLY GAÁL, MODE UND VOLKSKUNST Zum gedenken an besten Mitarbeiter Sándor Hajmás, Das Museum von Kiskunfélegyháza ist eng mit dem Namen seines Gründers Gyula Szalay verbunden, der um die Jahrhundertwende unter Mithilfe von Ferenc Móra den Grundstock der heutigen Sammlung zu­sammentrug. Der wissenschaftliche und der volks­bildnerische Wert dieser Sammlung liegt in der für die damalige Zeit eher ungewöhnlichen Auffassung Szalays von den Aufgaben der Ethnographie bzw. eines ethnographischen Museums. Für Szalay war die Ethnographie oder Volkskunde, wie diese Wis­senschaft im deutschsprachigen Raum genannt wird, kein Synonym für „Bauerkunde" oder gar „Bauern­Romantik", welch letztere als Auswuchs der national­staatlichen Bewegung Ende des 19. Jhs. in bürgerli­chen Kreisen eine erste Hochblüte erlebte. Entgegen der auch heute noch vielfach bestehenden Meinung sah Szalay im Bauern nicht den alleinigen, treuen „Träger und Bewahrer" der traditionellen Volkskultur. Vielmehr verstand er unter Volkskultur die komplexhafte Einheit aller Kulturerscheinun­gen innerhalb der historischen Größenordnungen Zeit und Raum; das heißt: die Kulturerscheinungen bei der Bevölkerung in einem bestimmten Raum ent­sprechen immer einer bestimmten historischen Zeit; die tradierte Kultur unterliegt also einem historischen Wandel, sie entwickelt sich. — Die „tragende" Rolle kommt bei einer solchen Auffassung allen jeweils zusammenlebenden und zusammenwirkenden Sozial­schichten in einer bestimmten Region gemein­s am zu; die „bewahrende" Rolle, allerdings im Sin­ne von wissenschaftlicher und der jeweiligen histo­rischen Realität entsprechender Dokumentation, ist Aufgabe eines ethnographischen Museums. Szalay wollte also die traditionelle Kultur der Menschen im Raum Kiskunfélegyháza — einer Klein­region — dokumentieren, ihr Bild in Stand und his­torischer Entwicklung festhalten. Er sammelte daher nicht nur Gegenstände aus dem Bereich der Hirten­und der Bauernkultur, sondern es sollten in seinem Museum der arme Flickkürschner, die arme Brot­bäckerin ebenso „zu Wort" kommen, wie der reiche Bürgerbauer, das Wirken der Kirche genauso Be­rücksichtigung finden, wie die Tätigkeit des Hand­werkers. Das soziale Gefüge, jene historisch be­dingte und sich durch das Zusammenleben der Menschen ständig verändernde soziale Schichtung der Bevölkerung — in dem Fall im Klcinraum Kis­kunfélegyháza — war der Orientierungspunkt für die Sammeltätigkeit. Wiewohl so manches rein ästhetisch ansprechende Objekt in die Hände des Sammlers gelangt, so suchte Szalay doch nicht nach „schönen Dingen", nach „Volkskunst" im damals und leider auch heute noch gängigen Sinne. Er suchte einfach nach dem Produkt aus menschlicher Hand für den Gebrauch durch Menschen, er suchte nach den Pro­duktionsgeräten und schriftlichen sowie mündlichen Zeugnissen für die Produktionsmethoden, um die Lebensform und somit die Kultur der Bevölkerung von Kiskunfélegyháza in einer bestimmten histori­schen, in seiner Zeit festhalten zu können. Eine solche Vorstellung und vor allem museale Präsentation von Kultur widersprach restlos dem Aufbau damaliger ethnographischer und im speziellen Volkskunst-Museen, und viele unserer heutigen Volkskunst—Sammlungen in Europa sind noch im­mer nach rein ästhetisch-repräsentativen Gesichts­punkten aufgestellt. Sie sind beziehungslose Schau­sammlungen, die im Besucher falsche Vorstellungen erwecken, und sich ansonsten in Form von Bilder­büchern gut verkaufen lassen. Wenn wir in einer Volks künde-Sammlung nur Prunkstücke finden, mü­ßen wir Volkskundler diese als „nicht typisch" ab­199

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