Horváth Attila – H. Tóth Elvira szerk.: Cumania 4. Archeologia (Bács-Kiskun Megyei Múzeumok Közleményei, Kecskemét, 1976)

Biczó P.: Jelentés a kecskeméti Kossuth téren végzett ásatásról

PI ROSKA BICZÓ BERICHT ÜBER DIE AUSGRABUNG AM KOSSUTH-PLATZ ZU KECSKEMÉT Infolge des besonders für das Gebiet unter der Tür­kenherrschaft allgemeinen Pfarrermangels im 16—17. Jahrhundert wurde auch die St. Nikolaus—Pfarr­kirche zu Kecskemét zur Mitte der Jahre 1640 von den Franziskanern zur Betreuung übernommem. Die Kirche wird zuerst aus dem Jahre 1475 erwähnt. In ihrer Geschichte ist das Jahr 1678 von entscheidender Bedeutung, als die Kirche abgebrannt ist. Das auf­gehende Mauerwerk aus dem Mittelalter hat die Kirche im Laufe ihres Neu- bzw. Umbaues in Barock­stil zum größten Teil eingebüßt. Aus den schriftlichen Quellen entnahmen wir, daß die Kirche mit einer Steinmauer umnommen war, in der von der zweiten Hälfte des 16. Jhs an die Holz­kirche der Kalviner, vom Ende des 17. Jhs an hinge­gen die St. Michaelis—Kapelle gestanden hat. Unsere Ausgrabung bezweckte das Alter der Kir­che und des Friedhofes zu bestimmen, die Bauge­schichte der Kirche sowie die eventuellen Vorgänger des in der ersten Hälfte des 18. Jhs gebauten Klosters im 17. Jh. zu erforschen. Die aus dem Friedhof erschlossenen 361 Gräber waren zum größten Teil beigabenlos und stammten teilweise aus dem 18. Jh. Am Fuß der Mauern und in dem Friedhofabschnitt um den Chor gelang es einige frühzeitige Gräber freizulegen. Die frühesten Gräber des Friedhofes stammen aus dem 14. Jahrhundert. Unter ihnen sind die Funde der Gräber Nr. 233 und 267 am bedeutendsten. Aus dem Grab Nr. 233 ist ein aus schlechtem Silber gefertigter, auf einen Reifen angeschnürter, kugelverzierter Halsschmuck zum Vorschein gekommen, dessen Parallelstücke wir unter den Ohrgehängen des 14. Jhs antreffen. In Grab Nr. 267 wurden 2 St. mit je einem Kugel verzierten, fragezeichenförmigen Silberohrgehänge, 2 St. Schlingenknöpfe mit der Münze des Königs Sigis­mund gefunden. In der Bestimmung des Alters der Kirche waren uns außer den frühesten Funden des Friedhofes auch die in der Nähe des Chors freigelegten, auf die Mitte des 14. Jhs datierbaren Öfen behilflich. Die Öfen haben nicht den üblichen, in die Erde vertieften Typ vertreten, sondern wurden am Erdboden, aus Lehm gebaut. Wertvoll ist das aus der Beschmierung der Öfen zum Vorschein gekommene keramische Mate­rial. Auf Grund der frühesten Gräber, der Öfen und des unter den einen Eckpfeiler der Kirche reichenden Skeletts haben wir festgestellt, daß die erste Kirche, deren Grundplan wir nicht kennen, wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 14. Jhs gebaut worden ist. (Im Inneren der in Gebrauch stehenden Kirche konnten wir keine Grabungen durchführen.) Dieser Bauphase folgte die Erweiterung der Kirche nach О zu, die notwendigerweise auch den Bau eines neuen Chors mit sich brachte. Der heutige Chor und der neben ihm freigelegte Mauerabschnitt sowie die abweichende Mauerung des Pfeilers lassen darauf schließen, daß es zum Bau des auch heute stehenden Chors damals noch nicht gekommen ist. Doch mußte auch der heutige Chor seinem Grundriß nach noch im 15. Jh. erbaut worden sein. Auf Grund der von der Kirche durchgeschnittenen Gräber mußte auch die östliche Seitenkapelle zur Mitte, in der zweiten Hälfte des 15. Jhs erbaut worden sein. Dies dürfte — aus einem zwischen Katholiken und Protestanten abgeschlossenen Vertrag gefolgert — ursprünglich eine Sakristei gewesen sein. Die westliche Seitenkapelle der Kirche wurde schon Ende des 17. Jhs erbaut, von ähnlichem Alter ist auch die heutige Sakristei. 357

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