Horváth Attila – H. Tóth Elvira szerk.: Cumania 4. Archeologia (Bács-Kiskun Megyei Múzeumok Közleményei, Kecskemét, 1976)

E. Thomas: Római díszpáncél Orgoványról

Da die Platte, wie erwähnt, bei der Bruchfläche nachgearbeitet ist, kann es angenommen werden, daß sie später in Torsoform den Inhalt bereits verloren und entweder als Anhänger oder als eine Zierplatte schon bei den Römern und auch später bei den Sarma­ten gedient hat. Zur Zeitbestimmung des Griffbruchstückes ver­helfen uns Parallelstücke, die vor kurzem von S. Tassinari bearbeitet wurden. 9 Charakterisitisch für den Pateragriff aus Jász­szentlászló ist der bogenförmige Abschluß und die kleeblattförmige Öffnung, die zum Aufhängen der Schale dient. Durch die beiden Merkmale wird uns die genr.uere Datierung ermöglicht. — Dieser Typ ist bei A. Radnóti als "Kasserollen mit kleeblattförmi­gem Ausschnitt am Griffe" bezeichnet. 10 Bei unserem Bruchstück haben wir bezüglich der Kasserollenform leider keine Anhaltspunkte, da nur ein Stück des Griffes erhalten geblieben ist. Vertretex dieses Typs sind uns aus Pannonién sogar mit Meisterzeichen in mehreren Exemplaren bekannt. Zwei Exemplare aus Siscia mit dem Stempel des L. Ansius Diodorus, eines pompeianischen Meisters. Eine kleinere Patera ebenfalls aus Siscia von P. Cipius Polybius, dem wohlbekannten Meister der flavischen Zeiten signiert. Ein bronzener Pateragriff vom selben Polybius stammt aus Brigetio. Aus Lesencetomaj ein Stück desselben Meisters. Aus dem Gräberfeld von Großhöf lein kennen wir ebenfalls einen Griff mit dem Namen des Meisters Nennius. Aus Poetovio soll noch ein Griffbruchstück dieses Typs erwähnt werden, wo der Grabzusammenhang des Stückes auf das 2. Jh. hinweist. — Der Griff und der kleeblattförmige Ausschnitt, die in Pannonién am Anfang des 1. Jhs auftreten, sind dem süditalischen Import zu verdan­ken. Ihre größte Verbreitung kann am Ende des 9 S. TASSINARI, Pateres a manche ornc. Gallia. PI' XXVIII. 1970. fig. 127-163. PL I-VIII.fig. 1-13 10 A. RADNÓTI, Die römischen Bronzegefäße von Pan­nonién. Diss Pann. Ser. II. No. 6. 1938. Budapest, 60f. 11 S. TASSINARI, La vaisselle de bronze romaine et provinciale an Museé des Antiquités Nationales. XXIX e . supplement a „Gallia". Paris 1975. S. 32—33 und PI. VI. fig. 19, 20. 12 H. U. NUBER, Каппе und Griffschale. Ihr Gebrauch im täglichen Leben und die Beigabe in Gräbern der römischen Kaiserzeit. 53. Bericht der Römisch-Germani­schen Kommission 1972. S. 97. Jahrhunderts festgestellt werden. Wie wir aus den Arbeiten von Tassinari 11 erfahren, wird diese Form von den gallischen Meistern übernommen und mit Vorliebe in Silber erzeugt. Die späteren Exemplare am Ausgang des 1. und zu Beginn des 2. Jhs sind von gallischen Produkten beeinflußt. Unser mit Relief bildern reich verzierte Griff von Jászszentlászló ist ein solches Stück, das sich von den gallisch beeinflußten Exemplaren — nicht dem Inhalt, sondern der Form nach — durch die Klarheit der Bildkomposition abweicht und auf diese Art eher auf eine Herkunft aus Italien verweist. Zu welchem Gefäß der hier besprochene Griff einst ursprünglich gehörte, ob er bei profanen oder sakralen Handlungen gebraucht wurde, ist heutzutage kaum mehr zu entscheiden. Es sollen diesbezüglich die Worte von Hans Ulrich Nuber 12 zitiert werden: „Auf Grund der äußeren Ähnlichkeit mit Omphalos­schalen und des Vorkommens in sakralen Zusammen­hängen wurde schon früh die lateinische Bezeich­nung Patera auf die Griffschalen übertragen, ohne daß irgendwelche Beweise gegenständlicher oder litera­rischer Natur dafür vorlagen. Hinzu kommt, daß das italienische Wort „patera" und das französierte „pátere", die u. a. für ganz verschiedenartige Ge­fäße und zwangsläufig auch für die Griffschalen Verwendung fanden, eine direkte Übernahme gera­dezu anboten. Auf diese Weise bürgerte sich als Fachausdruck im englischen, deutschen wie im rus­sischen Sprachbereich die Bezeichnung Patera auch für die Griffschale ein." Der Bildersprache nach, die uns die Reliefs am Griff darstellen, denken wir eher an eine profane Rolle der einstigen vollständigen Griffschale. Das Stück könnte vielleicht im Bade einer Dame zum Wasserschöpfen gedient haben, so wären auch die Amor-Erossymbole verständlich. Natürlich müßte man noch wissen, was für Reliefbilder den unteren verlorenen Teil des Griffes einst geschmückt haben. Dieser schöne, aus Italien stammende Griff vom I . Jh. gelangte auf demselben Wege in die sarmatische Siedlung, wo sie geborgen wurde, wie viele andere römerzeitliche Gegenstände, die von den in Panno­nién plündernden Sarmaten verschleppt, uns aus der Großen Ungarischen Tiefebene bekannt sind. 25

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