Bánkiné Molnár Erzsébet: Polgárok Kiskunfélegyházán 1890–1913. Bürger in Kiskunfélegyháza 1890–1913. (Studia Folkloristica et Ethnographica 38. Debrecen, 1996)
Den festlichen Charakter des Kuchenbackens bekräftigte auch die Weitläufigkeit des Arbeitprozesses. Die Zeit des tatsächlichen Backens war am 23. Dezember, aber die Vorbereitungen: z.B. das Ausmessen der nötigen Zutaten wurden schon am vorigen Tag angefangen. Am nächsten Tag, am 23. Dezember wurde der Vorteig schon um 6 Uhr Morgen gemacht, und nach zwei Knetungen war der aufgegangene Teig um Viertel 11 fertig. Danach mußte er geformt und mit der inzwischen gemachten Füllung gefüllt und im Ofen ausgebacken werden. Der festliche Charakter des Weihnachtskuchens wurde dadurch bekräftigt, daß die Hausleute nicht nur an den Vorbereitungen teilnahmen, sondern auch bekamen sie etwas aus dem ausgebackenen Kuchen. Dem Rang nach bekamen die drei Dienstmädchen je drei, die zwei Knechte je zwei sowie das aushilfende Dienstmädchen zwei Kuchen. Die Mitglieder der engen Familie bekamen 3-5 Stücke, was zurückblieb. Im gemeinsam gemachten und verzehrten Weihnachtskuchen erschien die Tradition der gemeinsamen Festmahlzeit, obwohl dieses gemeinsame festliche Essen die Tradition des ehemaligen gemeinsamen Tisches nicht bewahrte. Die Sülze und das gefüllte Kraut gehörten zum festlichen Weihnachtsmenü. Den Weihnachten und Ostern ähnlich hatte auch der Fasching seine charakteristischen Speisen. Am Faschingssonntag wurden Krapfen, am zweiten Tag Strudel mit Pflaumenmarmelade gefüllt am dritten Tag Kartoffelpogatsche, Nuß- und Mohnbeugel gebacken. Der gemeinschaftliche Charakter, der durch Kuchenverteilimg betont wurde, wurde zum Teil des die ganze Woche lang gehaltenen Faschings. Nicht nur die frohen Tage der Feste dienten der Auferhaltung und Bekräftigung der Zusammengehörigkeit und des gemeinschaftlichen Bewußtseins, sondern auch die Trauen, die Erinnerung an die gestorbenen Verwandten, Familienmitglieder und Bekannten. Die Fanniié bereitete sich für die Erinnerung der Allerseelen so, wie es im Tagebuch beschrieben wurde, d. h. den inneren Traditionen und der gesellschaftlichen Stellung der Familie entsprechend vor. Wäh- rend der vorangehenden Organisationsarbeit wurden die Verstorbenen zusammengezählt. Die Gegenstände der Erinnerung wurden vorbereitet. Diese Ehrfurchttätigkeit Vorgang sich nicht innerhalb des intimen Familienkreises, sondern vor der Gesellschaft der Kleinstadt. Deshalb mußte man nicht nur den Familientraditionen, sondern auch den Forderungen, Verhaltensnormen gegenüber der gesellschaftlichen 218