Bánkiné Molnár Erzsébet: Polgárok Kiskunfélegyházán 1890–1913. Bürger in Kiskunfélegyháza 1890–1913. (Studia Folkloristica et Ethnographica 38. Debrecen, 1996)

Schwiegermutter gestorben. Róza wurde in der vergangenen Zeit durch die erlebten Freuden und Trauen völlig zur Erwachsenen. Sie mußte für das ruhige Leben der fünfköpfigen Familie sorgen, deren neues Heim ihr 1898 aufgebautes wunderschönes, bequemes Fami­lienhaus war. Die hier ausgebildete neue Lebensweise erscheint in den seit 1897 immer zunehmenden Aufzeichnungen, die sich schon auf die für wichtig gehaltenen Details ausstrecken. Eine fast unentbehrliche Bedingung der bürgerlichen Lebensweise ist die Anstellung der Haushaltsdienerschaft. Die Hausfrau hatte vor allem führende, organisierende und Representationsrollen. Für die äußere Welt war die letztgenannte zu sehen. Die Methoden der Haushaltsführung, die einer intimeren Sphäre angehörten, blieben verborgea Deshalb freut sich der Gesellschaftsforscher, eine Quelle analysieren zu dürfen, durch die er in diesen verborgenen Teil der Alltage hineinblicken kann. Im Haushalt von Frau Róza arbeitete eine zahlreiche Dienerschaft: drei Dienstmädchen und eine Köchin. Bei einigen größeren Arbeiten - wie die Weinlese, die Krauteinlegung, das Schweineschlachten ­halfen die sonst für äußere Arbeiten aufgenommenen Knechte und auf den Tabakfeldern angestellten Halbgärtner und ihre Frauen. Sie ließ Tagelöhner wegen ihrer speziellen Kenntnisse einige Fachauf­gaben durchführen. Solche waren z.B. das Waschen, die Bügelei, das Seifensieden. Unter den weiblichen Angestellten unterscheidet sie das Zimmermädchen und das Dienstmädchen nach ihren Aufgabenkrei­sen, aber ihre Arbeitsteilung wurde nicht völlig getrennt, da sie an bestimmten kollektiven Arbeiten: z.B. Tünchen, Weinlese, gleicher­massen teilnahmen. Die Familie stellte eninen ständigen Kutscher an. Róza erwähnt die Dienstmädchen nur nach ihren Vornamen: Rozi, Ágnes, Örzse, oder nach ihren Arbeiten: die Köchin, das Zimmer­mädchea Ähnlicherweise erwähnt sie die drei auf den Tabakfeldern wohnenden Halbgärtner: Jusztin, Károly, László. Eine einzige Aus­nahme ist in der Anrede „Wirt Pál" zu spüren. Diese Anrede unter­scheidet wahrscheinlich den „Gutshofwirt" der Ackerfeldwirtschaft vom als Faktotum angestellten Diener Pali. Der Arbeitslohn der ständigen Dienerschaft stellt sich aus dem Tagebuch nicht heraus. Róza schrieb aber die Tagelöhne auf, die im Fall der Weinleser z.B. im Jahre 1902 30 Kreuzer und ein Rückkorb Weintrauben waren. Die Seifensiederin bekam zu derselben Zeit einen Forint Tagelohn, eine viel bessere Kost und den unerläßlichen Schnaps. 213

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