Bánkiné Molnár Erzsébet: Polgárok Kiskunfélegyházán 1890–1913. Bürger in Kiskunfélegyháza 1890–1913. (Studia Folkloristica et Ethnographica 38. Debrecen, 1996)

entspricht. Ihre Eintragungen sind gewissermassen unregelmäßig, sie umfassen nicht alles. Es enthält diejenigen Ereignisse, Arbeiten, Aus­gaben, die die Hausfrau für wichtig hielt. Ursprünglich war ihre Rechtschreibung ziemlich abwechslungsreich, und die Eintragungen ließen die Zeitfolge völlig außer acht. Die Hausfrau schrieb die Teile der zusammengehörenden Rezepte, Aufzeichnungen voneinander ge­trennt, die Feme konnte sogar mehrere Seiten sein, sie schrieb sie dorthin, wo es Platz gab. Dieses Durcheinander weist auf keine stän­dige und regelmäßige Tagebuchführung hin, viel mehr auf eine Zu­fälligkeit, auf die Funktion der Aufzeichnungen - der Erinnerung. Damit es veröffentlichbar und übersehbar wird, mußte es umkonst­ruiert werden. Während der Umkonstmierung wurden alle Auf­zeichnungen des ursprünglichen Textes erhalten, und nur die stö­renden Verschreibungen wurden verbessert. Die für die Zeit charak­teristischen Wendungen und der ursprüngliche Stil wurden nicht ver­ändert. Zur Erleichterung der Übersehbarkeit wurde die möglichst engste chronologische Gruppierung verwendet, und in einem selb­ständigen Kapitel werden die ursprünglich zerstreut eingeschriebenen Rezepte, Arbeitsmethoden, Menüs und Adresse veröffentlicht. Das Tagebuch enthält datierte Eintragungen zwischen 1890 imd 1913. Die Aufzeichnungen zwischen 1891 und 1897 sind sehr zer­streut und mangelhaft. Die spärlichen Eintragungen können mit dem Anfang des gemeinsamen Lebens des Ehepaars erklärt werden. Zur Zeit der Eheschließung ist der Mann schon 36 Jahre alt, sein Alter ist eben doppelt so viel wie das seiner Frau. Er hatte eine leitende Stellung, er bekam jährlich 1000 Forint als Gehalt und hatte eine eigene Wirtschaft, die eine Lebensführung wohlhabender Bürger sicherte. Er ist ein abgeklärter Mann, der sich nicht nach dem Ver­gnügen, eher nach Kindern, einem ruhigen Familienleben sehnt. Im Tagebuch schrieb Róza seit November 1890 bis Mai des nächsten Jahres nur die Summe der monatlichen Ausgaben auf. Die junge Frau hielt seit der ersten Minute der Ehe aus einem getrennten „Kostgeld" haus, aber sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die all­täglichen Hausarbeiten nicht, die die Köchin - von der Schwieger­mutter instruiert - und die Dienerschaft nach den Sitten der Familie Hoffer ausführte. Obwohl die junge Frau mit der Ausgabe Rechenschaft gab, und sie mit einer deutschen Präzisität auf Kreuzer monatlich aufschrieb, lenkte sie die Familie tatsächlich noch nicht. Zwischen 1891 und 1896 wurden ihre vier Kinder geboren, unter ihnen ist ein mit 22 Monaten gestorben. Im Jahre 1896 ist auch ihre 212

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