H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)
III. Die Requisiten und Rekonstruktion der Bestattung
ordentlich lückenhaft ist, ebenso wie die sich auf deren Auffindung beziehenden Beobachtungen. So bleibt es beispielweise ungeklärt, ob sich unter den Funden von (Kun) Madaras, Kunágota bzw. Szentendre Sargklammern befanden. Als sicher kann wiederum angenommen werden, daß im Fürstengrab von Bocsa - dessen Fundort man sorgfältig, erforscht, die Eisengegenstände und Fragmente gewissenhaft eingesammelt hat - nur ein gezimmerter Holzsarg ohne Nägel war, den die an der Grabstelle wahrgenommene rostrote Verfärbung belegen kann.71 Auf ähnliche Weise kamen auch unter den Eisengegenständen des Fundes von Kecel keine Sargklammern zum Vorschein. Kein unbedingter Begleitumstand ist der Sargtypus auch bei unseren Goldschwertbestattungen, obwohl man im 3. Grab eines Mannes mit Goldschwert des Gräberfeldes Kunpe- szér-Felsőpeszéri út ähnliche Sargklammern wie in Kunbábony fand. Und auch dies unterstreicht dessen Sonderstellung, wurden doch in dieser reichen, praktisch ungestörten frühen Gräbergruppe nur Erwachsene in Särgen bestattet. Dennoch war unter diesem Dutzend untersuchter Särge nur dieser eine mit Eisenklammern gefertigt. Es scheint also, daß unter den zum Kreis von Bocsa einzuordnenden Funden ausschließlich im Grab des Khagans von Kunbábony bzw. im zweiten Grab ein mit Eisenklammern konstruierter Sarg zu finden ist, die Zuordnung des letzteren hierher ist allerdings zweifelhaft. Kaum als Zufall kann jedoch betrachtet werden, daß diese Särge in dem in das letzte Drittel des Jahrhunderts datierten Kreis unserer ranghohen Fürstenfunde immer häufiger auftauchen. So verfügen wir heute schon über sichere Angaben dazu, daß sich im Fürstengrab von Ozora ein Sarg mit Eisenklammern befunden haben muß,72 und aus dem 3. Goldgürtel-Männergrab des Fundes von Igar kamen in bisher einzigartig großer Zahl 45 St. Sarklammern zum Vorschein.73 Sarglammern finden wir auch im II. und III. Grab von Dunapentele.74 Besondere Aufmerksamkeit verdient die im Gräberfeld von Kiskőrös-Vágóhíd vorkommende außerordentlich große Anzahl an Sargklammern.75 Unter den 68 awarenzeitlichen Gräbern 71. LÁSZLÓ. 1955 a, 219. 72. BÓNA: 1982-83, 105. „Die gefundenen Eisenklammern könnten vielleicht für einen Sarg verwendet worden sein, der, da er aus Holz war, vollständig verfaulte." (Zitat aus dem Brief des Finders) 73. FETTICH: 1929, 71, FÜLÖP: 1988, 169, Abb. 17. 74. MAROSI-FETTICH: 1936, Taf. V. 2, 13-23, Grab 10-11. BÓNA: 1982-83. 120-121, Abb. 16, 22. 75. LÁSZLÓ: 1955, 22-38, Grab IV/5; V/3; Vlll/A;XXI/22;XXVII/24; XLII/34; XLIV/41; XLV/43; XLVI/46; XLVII/49; XLVIII/47; XLIX/48; L/44; LIII/40; LVI/70; LVLI/71; LX/65; LXXI/57; LXXIII/55. des erschlossenen Gräberfeldteils war in 21, d.h. in 30% der Gräber ein mit Eisenklammern gefertigter Sarg. Obwohl die Gräber fast völlig ausgeraubt waren, deuten über das reiche verbliebene Fundmaterial, die goldbesetzte Kleidung auch die Särge mit Sargklammern auf die herausragende Rolle des Gräberfeldes hin, ist doch dieser Sargtypus für die ranghohen Gräber unserer Gräberfelder des Gemeinvolkes in der Mittelawarenzeit keineswegs allgemein kennzeichnend. Dieser hohe Anteil der Särge mit Klammern übersteigt bei weitem die Gräbergruppen anderer mittelawarischer Gräberfelder, in denen nur vereinzelt Sargklammern Vorkommen. Einen besonderen Platz aber nehmen die einzigartigen Scharnierbeschläge und Nägel76 des Sarges mit verschließbarem Deckel aus dem Fund von Vörösmart ein. Diese aus Bandeisen gefertigten, die Grabkonstruktion zusammenhaltenden Eisenbänder (Abb. 22.) sind die einzigen Parallelen zu den teilweise mit Abb. 22 Vörösmart (Hampel) Goldfolie überzogenen ähnlichen Bändern des Kha- gangrabes (Kat. 87. a-d). In beiden Fällen dienten diese Bänder und langen Nägel zum Zusammenfügen und Befestigen von einander rechtwinklig überkreuzenden Holzelementen. So können wir auch im Falle des Vörösmarter Fundes vermutlich an die Anbringung der Tragestäbe einer auf Füßen stehenden Konstruktion denken. Von den publizierten Sargklammern ausgehend ist es uns ferner möglich, deren Typus einigermaßen zu vergleichen. Im allgemeinen kann gesagt werden, 76. GARAM: 1982, 202-203, Abb. 5. Über die zitierten Parallelen hinaus läßt sich ein vielleicht verwandtes Scharnierband in den Eisengegenständen vermuten, die man in Grab 10 des Gräberfeldes Környe über dem Skelett fand. SALAMONI-ERDÉLYI: 1971, 15, Taf. 1. 24-25. 71