H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

III. Die Requisiten und Rekonstruktion der Bestattung

daß — abgesehen von den langspitzen, bandartigen Klammem des Vörösmarter Fundes - diese hinsicht­lich ihrer Maße, Proportionen mehr oder weniger mit den Exemplaren des Khagangrabes von Kunbábony in verwandtschaftliche Beziehung zu bringen sind. Allerdings lassen sich unter den Sarggräbern des Gräberfeldes Kiskőrös—Vágóhídi dűlő auch solche Eisenklammern vermuten, die jenen schmaleren, aus dünnerem Material gefertigten des 2. Grabes von Kunbábony ähneln. Zum Großteil haben die bekann­ten bzw. veröffentlichten Sargklammern einen gera­den Rücken, und obwohl sich in einzelnen Gräbern des Gräberfeldes Kiskörös-Vágóhídi dűlő (Grab LXXI/ 56) fallweise auch zurückgebogene Fragmente finden, scheint es sich im allgemeinen bei diesen Särgen um eine ziemlich primitive Zimmermannsarbeit zu han­deln. DAS ZUR TRAGBAHRE UMCEBAUTE RUHEBETT (Kat. 87. a-d, 89. a-f) Unter den Funden läßt sich eine große Menge vergol­deter Silberblechfragmente eingrenzen von denen man die großflächigen Blechteile mit kleinen, aus Sil­berband gefertigten, klammerartigen Nägeln am Holz befestigt hatte. Diesen Blechen schenkten die Finder, als der Fund zum Vorschein kam, einerseits nur wenig Aufmerksamkeit, andererseits nur wenig Aufmerksam­keit, andererseits hielt man sie, als letzten Fund am SO-Ende des Grabes in etwa 1 m Entfernung voneinan­der stehend, für kistenartige Gegenstände, deren Maße man auf 10 x 10 cm schätzte. Diese Information ist von mehreren Gesichtspunkten bedeutugsvoll, konnten wir doch aus den Fragmenten, die später aus dem abgerutschten Erdreich aussortiert wurden, Bleche größerer Oberfläche zusammenfügen, eine Rekon­struktion von deren ursprünglicher Gestalt aber ge­lang uns bisher nicht (Abb. 23-29.). Ähnliche Goldbleche bedecken jene 4 aus Bandei­sen gefertigten Bänder (Kat. 87. a-d), mit denen man runde Holzstangen an den vierkantig geschnitzten Füßen der Holzkonstruktion befestigt und diese so tragbar gemacht haben muß. Keine Spuren eines Goldbesatzes finden wir wiederum an den Sargklam­mern, so daß sich eine Goldverzierung der Sargkiste nicht beweisen läßt. Zur Interpretierung dieser Anga­ben müssen wir die Erfahrungen aus den Erschlie­ßungen der awarenzeitlichen Gräberfelder heranzie­hen. Auf dem süd-südöstlich von Kecskemét gelegenen awarischen Gräberfeld Kunszállás-Fülöpjakab fanden in den 60er Jahren über mehrere Jahre hinweg Aus­grabungen statt, in deren Verlaufe es uns regelmäßig gelang, in die Ecken der Gräber eingelassene Vertie­fugen zu beobachten.77 Den ersten Versuch, diese zu interpretieren, unternahm Ferenc Móra, der sie - die Möglichkeit von Holz-Konstruktionen innerhalb der Gräber ausschließend — für Gruben zur Ableitung des in die Gräber eingedrungenen Grundwassers hielt.78 Diese Annahme muß zweifellos berechtigt gewesen sein, wenn man den damaligen Grundwasserspiegel der Tiefebene in Betracht zieht; seither hat es sich aber erwiesen, daß man auch in den heutzutage ständig unter Wasser stehenden tiefgelegenen Ge­bieten mit dauerhaft genutzten bzw. mehrfach er­neuerten awarenzeitlichen Siedlungen rechnen muß. Das läßt, verglichen mit dem heutigen, auf ein we­sentlich trockeneres Klima, einen niedrigeren Grund­wasserspiegel im gegebenen Zeitraum schließen, und außerdem wurden die Vertiefungen auch bei höher gelegenen Gräberfeldern beobachtet.79 In der Folge erhielten wir dann die Erklärung für die Vertiefungen in den Ecken der Gräber, da es uns bei einigen gut beobachteten Grabsohlen mit Hilfe von senkrechten und waagerechten Schnitten gelang, auf Füßen ste­hende Holzrahmen wahrzunehmen und zu doku­mentieren.80 Bei diesen konnten wir in mehreren Fällen verhält­nismäßig dichte, überkreuz verlaufende Leisten, bei anderer Gelegenheit die Verfärbung eines zusam­menhängend gespannten Lederbezugs bzw. fallweise die Spuren verfaulten organischen Materials beob­achten, und so nahmen wir an, daß man in diesen Gräbern „Totenbetten" untergebracht hatte. Als To­tenbahren können sie nämlich nicht interpretiert werden, da wir in keinem der Fälle über den Rahmen hinausreichende seitliche oder in Längsrichtung ver­laufende Tragestäbe wahrnehmen konnten, und sol­che aus den bisher publizierten awarischen Gräbern bis zum heutigen Tage auch nicht dokumentiert wur­den. Die unterschiedliche Lage der in die Sohle der Gräber eingegrabenen Vertiefungen, ihr Gefälle bzw. ihre Verbindung erklärten wir uns mit dem unter­schiedlichen Abstand der Füße der Liege, deren dia­gonaler bzw. überkreuz liegender Versteifung. Innerhalb dieser Rahmen stießen wir mehrfach auf doppelt parallele Holzspuren. Daraus rekonstruierten wir auf der Grundlage des Grabes 20 des Gräberfel­des von Kunszállás81 und des Grabes 4 des Gräberfel­des von Kunadacs (Abb. 30.) einen Sargdeckel ohne 77. H. TÓTH: ArchÉrt 1968, 134, H. TÓTH: 1972, c, 249. 78. MÓRA: 1932, 56. 79. LÁSZLÓ: 1955, 35, Abb. 16, Crab LX/65. CILINSKA: 1966, 105-106. TOCIK: 1970, 31. BÓNA: 1971, b, 30. TOMKA: 1975, 52, 74. 80. H. TÓTH: 1981 a, 157-193. 81. H. TÓTH: 1981 a, 159 72

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