H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)
IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18
ende kennen - das Exemplar von Kunbábony eine Ausnahme dar. Lediglich eine punzierte Goldblechhülse aus den Funden von Maloje Perescepino hält die Forschung für ein Stabende.772 Dies bewahrt das hunnische Erbe Osteuropas und Asiens sichtlich getreuer, aus dem die goldbeschlagenen Schaftbesätze der Machtingsignien stammen. Ein granuliert gerahmter und mit Reihen unregelmäßiger Steineinlagen verzierter Schaftbesatz befindet sich im Besitz der Walters Art Gallery.773 Die hunnenzeitliche Sachgruppe unbekannten Fundortes wird aus Osteuropa abgestammt. Granuliert verzierte Schaftbesätze mit ähnlicher Funktion kamen auch im Grab von Tugos- wonowo und unter den Funden vom Kamunta zum Vorschein.774 Möglich, daß es sich auch bei der an beiden Enden mit geripptem Band gesäumten Silberhülse mit größerem Durchmesser — die von Csalläny den Funden von Bácsújfalu mit umstrittener Funktion zugeordnet wurden - um einen solchen Peitschenbeschlag gehandelt hat.775 Unabhängig von der Beurteilung unserer beinernen Stabenden nehmen wir als sicher an, daß die adlerköpfige „Goldpeitsche" des Khagans von Kunbábony auch als Würdezeichen fungiert hat. Dies beweist die Nachricht des Chronicon Paschale Quelle. Dort heißt es, daß, als er unter dem Vorwand von Friedensverhandlungen versuchte, Kaiser Heraklius in eine Falle zu locken und durch einen Handstreich in seine Gewalt zu bringen: „... in der 4. Stunde am Tage des Herrn der Khagan der Awaren mit seiner Peitsche winkte, und alle in seiner Begleitung befindlichen über die Lange Mauer hinweg eindragen: währenddessen blieb nur er selbst mit einigen seiner Leute außerhalb der Mauer... ”776 DIE „TUBE", EINE GOLDHÜLSE UND IHRE HALTERUNG (Kat. 62., 50.) Das beim Einsammeln der Funde des Khagangrabes in zerdrücktem Zustand zum Vorschein gekommene Goldrörchen erschien vor der Restaurierung wie der schmale Abschluß eines Trinkhorns, dessen unteres Ende ein rundes Abschlußblech bedeckt (Abb. 79.1.). Seine ürsprünglich zylindrische, sich kaum verjüngenden, am unteren und oberen Ende mit gerippten Bändern gerahmte Form erlangte es erst durch sorg772. ERDÉLYI: 1982, 33, Anlage 10. 773. ROSS: 1961, 35. 774. UMANSKI: 1978, 143, Abb. 15. 775. CHANTRE: 1886, Taf. XIV. 27. 776. SZÁDECZKY KARDOSS: 1986, 106-107. Er verlegt das Ereignis, das sich vor den Mauern von Byzanz abspielte, in das Jahr 623. fältiges Glätten wieder. So ist sicher, daß es unter die von frühawarischen Gräberfeldern in einigen Exemplaren bekannten, meist aus Silber gefertigten zylindrischen Tuben eingeordnet werden kann. Arnold Börzsönyi hielt das aus dem Grab 450. des Gräberfeldes Győr publizierte (Abb. 79.3.), aus Bronzeblech gebogene zylindrische Exemplar, in dessen Innerem er Textilreste fand, für ein Beleuchtungsinstrument.777 Elek Kada veröffentlichte aus Grab 203 des Gräberfeldes Gátér (Abb. 79.5.) eine Tube, die am oberen Rand gerippt gesäumt und auf der Deckplatte mit einer Schlaufenöse versehen war, L.: 6,7 cm, Durchm.: 1,2 cm.778 In ihrem Inneren fand er Holzreste und bezweifelte deshalb, daß es ein Beleuchtungsinstrument gewesen sei. Aus Grab 6 von Kiszombor „O" Gräberfeld publiziert Dezső Csallány ein zylinderförmiges, aus Silberblech gefertigtes, fragmentarisches Futteral mit 3,6 cm Länge und 1,6 cm Durchmesser, zu dessen oberem Ende ein mit Öse versehenes Deckblech gehörte.779 Die Funde kamen in der Höhe der Ellenbogen über Wirbeln, unter silbernen und eisernen Toilettegegenständen zum Vorschein, die sich seiner Annahme zufolge in einem um den Hals gehängten Leinenbeutel befunden haben könnten. Er setzt die Funde des Grabes zu den frühawarischen und germanischen Frauengräbern mit Toilettebestecken in Beziehung, den Geräten aber schreibt er byzantinische Herkunft zu. Ebenfalls von D. Csallány wird unter den Funden des Grabes 170. des Gräberfeldes Deszk D ein aus Bronzeblech gefertigtes Röhrchen erwähnt,780 das in seine Bestandteile zerfiel und deren Deckel eine mit Schlaufe versehene Blechscheibe war. Aufgrund des pyramidenförmigen gepreßten Ohrgehänges, des Silberlöffels, des langen dolchartigen Eisenwerkzeugs bringt er die Funde des Frauengrabes mit den reichen Frauenbestattungen mit Toilettebestecken, insbesondere dem Grab 6 von Kiszombor „O" Gräberfeld in Zusammenhang, wobei er aber anmerkt, daß sich die Funktion eines Großteils der Gegenstände nicht mit Sicherheit feststellen läßt.781 In der Reihe der Funde mit fraglicher Bestimmung nennt er auch die Silbertube mit einem Durchmesser von 1,5 cm des Fundes von Bácsújfalu. Ähnliche Röhrchen lassen sich in den Fragmenten aus Grab 7 des Gräberfeldes Deszk „T" und aus Grab 17 des Gräberfeldes Kiszombor „E" vermuten,782 die in Frauengräbern ebenfalls unter anderem in Beglei777. BÖRZSÖNYI: 1904, 39, 778. KADA: 1906, 212, Grab 203. 779. CSALLÁNY: 1939, 6, 37, 28. 51-52, Taf. V. 10. 780. CSALLÄNY: 1943, 162. 781. CSALLÁNY: 1943, 165. CSALLÁNY: 1953, 139, Taf. XXXIII. 17. 782. Funde im Móra Ferenc-Museum zu Szeged. 194