H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

ut. zuzuordnen.754 Ebenfalls eingeritzte Verzierungen trägt das birnenförmige Stück aus Grab 104 des Grä­berfeldes Dunaradvány (Radvan nad Dunajom).755 Ein kugelförmiges Peitschenende fand sich im Grab 76. von Kisköre,756 eines mit Kugelform und Furchenzier in Grab 159. eines Mannes mit gepreßtem Gürtel im awarischen Gräberfeld Halimba (Abb. 78.2.),757 das am ehesten an die gefurchten Goldblechkugeln unse­res Fundes von Kunbábony erinnert. Eine gequetscht Kugelform hat das Stabende aus Grab 134 des mittel- und spätawarischen Gräberfeldes Sükösd-Sägod.758 Ähnlichen Alters scheinen die tonnen- bzw. gestreckt kugelförmigen Exemplare aus den Gräbern 59 von Aradka (Aradac) und 130 von Verbäsz (Vrbac)759 mit ärmlichen Beigaben zu sein. Das letztgenannte Stück rekonstruierte der Ausgräber aufgrund der ringförmi­gen Abschlüsse als Mundstück eines Trinkbehälters. Eine ringartige Verdickung ist auch an dem gestreckt birnenförmigen Stabende aus dem Reitergrab 129. des Gräberfeldes Várpalota zu sehen.760 Einen ähnli­chen Typus vertritt das mit tiefen Furchen versehene, gedrehte Exemplar aus dem reichen aber gestörten Reitergrab des Gräberfeldes Hortobágy-Árkus.761 Den Griff dieser Peitsche muß Goldfolie in Rhombennetz­muster bedeckt haben. Von außerhalb des Karpatenbeckens kennen wir aus einem spätawarischen Reitergrab in Tirgsor (Ru­mänien) ein gedrückt kugelförmiges Stabende mit zylindrischem Hals.762 Als Parallele aus Mittelasien wäre das kugelförmig abschließende Exemplar mit sechseckigem Hals anzuführen, das im Kenotaph Nr. 58/IV. eines mit Silbergefäß und Pferd bestatteten Vornehmen in Mongun-Taiga zum Vorschein kam,763 während das Stück aus Kuraj dem Exemplar von Aradac näher steht.764 In einheimischer Relation ist das zusammen mit spätawarischen Gürtelbeschlägen im Grab „A" eines Vornehmen in Balatonszőlős (Abb. 78.3.) gefundene Löwenkopf-Stabende mit zylindrischem Hals das bis­her einzige tierköpfige beinerne Stabende.765 Bessere Parallelen zu den Halterungsfortsätzen mit gegenein- andner gewendeten Löwenköpfen unserer gegosse­754. ROSNER: 1975-1976, 88, Taf. V. 1. 755. CILINSKA: 1970, 59, Abb. 2. 7. 756. GARAM: 1979, Taf. 15. 65. 757. TÖRÖK: 1969, 84, Abb. 2.12. 758. Nicht publizierte Funde, für die Angabe danke ich der Ausgrä­berin Erika Wicker herzlich. 759. NAGY: 1959, Taf. XI. 1. NAGY: 1971, Taf. XXV. 130. 3. 760. NÉMETH: 1969, 179, Taf. IV. 3. 761. H. TÓTH: 1960, 73. 762. DIACONU-DIACONU: 1962, 166, Abb. 3. 763. CRAC: 1960, 138, Abb. 86. 764. KISCHELJEW: 1949, 289, Abb. 2. 765. NÉMETH: 1969, 155-156. nen Riemenzungen stellt das in Grab „L" des spätawa­rischen Gräberfeldes von Orosháza-Bónum zum Vorschein gekommene Paar Phaleren dar.766 Die For­mung dieser Löwenköpfe mit offenem Maul läßt sich ebenso auf fernasiatische Vorbilder zurückführen wie das knöcherne Peitschenende aus Balatonszőlős. In der Fundpublikation werden als damit verwandte Stücke der ungarischen Landnahmezeit das Stabende mit Watvogelkopf von Szabadbattyän767 und das Stabende mit Eulenkopf aus Hajdüdorog768 erwähnt, die in der Literatur als Schamanen-Stabend- en bekannt sind. Außer ihnen führt die Publikation auch ein scheibenförmiges gedrehtes Stabende der Landnahmezeit aus Kenézlő an.769 Von der bisherigen Forschung wurde also überwie­gend bestätigt, daß der Großteil der awarenzeitlichen Beinkugeln nicht als Zepter, sondern als Zierden der Enden von Peitschen, Reitgerten zu betrachten ist. Umso interessanter ist es, daß unter den von Herodo- tos erwähnten Zepterformen, auf die auch Gyula László verweist, im Gräberfeld von Sarkéi (Abb. 78.1.) auch ein adlerköpfiges Stabende erscheint.770 Der leicht angehobene Vogelkopf mit seinem gekrümm­ten Raubvogelschnabel und der längere zylindrische Schaftteil mit der Bohrung unterhalb des Kopfes le­gen eindeutig Zeugnis davon ab, daß man ihn ähn­lich wie unsere einheimischen Pferdepeitschen am Handgelenk trug. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die Peitschenenden - darunter die Kugelformen771 - un­ter unseren frühawarischen Funden Vorkommen, im mittelawarischen Zeitraum aber häufiger werden und an der Schwelle zur Spätawarenzeit auch die birnen­förmigen, darunter gedrehten Typen auftauchen. Tierköpfige Stabenden sind erst in der spätawari­schen und anschließend in der landnahmezeitlichen Periode anzutreffen, und gezeigt hat sich ferner, daß man unter den Funden ähnlichen Alters aus Mittel­asien bzw. Osteuropa nicht nur ihre Vorbilder, son­dern sogar ihre genauen Analogien findet. Über ihren Ursprung kann also kein Zweifel bestehen. Im Kreise der awarischen Fürstenfunde des 7. Jh. stellt - da wir unter ihnen kein tierköpfiges Peitschen­766. JUHÁSZ: 1989, 543. 767. FEHÉR: 1957, 293, 295, Abb. 5. NÉMETH: 1969, 155-156, 159, Abb. 10. 768. DIENES: 1972, 50. Abb. 71-72 769. FETTICH: 1931, 106, Abb. 59. 770. PLETNEWA: 1958, 40, Abb. 26. 771. Von I. Bóna wurde ich darauf aufmerksam gemacht, daß aus neueren Erschließungen stammende Stabenden zum Großteil noch unveröffentlicht sind. Von seinen eigenen Ausgrabun­gen erwähnte er den Fund von beinernen Kugelstabenden aus den frühawarischen Gräbern 108 und 132 des Gräberfeldes Rácalmás-Rózsamajor. Für die Angaben möchte ich mich auch auf diesem Wege bedanken. 193

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